OX 6 – Upgrade von OX 6.20.7 auf OX 6.22.1 unter OS 12.2

Habe mich seit längerem nicht mehr um Upgrades des bei mir unter Opensuse 12.2 laufenden OX 6 kümmern können. Mein letzter Schritt war im letzten Jahr ein Update auf die Version 6.20.7 gewesen. Seitdem hat sich doch einiges geändert und demnächst steht auch die OX 7 App Suite vor der Tür.

Mögliche Upgrade-Pfade

Laut den Infos auf den einschlägigen Open-Xchange Webseiten sind folgende Upgrade-Pfade vorgesehen:

  • v6.20.7 auf v6.22.0 (man beachte die 0 bei der 6.22-er version!)
  • v6.22.x auf OX App Suite 7

Siehe hierzu:
http://oxpedia.org/wiki/index.php?title=Update_to_6_22
http://oxpedia.org/wiki/index.php?title=AppSuite:Upgrade_from_6.22_for_SLES11

Alle Wege führen also zwingend über die Version 6.22.0 !

Version 6.22 klingt harmlos. Diese Applikation bringt allerdings gegenüber den Versionen 6.20.X wesentliche Neuerungen mit sich. Insbesondere die Aufsplittung der Repositories für Server-Komponenten und das Ajax-Frontend. Zudem werden die bisher 2 Dämonen zum Starten des OX6-Systems zu einem zusammengefasst. Es verschwinden auch etliche der vielen bisherigen Pakete. Offenbar werden hier Änderungen vorgenommen, die in eine noch stärkere Rollenaufteilung zwischen einem komponentenbasierten Backend und mehreren unterschiedlich ausgeprägten Frontends in der App Suite münden werden.

Das machte mir dann doch ein wenig Angst vor einem Update des OX6 unter Opensuse 12.2. Die zugehörigen Infos in den OX-Webseiten entsprechen mehr denen eines echten Upgrades als eines kleineren Updates. Aber die nachfolgende Abbildung beweist, dass alles am Schluss glatt lief. Gezeigt wird der Blick von Kontact/Korganizer auf Kalender-Einträge auf meinem OX6 v6.22.1.

ox622_cal_600

Dennoch gab es ein paar kleinere Hürden zu überwinden, auf die ich nachfolgend eingehe.

Fehlendes Opensuse 12.2 Repository für die als Zwischenschritt erforderliche OX-Version 6.22.0

Unter den Repositories für Opensuse 12.2 findet man zwar bereits ein Verzeichnis für die App Suite. Das enthält aber noch keine Dateien. Also wollte ich auf meinem Opensuse 12.2-System zunächst nur das sowieso erforderliche Upgrade auf die Version v6.22 vornehmen.

Nun drohte dieses Vorhaben daran zu scheitern, dass sich im Moment kein Opensuse 12.2 Repository mit RPMs zur OX Version 6.22.0 mehr finden lässt. Vorhanden ist nur ein Repository zur Version v6.22.1. Dorthin führt aber z.B. von OX 6 V6.20.7 kein direkter Weg !

Umweg über ein 6.22.0 Repository für den SLES 11

Ich habe dann notgedrungen das Experiment gewagt, ein Repository für den SLES 11 zu benutzen. Ein solches Vorgehen ist nicht risikofrei. Bevor andere das nachmachen, empfehle ich unbedingt ein Backup der OX6 Datenbank auf seinem MySQL-Server, ein Backup der OX6-Verzeichnisse auf dem Apache-Server und ein Backup der OX6-Dateien – bei mir unter “/opt/open-xchange”.

Das von mir genutzten SLES11-Repositories findet man unter:
OX 6.22.0 Backend: http://software.open-xchange.com/OX6/6.22/6.22.0/backend/SLES11/
OX 6.22.0 Frontend: http://software.open-xchange.com/OX6/6.22/6.22.0/
frontend/SLES11/

Diese Repositories bindet man in die Paket-Verwaltung unter YaST2 ein. Unter YaST2’s Software-Update-Modul wechselt man dann am besten in die Ansicht für die “Installationsquellen”. Dort prüfe man für das Repository zum OX6-Backend und im Repository zum Frontend, welche Pakete als update-fähig angezeigt werden und hake die Einträge entsprechend ab. (Weiter unten findet man 2 Listen zu den erforderlichen Paketen). Man wundere sich beim Auflösen der Paketabhängigkeiten durch YaST2 nicht, dass dann sehr viele alte Pakete für als zu löschen markiert werden. Das hat tatsächlich seine Richtigkeit!

Ändern des OX6-Daemon-Starts über den Run-Level-Editor

Nachdem der Update gelaufen ist, muss man den Start des OX6-Daemons ändern. Die ursprünglich 2 Dämonen für die OX6-Groupware und die OX6-Administration sind nun zu einem Dämon zusammengezogen worden. Man nimmt die Änderungen am schnellsten über den YaST2-Runlevel-Editor vor. Ja, das geht auch unter den neuen systemd-Verhältnissen. YaST2 übersetzt die alten sysvinit-Angaben für diese konventionellen LSB-Applikationen unter systemd schon passend:

update_ox622_daemon_600

Nach dem Update funktioniert der OX6-Login über die Web-Oberfläche erstmal nicht – 503-Fehler

Hat man den OX6-Groupware-Server dann erneut gestartet, darf man sich ein kleines Frustrationserlebnis abholen. Versucht man sich nach den bisherigen Operationen auf dem OX6-Server über die OX6-Weboberfläche einzuloggen, so geht das schief. Egal, welchen User man probiert, man erhält eine “503-Meldung”: “Service temporarily not available”.

Zusätzlich tauchen in den OX6-Logs Fehlermeldungen zu fehlenden Sprachfiles auf.

Bevor du nun das Fluchen anfängt:
Prüfe erstmal, ob die Anbindung der Kalender-Clients unter OX6 funktioniert! Von dort klappt nämlich die Anbindung zum backend anstandslos, wie ich überrascht feststellen musste. So schlimm konnte der Fehler also nicht sein. Einige Minuten später stellte sich nach einem Blick auf den Webserver folgendes heraus:

Der Fehlschlag mit der OX6-Web-GUI liegt daran, dass für das 6.22-Frontend neue Pakete installiert werden müssen! Sieht man sich unter den OX6-Verzeichnissen seines Apache-Servers mal die Datumsangaben der installierten OX6-Files an, so wird man feststellen, dass der bisherige, oben beschriebene Update-Prozess die HTML- und Javascript-Files der früheren 6.20-Installation nicht angetastet hat. Der alte Client passt aber schlicht nicht zum neuen Backend! Wir korrigieren dieses Problem gleich im Zuge eines Upgrades auf die Version 6.22.1!

Upgrade auf die Version OX 6.22.1

Wir deaktivieren unter YaST2’s Paketverwaltung nun die OX 6.22.0-Repositories. Zusätzlich binden wir die aktuellen OX6-Repositories für OS 12.2 ein:

http://download.opensuse.org/repositories/server:/OX:/ox6.22:/frontend/openSUSE_12.2/
http://download.opensuse.org/repositories/server:/OX:/ox6.22:/backend/openSUSE_12.2/

Und nun stellen wir folgende Listen an Paketen für den Upgrade zusammen:

OX6-Backend (V6.22.1)
update_ox622_backend_600

Hier kommt zu den bisherigen Paketen eines für
die “de_DE”-Sprachunterstützung des Backends hinzu: open-xchange-l10n-de-de.

OX6-Frontend (V6.22.1)
update_ox622_frontend_600

Dies sind etliche Pakete mehr als beim Upgrade zu v6.22.0 ! Am wichtigsten ist das Paket “open-xchange-gui” ! Hinzu kommen Pakete zur deutschen Sprachunterstützung sowie zu Hilfe-Funktionen. Benötigt werden außerdem separate Pakete für die E-Mail-Account-Verwaltung und Plugin-Wizards:

open-xchange-gui-help-plugin, open-xchange-gui-help-plugin-gui, open-xchange-gui-l10n, open-xchange-gui-l10n-de-de, open-xchange-online-help-de-de, open-xchange-gui-themes-default, open-xchange-gui-loading-theme-default, open-xchange-gui-login-theme-default, open-xchange-gui-mail-accounts-plugin, open-xchange-gui-wizard-plugin, open-xchange-gui-wizard-plugin-gui

Man führe dann per YaST2 den Update zu diesen Paketen durch. Ein kurzer Blick auf den Webserver zeigt danach, dass dort jetzt aktuelle OX6-Web-GUI-Files mit einem neueren Datum vorliegen. Ferner ist jetzt auch das Verzeichnis “/opt/open-xchange/i18n” gefüllt.

Und jetzt klappt endlich auch der Web-Login für den OX6!

ox622_mail_600

Das Bild zeigt den Zugriff auf einen (separaten) IMAP-Server über den OX6! Der WE-GUI-Zugriff auf die im OX6 selbst verwalteten Kalender-Einträge, Aufgaben, den Infostrore, etc. funktionierten bei mir ebenso völlig anstandslos wie der Rest der upgedateten Web-GUI!

Ich musste nur bei einem einzigen User in die Datenbank eingreifen und dort den Email-Account für die Unified Mail (“unifiedinbox”) löschen. Bevor ich das tat, verweigerte OX6.22 für diesen speziellen Account jegliche Mail-Anzeige und deaktivierte das Mail-Modul. Die Ursache blieb unklar; aber das war mir auch egal, da dieser lokale Account sowieso nicht benutzt wurde. Bei keinem anderen User trat ein solches Problem auf!

Erfolgreicher Check des OX6-Zugriffs mit Kontact-Komponenten von KDE 4.10

Bleibt abschließend nur, den Zugriff von Kontakt/Organizer und vom Kontact/Addressbook (eiens aktuellen KDE 4.10) auf den OX6.22 zu prüfen. Der Zugriff läuft über Akonadi und da ist man bekanntlich nie vor Überraschungen gefeit.
Aber: Alles funktionierte auf Anhieb und ohne jede Änderungen oder Eingriffe. Der OX6-Konnektor von Akonadi funktioniert also auch mit OX 6.22.1 ! Interessant, dass auch die “Address Auto Completion” von Kmail 4.10 beim Zugriff auf das OX6-Adressbuch keine größeren Zicken machte. Soweit ich sehen kann, werden die vorhandenen Adressen genauso gut (oder schlecht) wie zuvor angezeigt. Sehr gut funktionierte CUH der Web-Dav-Zugriff auf die Verzeichnisse des InfoStore über Dolphin!

Geht doch !