Opensuse Leap 42.2, Android, KDE, Dolphin – Dateitransfer mit MTP – Probleme und mögliche Ursachen

Vor einiger Zeit habe ich auf einigen Geräten ein Upgrade auf Leap 42.2 vorgenommen. Das lief alles ganz OK. Nun wollte ich von einem der betroffenen Laptops Dateien auf ein Smartphone übertragen. Dabei stolperte ich bei Einsatz von “MTP” und dem zugehörigen kio-Slave “kio_mtp” unter KDE in ähnliche Probleme, wie sie unter den folgenden Links beschrieben sind:

http://linux-club.de/forum/viewtopic.php?t=121313
https://forums.opensuse.org/showthread.php/526021-Erneute-Probleme-beim-Zugriff-auf-Android-Smartphone-via-MTP
https://forums.oneplus.net/threads/zugriff-auf-daten-ueber-computer.598702/

Ich weiß nicht, ob meine Problem die gleichen Ursachen hatten, wie bei meinen Leidensgenossen – aber die nachfolgenden Punkte sind jedenfalls der Beachtung wert.

Typischer fehlerhafter Verlauf beim Einsatz von “mtp” unter KDE

Fehler 1: Zugriff auf das erkannte Smartphone führt zu keiner Verzeichnisanzeige unter Dolphin

Man schließt das Smartphone an; es kommt zuerst eine Freigabeaufforderung auf dem Smartphone. Danach öffnet man Dolphin – und dann kommt da erneut eine Warnhinweis, dass man das Smartphone freigeben/entsperren müsse; tatsächlich erscheint am Phone eine neue Aufforderung. Die bestätigt man und schließt danach das Popup in Dolphin. Anschließend lädt und lädt Dolphin den Ordnerinhalt angeblich – es passiert aber weiter nichts und zur Anzeige der Speichermedien des Smartphones und deren Inhalte kommt es nie.

Fehler 2: Dolphin kann aus dem Gerätemanager heraus nicht gestartet werden

Ein weiterer ärgerlicher Punkt war in meinem Fall der, dass unter der Geräteüberwachung zwar Dolphin-Icons als Optionen für “Aktionen” angezeigt wurden; ein Klick darauf führte aber jedesmal zu einer Fehlermeldung, die man wegklicken muss. Dolphin öffnet sich dann aber nicht.

Ein solches Verhalten macht einen wahnsinnig; im besonderen, wenn man unter Zeitdruck steht und man weiß, dass früher alles schon mal funktioniert hat. In meinem Fall halfen mir “kde-connect” und die zugehörige App auf dem Smartphone aus der unmittelbaren Patsche heraus, weil beide Geräte (Laptop, Smartphone) sich zufällig im selben WLAN befanden. In unserer Firma gibt es aber Geräte, die aus Sicherheitsgründen in anderen WLAN-Netzen als die Smartphones hängen. Da hilft KDE-Connect nichts. Nun kann man auf SSH-/FTPS-Verbindungen ausweichen. MTP wäre aber doch so einfach … warum sollte das unter Leap nicht gehen?

Ein paar Experimente

Ich habe dann in meinem Ärger ein wenig rumexperimentiert. Als erster Schritt zur Analyse hilft in einem solchen Fall oft, das Ganze mal mit einem frisch angelegten User oder als User “root” auszuprobieren; Letzteres, um evtl. Rechteprobleme festzustellen.

In meinem Fall reichte schon der erste Schritt: Mit frisch angelegten UserIDs gab es kein größeres Problem mit MTP und einer USB-Kabelverbindung zu unseren verschiedenen Smartphones (LG 2, Samsung Note, Samsung 6). Da lief alles wie erwartet: Anschließen des USB-Kabels an die Linux Workstation, Dolphin öffnen, Android Phone wählen, auf dem Phone die angeforderte MTP-Verbindung freigeben, kurz warten, in Dolphin mit F5 die Ansicht aktualisieren und schließlich durch die Datenträger des Smartphones browsen und Dateien zwischen den Geräten hin und her kopieren.

Workaround

Das brachte mich zu einem ersten Workaround, den ich hier aufliste, weil er vielleicht beim einen oder anderen auch helfen mag. Auf die tatsächlichen
Ursachen der Fehler in meiner Konfiguration gehe ich weiter unten ein.

Man lösche – soweit vorhanden – die Dateien “~/.config/dolphinrc”, “~/.kde4/share/config/dolphinrc” und das Verzeichnis “~/.local/share/dolphin”. Danach funktionierte folgender Workaround relativ zuverlässig:

  • Schritt 1: Anschluss des Smartphone per USB-Kabel an das OS Leap 42.2-Gerät.
  • Schritt 2: I.d.R. kommt keine Freigabeaufforderung auf dem Handy – falls doch: bestätigen.
  • Schritt 3: Geräteüberwachung im Systemtray (Systembereich der Kontrollleiste) öffnen.
  • Schritt 4: Optionen für Android-Gerät anzeigen lassen und auf erstes Dolphin-Symbol klicken.
  • Schritt 5: Fehlermeldung wegklicken und ggf. auftauchende Freigabeaufforderung auf dem Handy positiv beantworten.
  • Schritt 6: Erneut Geräteüberwachung öffnen.
  • Schritt 7: Diesmal auf das 2-te Dolphin-Symbol klicken.
  • Schritt 8: Erneut Fehlermeldung wegdrücken und ggf. Freigabeaufforderung auf dem Handy bestätigen.
  • Schritt 9: Dolphin unabhängig auf dem Desktop öffnen => dort das unter “Geräte” angezeigte > Android-Phone anklicken.
  • Schritt 10: Es werden die auf dem Smartphone verfügbaren Speicherbereiche (Standard “Phone” und (SD-) “Card” angezeigt.

Bei mir tauchte entweder bei Schritt 5 oder bei Schritt 6 eine Freigabeaufforderung auf. Nicht aber zweimal. Die oben beschriebene Schrittfolge ist die einzige, die bei mir zuverlässige Ergebnisse vor den weiter unten geschilderten Maßnahmen produzierte. Der Workaround beseitigte jedoch nicht das Problem des Fehlers beim Klick auf die Dolphin-Symbole in der Geräteüberwachung.

Dieser Zustand ist aus meiner Sicht absurd. Offenbar funktioniert die MTP-Verbindung im Prinzip – aber irgendetwas in der initialen Dialogführung zwischen kio_mtp, Dolphin und dem Android-Phone stimmte einfach nicht.

Lösung 1: Amarok’s MTP-Modul muss abgeschaltet werden!

Ich stelle auf einigen meienr Geräten entweder Amarok und Clementine beim KDE-Start zur Verfügung. Sowohl auf dem Laptop als auch auf der Workstation waren nach dem Start von KDE Amarok aktiv. (Auf er Arbeitstation übrigens, weil ich mich gerade mal wieder mit Pulseaudiio herunmschlage. Dazu mehr in einem kommenden Beitrag.)

Es hat mich eine Weile gekostet herauszufinden, dass Amarok standardmäßig das Modul “MTP-Sammlung” aktiviert. Nun stammt Amarok aus KDE4-Zeiten. Das Modul ist offenbar nicht mehr mit der aktuellen KDE5-Umgebung kompatibel oder interferiert in unzulässigerweise mit über “udev” festgelegten Reaktionen auf MTP-Ereignisse.

Also unbedingt im Dialog “Amarok >> Einstellungen >> Amarok Einrichten >> Module” das Modul “MTP-Sammlung” deaktivieren !

Dass dieses Modul wirklich Ungutes tut, kann man dadurch ausprobieren, dass man bei aktiver MTP-Verbindung das Modul mal wieder aktiviert! Viel Glück …

Lösung 2: KDE-Einstellung unter Standardanwendungen überprüfen

Mein zweiter Fehler hatte damit zu tun, dass ich irgendwann mal “PCManFM” als Dateimanager installiert hatte. Der hatte sich dann selbst in den KDE-Einstellungen als primärer Manager für die Dateiverwaltung hinterlegt. Das funktioniert aber nicht mit der KDE-Geräteüberwachung. Also unter
“systemsettings5 >> Anwendungen >> Standardanwendungen >> Dateiverwaltung” Dolphin als Standard-Dateimanager festlegen.

Schließe ich nun eines unseres Android Smartphones an die Linux-Geräte an, auf denen das erlaubt ist, so funktioniert MTP wieder schnell und flüssig – egal ob an einem USB2.0 oder 3.0-
Anschluss.

Fazit

Plugins oder Module von Applikationen, die MTP-Ereignisse erkennen und auf die dahinter liegenden Geräte zugreifen wollen, kommen als potentielle Ursachen von Problemen mit MTP-Verbindungen unter KDE und Dolphin in Frage. Unter Opensuse Leap 42.2 gilt das auf jeden Fall für das MTP-Modul von Amarok. Es ist aber gut vorstellbar, dass auch andere Anwendungen ähnliche Probleme, wie oben diskutiert, zeitigen können. In Frage kommen vor allem Multimedia-Anwendungen. Der KDE-User sollte hierauf eine Auge haben und nach der Installation solcher Anwendungen Tests zu MTP-Verbindungen durchführen.

Viel Spaß weiterhin mit Dateitransfers zu Smartphones – macht das aber bitte nur auf Geräten, auf denen die impliziten Sicherheitsrisiken einer Smartphone-Anbindung kontrollierbar sind, und nur für User mit minimalen Rechten …