Kmail: (Mit-) Leid mit Outlook-Empfängern

Heute bekam ich es mit einem wütenden Kunden zu tun, der Outlook benutzt. Ich hatte ihm für ein Projekt eine Excel-Datei mit Kalkulationsdaten geschickt. Diese Datei konnte er nicht öffnen. Vielmehr sei Nero mit einer Fehlermeldung am Schirm erschienen, hielt er mir entgegen. Ob ich ihm Musik statt Zahlen verkaufen wolle? Glücklicherweise hatte ich die Mail in Kopie noch an einen anderen Empfänger verschickt, der Thunderbird unter Windows XP benutzt. Letzterer konnte den Anhang – also die Excel-Datei – sofort und ohne Schwierigkeiten öffnen und weiterverarbeiten. (Ein erster aufmunternder Pluspunkt für mein gekränktes Gemüt!)

Wirklich überzeugt hat das meinen Kunden aber noch nicht. Selbst neugierig geworden, bat ich ihn, mir meine Mail zurückzuschicken. Sie enthielt meinen ursprünglichen Anhang tatsächlich in stark modifizierter Form – nämlich als Datei mit der Endung “.dat” und einem von Outlook dazugedichteten Namen. Beim erbosten Kunden führte diese Endung dazu, dass sich Nero öffnete und gleich wieder mit einer Fehlermeldung verabschiedete. (Auf einem Windows-System ohne Nero hätte wahrscheinlich der MS Media-Player versucht, den Anhang darzustellen.) Unter Linux öffnete Openoffice den verunstalteten Anhang übrigens ohne Klagen (Ein zweiter Pluspunkt – ich entspanne mich langsam wieder !).

Mails aus dem Microsoft Outlook/Exchange-Umfeld mit seltsamen dat-Datei-Anhängen kannte ich schon aus alten Lotus Notes und Domino Tagen. Diesmal war die Problemrichtung aber umgekehrt … Und nachdem die Excel-Datei eine Original-Excel-Datei war und nicht eine Datei, die ich mit OpenOffice erstellt und ins xls-Format umgewandelt hatte, kam ich dann doch ins Grübeln.

Was macht mein Kmail hier falsch? Liegt es vielleicht an Einstellungen von Cyrus und Postfix auf meinem Email-Server? Und natürlich stellt sich die Frage: Warum kann Outlook eigentlich eine von einem Microsoft-Programm erzeugten Datei als Email-Anhang nicht richtig verarbeiten?

In meiner Ratlosigkeit habe ich erst mal in den Einstellungen von Kmail gestöbert. Irgendwas mit Outlook hatte ich da doch schon mal gesehen … Und richtig: Unter “Komposer -> Anhänge” fand ich schließlich eine Option zur Outlook-Kompatibilität. Aktiviert man die, so erhält man einen netten und vielsagenden Hinweis der KDE-“Kontakt”-Entwickler:

“Sie haben sich dazu entschieden, die Namen von Anhängen, die nicht-englische Zeichen enthalten, so zu kodieren, dass Outlook(tm) und andere nicht den Standards folgende Programme diese verarbeiten können. Beachten Sie bitte, dass auch KMail in dieser Einstellung E-Mails erstellt, die eventuell nicht den Standards entsprechen und daher Probleme bei E-Mail-Programmen verursachen können, die sich an die Standards halten. Sie sollten diese Option also nur dann aktivieren, wenn es unbedingt nötig ist.”

Das ist wirklich deutlich genug und braucht nicht weiter kommentiert zu werden ! Balsam für die gedemütigte Linux-Seele !

Wie hatte ich doch gleich die Excel-Datei genannt ? Ach ja: “übersicht.xls”. Das war natürlich wenig vorausschauend – ist aber mal passiert.

Nachfolgende Tests und ein paar Recherchen im Internet ergaben:
Outlook hat vielfältige Schwierigkeiten mit der Behandlung von Umlauten (in Adressen, in Anhangsnamen, im Inhalt). Das Problem mit der Behandlung von Umlauten im Namen anhängender Dateien ist ein relativ spezielles. Die Schwierigkeiten rühren wohl daher, dass Outlook – im Gegensatz zu aktuellen Linux-, Apple- und Opensource Mailclients – einen veralteten RFC-Standard für den Transfer solcher Anhänge benutzt. Beim Empfang wandelt Outlook dann die betroffenen Dateien in “.dat”-Dateien mit selbst generiertem Namen um.

Die Aktivierung der Option in Kmail zur Outlook-Kompatibilität hilft denn auch tatsächlich, dieses Problem zu umgehen. Dann schaltet Kmail auf den alten Standard um. Aber will man sich eigentlich dem Diktat unzureichender Software beugen?

nNein: Die viel bessere Lösung ist natürlich, gar keine Dateinamen mit landesspezifischen Umlauten zu verwenden, wenn man als Linuxer über Kmail Anhänge an Kunden verschickt, die Outlook benutzen müssen. (Man muss halt nur wissen, dass es hier überhaupt ein Problem gibt!) Und bzgl. der Option in Kmail sollte man lieber die Warnung beherzigen und sie nicht aktivieren.

Mein Kunde hat inzwischen die schöne Kmail-Warnung und Hinweise auf entsprechende Artikel im Internet als Abendlektüre erhalten. Plus einer Datei namens “uebersicht.xls”. Ich vermute, der Vorgang wird nicht zur Abschaffung von Outlook in der Firma des Kunden führen – aber ein gutes Gefühl bleibt einem als Linux-Anwender am Ende doch.

Bei Kmail habe ich innerlich schon Abbitte geleistet – dort ist diese Sache vorbildlich geregelt und kommentiert. In Thunderbird gibt es übrigens eine entsprechende Option – viel Spaß beim Suchen.

Links:
http://forum.univention.de/viewtopic.php?f=28&t=128
http://www.maczeug.de/page1/page28/page28.html