Erster Check Opensuse 12.3

Der Artikel ist wegen eines laufenden arbeitsintensiven Projektes zwar schon etwas veraltet, aber vielleicht interessiert meine Erfahrungen mit dem Upgrade auf Opensuse 12.3 doch noch jemanden – zumal sie sehr positiv ist und SuSE ein Lob verdient:

Ich war mutig und habe inzwischen auf gleich drei Systemen ein Upgrade von Opensuse 12.2 auf Opensuse 12.3 vorgenommen. Das ging auf 2 Opensuse 12.2 Systemen (fast) wie geschmiert. Ich habe selten ein so problemfreies Upgrade wie auf diesen Systemen erlebt!
Auf einem dritten System (alter Laptop mit Nvidia FX 1500M-Karte gab es größere Probleme mit Nvidia-Treibern – sowohl unter Windows als auch unter Linux). Die ließen sich durch das Zuschalten des Nvidia-Community-Repositories für Opensuse 12.3 lösen. Das wars dann aber auch schon.

Upgrade eines einfachen Server-Testsystems

Das erste System war ein rel. schlankes Testsystem mit einem aktuellen Opensuse 12.2, vielen Server-Komponenten (LAMP, LDAP, KVM, …) und KDE 4.9 – ohne weitere Updates aus anderen Zusatzrepositories – also nur mit Paketen aus dem OSS_Update-Repo von SuSE und dem KDE-Repository. Bzgl. der Grafik-Karte lief vor und nach dem dem Upgrade der Nouveau-Treiber mit einer GTX9800+.

Zu diesem System gibt es hinsichtlich des Upgrades fast nichts zu sagen:

CD rein, 1920×1200-Auflösung und deutsche Sprache wählen, Partition mit dem upzugradenden 12.2-System auswählen, Start drücken und (im falle meiner Paketzusammenstellung) ca. 6,5 GB installieren lassen. Was die SuSE-Installationsroutine dann an Schritten durchführte, ging ohne jede Schwierigkeiten über die Bühne.

Als Bootloader wurde ein vorhandenes Grub2 upgedated. Während der Installation führte die Installationsroutine auf diesem System einen expliziten Neustart durch, bevor die Installation dann in einer zweiten Phase regulär beendet wurde.

Es wurde im Gegensatz zu früheren Installationen auf diesem System kein Kernelstart mit kexec versucht. Es gab vor und nach dem Neustart zu meiner Überraschung und im Gegensatz zu Opensuse 12.1/12.2 keinerlei Schwierigkeiten mit der Grafikkarte und dem Nouveau-Treiber. (Vielleicht sollte der SuSE-Installer das kexec-Spielchen in Zukunft ganz unterlassen?)

Der KDE-Desktop erschien schließlich im neuen SuSE-Layout, Kontact lief mit seinen Anbindungen an 2 Imap-Server (einer im lokalen Netz, einer extern) und an 2 Open-Xchange-Server (OX5, OX6, beide im lokalen Netzwerk) problemfrei. Alles im grünen Bereich. Auch die Nachinstallation eines geeigneten Treibers von der NVidia-Webseite bereitete keine Probleme.

Danach habe ich KDE auf 4.10 upgegradet sowie meine anderen üblichen Repositories geladen und entpr. Updates durchgeführt. No problem – außer den üblichen internen KDE-Themen.

Upgrade eines produktiven Entwicklungs-Systems mit etlichen Serverkomponenten

Ein wenig hakeliger lief es mit einem anderen System, das eine andere Nvidia-Karte (GTX 460) beherbergt und sich bereits auf dem Stand von KDE 4.10.1 befand. Auch hier lief alles glatt bis zum Neustart des Systems. Der wurde hier mit kexec versucht, was nach früheen Erfahrungen fast erwartungsgemäß schief ging. Irgendwie hat auf diesem System das Umschalten der Grafik-Modi mit dem Nouveau-Treiber noch nie geklappt. Es taucht noch die Meldung auf “Der Kernel wird mit kexec geladen”. Dann kommt noch “rcnscd: no such service nscd”. Anschließend reagiert der Schirm nicht mehr. Ich kenne dieses Verhalten seit Opensuse 12.1 auf verschiedenen Systemen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass das bei mir immer dann passiert, wenn vor dem Upgrade eines Systems der proprietäre Nvidia-Treiber von der NVidia-Webseite der aktive war. Irgendwie bekommen SuSE’s Upgrade-Routinenn dann den Wechsel zum Nouveau-Treiber nicht hin.

Das System läuft trotz
eingefrorenem Schirm allerdings weiter und installiert auch brav weiter. Man lausche ein wenig auf die Festplatten (soweit noch vorhanden und nicht durch SSDs ersetzt), warte bis die Aktivitäten aufhören und probiere dann mal CTRL-ALT-DEL. In meinem Fall half das. Das System fuhr runter, startete neu, zeigte mir ein Grub1 im neuen dunklen Opensuse-Look und ließ mich dann das neue OS 12.3-System (Desktop-Kernel) hochfahren. (Netterweiser gibt es im Grub1-menü auch eine Verzweigung in ein Grub2-Menü).

Auf diesem System erscheinen dann, wenn man die Startmeldungen von systemd und den LSB-Init-Skripten verfolgt (CTRL-ALT-F1), Fehlermeldungen zum Start von VMware (logisch, das muss ja erst neu kompiliert werden). Und dann stoppt der Prozess des Hochfahrens beim Versuch, die grafische Oberfläche zu starten.

Ein “CTRL-Alt-F2” bringt mich allerdings auf ein nutzbares Konsolenfenster. Von dort kann ich sshd starten. Dann kopiere ich mir von einem anderen Rechner per “scp” einen aktuellen Nvidia-Treiber aufs System. Achtung: Bei mir ging mit dem Kernel 3.7.10 nur die Version 310.40 des Nvidia-Treibers. Ältere Versionen bringen im Zuge der Nvidia-Installationsroutine Fehlermeldungen zu fehlenden Header-Dateien. Zur Sicherheit setze ich als Kernelparameter über YaST “nomodeset”, installiere den NVidia-Treiber und starte das System neu.

Alles läuft – die grafische Oberfläche von SuSE erscheint. Das gesamte System ließ sich dann anstandlos über diverse Repositories hinsichtlich aller Desktop- und Server-Komponenten (LAMP-Entw.-System) auf den neuesten Stand bringen und läuft nun unter KDE 4.10.2. VMware-Workstation musste ich auf die Version 9.0.2 bringen, damit die sich für den neuen Kernel kompilieren ließ. Jetzt laufen auch Win XP und Win 7 wieder im Fenster mit. Mit virtuellen Linux-Maschinen unter einem upgedaten KVM hatte ich keinerlei Probleme.

Etwas unangenehme Schwierigkeiten bereitet mir auf diesem System gerade eine vorhandene Open-Xchange 6.22-Installation. Der OX 6.22 Daemon lässt sich seit den letzten Paketupdates auf meinem System nicht mehr mit systemd (“systemctl start open-xchange”) oder “rcopen-xchange” starten. Es hilft nur ein Wechsel in das Verzeichnis /etc/init.d und dort ein manueller Start mit “./open-change start”. Das Problem ist sowohl an Open-Xchange wie auch Novell gemeldet (https://bugzilla.novell.com/show_bug.cgi?id=813767). Das Server-Backend von OX 6.22. läuft übrigens trotzdem – von Kontact aus kann man problemfrei zugreifen. Nur die OX6-Web-Dienste gehen nicht ohne den Workaround des manuellen Starts mit “./open-xchange start”.

Upgrade eines alten Dell-M90-Laptops mit alter Nvidia FX 1500M Quadro

Opensuse 12.3 habe ich auf diesem System von Opensuse 12.1 aus upgegraded. Das lief problemfrei – bis auf den Nvidia-Treiber. Meine übliche Strategie, einen Treiber von der Nvidia-Web-Seite zu nehmen, funktionierte hier gar nicht. Der Treiber 310.40 unterstützt die alte Karte nicht mehr – ältere Treiber melden dagegen Probleme mit Header-Dateien. Hier ist Nvidia offenbar zu faul, noch was für Besitzer älterer Karten in Hinblick auf 3-er Kernelversionen von Linux zu tun. Als hilfreich und zeitsparend erwies es sich dann, auf die Treiber des Opensuse Nvidia-Repositories zurückzugreifen. Der im Paket “nvidia-gfxG02-kmp-desktop” enthaltene Treiber funktioniert anstandslos mit der Quadro FX 1500M. Alle anderen Systemkomponenten des alten Dell M90 wurden durch Opensuse 12.3 anstandslos, auf Anhieb und perfekt unterstützt. Super!

Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich auf diesem Laptop-System aus Projektgründen auch Windows 7 (64Bit) als Dual-Boot-Option installieren musste. Win 7 (64Bit) bootet zugegebenermaßen zwar rasch und ist insgesamt spürbar schneller als XP – aber die Installation erwies sich hinsichtlich von Treibern als viel, viel größeres Problem als das Linux-Upgrade.

Ich musste Zusatztools installieren, um überhaupt an
geeignete Treiber für etliche Systemkomponenten zu kommen. Die Windows-Installation (natürlich ohne Serverkomponenten) kostete mich insgesamt etwa doppelt so viel Zeit wie der Opensuse 12.3 Upgrade. Und – ehrlich – der Windows 7 Desktop wirkt nicht nur langweilig – er ist es gegenüber modernen Linux-Desktops auch. Man muss sich die Tortur mit Windows doch immer mal wieder antun, damit man wieder mal weiß, was man an einem modernen Linux-System hat!