Ausgehende HTTP-Anfragen von E-Mail Servern, Spamassassin und sa-learn

Es ist grundsätzlich gut, Server abzuschotten. Das gilt natürlich auch für E-Mail-Server unter Linux. Wie meine Leser wissen, ist meine Politik dabei regelmäßig die, nicht nur eingehende sondern auch ausgehende Verbindungen kritischer Systeme so weit wie möglich einzuschränken.

Vor kurzem hatte ich deshalb die Möglichkeiten für Verbindungen von unseren (virtualisierten) Mailservern im LAN ins Internet weiter begrenzt. Das führte dann leider zum Ausfall des Spamassassin-Daemons auf einem Server; da auf dem betroffenen System AmaVis nicht lief, hatte das durchaus spürbare Konsequenzen. Der Grund für den Ausfall ist vielleicht auch für andere Freelancer und Entwickler interessant, die eigene Mailserver im Hausnetz betreiben.

Notwendige ausgehende Verbindungen

Zur Sicherstellung der Kern-Funktionalitäten eines Mailservers im eigenen LAN (mit virtualisierten Segmenten) sind ja eigentlich nur sehr wenige ausgehende Verbindungen erforderlich:

  • Man muss Mails von Servern diverser Provider oder ggf. auch eigenen Servern, die im Internet positioniert sind, abholen. Das ist unter Linux durch Nutzung von Fetchmail und des IMAP- oder POP-Protokolls möglich.
  • Man muss Mails über Relay-Server bei Providern (oder eigene Relay-SMTP-Server im Internet) versenden. Hierzu reicht ein eigener MTA im LAN, der SMTP beherrscht. Unter Linux kommt etwa Postfix in Frage.

Die zu adressierenden Server sind von ihrer Anzahl her in der Regel überschaubar. Die zu nutzenden Ports ergeben sich aus der Absicherung der Verbindung mit STARTTLS/TLS/SSL – je nachdem, was der Provider so anbietet. Also kein Problem mit der Begrenzung der Verbindungsaufnahme durch einen Perimeter-Paketfilter im Segment der Mailserver und/oder an der LAN-Grenze vor dem Router ins Internet. (Natürlich kann auch eine lokale Firewall auf dem Linux-Host die Filterung stützen.)

Natürlich sind das aber nicht alle ausgehenden Verbindungen eines MTA wie Postfix im LAN. Hinzu kommen ggf. auch Verbindungen zu MDAs im LAN – etwa Dovecut oder Cyrus. Oft genug sitzen die aber auf demselben Linux-Host oder im gleichen LAN-Segment. Diese zu Systemen im LAN ausgehenden sowie auch eingehende Verbindungen durch Mail-Clients sind in einem strukturierten, segmentierten LAN leicht durch interne Firewalls an der Grenze von Segmenten zu kontrollieren.

Zusätzliche HTTP- odr HTTPS-Verbindungen ins Internet

Leider reicht eine Begrenzung auf Zieladressen von definierten IMAP- und SMTP-Servern im Internet nicht. Der Hauptgrund ist folgender:

Der Linux-Host, der den Unterbau für die Mail-Server-Komponenten (z.B. Postfix, Dovecot, Cyrus, Amavis, Spamassassin, Virusfilter plus TLS-, SASL-, LDAP-Komponenten) stellt, muss als solcher regelmäßig upgedated werden. Für den Freelancer ist die bequemste Methode sicher die, sich die notwendigen Pakete über einen Paketmanager von Repository-Servern des Linux-Distributors seines Vertrauens oder entsprechenden Mirror-Servern herunter zu laden. Auch die Anzahl solcher Server ist begrenzt. Typischerweise kommt für den Pakettransfer das HTTP- oder das HTTPS-Protokoll zum Einsatz. Aus Sicherheitsperspektive gibt es Vor- und Nachteile beider Varianten (sichere Server-Authentifizierung vs. nicht mehr einsehbarer Datentransfer über die nach außen initiierte Verbindung). In jedem Fall kann man aber auch hier die Zieladressen begrenzen UND den HTTP(S)-Kanal ggf. nur zeitweise öffnen. Konsequenterweise habe ich ausgehende HTTP(S)-Verbindungen der Mail-Server beschnitten.

Erwähnt sei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber auch Folgendes:

Je nach Ausbau der Spam- und Virus-Bekämpfung kommen weitere Komponenten ins Spiel (Spamassassin, Razor2, Pyzor, …). Dieser Punkt ist dann schon ein wenig heikler. So schön und hilfreich Razor2 und Pyzor von ihrer Grundidee her auch sein mögen; man überträgt bei der Nutzung
solcher Dienste mindestens mal Hashes, die Inhalte in besonderer Weise differenzieren und vergleichbar machen; im ersten Fall an kommerzielle und abgeschottete Server in den USA. Genutzt werden im Fall von Razor2 die TCP-Ports 2703, ggf. auch Port 7 für ausgehende Verbindungen. Pyzor nutzt UDP-Port 24441; ich möchte mich hier nicht weiter über Sicherheitsprobleme offener UDP-Kanäle auslassen :-). Im Zuge der DSGVO sollte man beim Mailaustausch mit Kunden aber in jedem Fall mal nachfragen, ob der Kunde das Versenden von Hashes zu seinen Mails an Razor/Pyzor-Server erlauben will.

Ich betreibe deswegen eine eigene (virtualisierte) Mail-Server-Instanz für den kritischen Mailaustausch mit Kunden; dabei nutze ich ferner spezielle Mail-Accounts bei Providern. Der zugehörige MTA unterlässt den Einsatz von Razor2/Pyzor; das ist sinnvoll, da von Kunden ja hoffentlich keine SPAM-Mails kommen.

Hinweis: Deaktivieren muss man die Nutzung von Razor/Pyzor im Rahmen von Spamassassin übrigens durch Auskommentieren folgender Zeilen in der Konfigurationsdatei “/etc/mail/spamassassin/v310.pre” (die kennt auch nicht jeder 🙂 ):
“loadplugin Mail::SpamAssassin::Plugin::Razor2”     und     “loadplugin Mail::SpamAssassin::Plugin::Pyzor”.

Von Bedeutung sind bei Einsatz eines Virenscanners auch auch ausgehende HTTP(S)-Verbindungen zu Update-Servern. Im Fall von clamav etwa zu: db.de.clamav.net, database.clamav.net.

Fehler beim Start des Spamassassin-Dämons “spamd” wegen “sa-learn

Wir nutzen auf unseren Linux-Systemen primär Spamasassin zur Spam-Bekämpfung. Abhängig von der Linux-Distribution, vom Einsatz von AmaVis und eigenen Einstellungen wird auf einem Mailserver dabei der Spamassassin-Daemon gestartet oder nicht.

Amavis nutzt Spamassassin über ein eigenes internes (perl-basiertes) Modul (siehe https://wiki.centos.org/HowTos/Amavisd oder https://help.ubuntu.com/community/PostfixAmavisNew). Obwohl spamd für Amavis nicht gestartet werden muss, greift AmaVis aber auf die vorhandene Spamassassin-Installation und bestimmte zugehörige Einstellungen zu; u.a. Update-Einstellungen (s.u.). Man darf die Spamassassin-Pakete also nicht deinstallieren, wenn man AmaVis in seinen MTA integriert.

Zudem bietet eine zusätzlich laufende Instanz des Spamasassin-Daemons weitere Filtermöglichkeiten, die man etwa im Rahmen von procmail nutzen kann. (Siehe hierzu etwa https://serverfault.com/questions/845712/what-to-do-with-spamassassin-after-installing-amavis und die dortigen Kommentare).

Auf einem meiner Mail-Server wird der Spamassassin-Dämon “spamd” jedenfalls explizit gestartet. Nach dem letzten Hochfahren der betreffenden (virtuellen) Server-Instanz musste ich allerdings ein komisches Verhalten der gesamten Mail-Installation feststellen, was sich nach ein wenig Analyse auf den gescheiterten Start des “spamd“-Dämons zurückführen ließ. Was war da los?

Ich musste eine Weile graben, bis mir klar wurde, dass das Starten des spamd-Services auf einem Suse-Unterbau einige Dinge ablaufen, die man bei der KOnfiguration von Paketfilter-Einstellungen besser nicht vergessen oder ignorieren sollte:

So zeigt die systemd-Service-Konfiguration für “spamd” etwa Folgendes:

mymails # cat /usr/lib/systemd/system/spamd.service
# This file is part of package amavisd.
#
# Copyright (c) 2011 SuSE LINUX Products GmbH, Germany.
# Author: Werner Fink
# Please send feedback to http://www.suse.de/feedback
#
# Description:
#
#  Used to start the spamd the daemonized version of spamassassin
#       spamassassin adds a header line that shows if the mail has been
#       determined 
spam or not. This way, you can decide what to do with the
#       mail within the scope of your own filtering rules in your MUA (Mail
#       User Agent, your mail program) or your LDA (Local Delivery Agent).
#

[Unit]
Description=Daemonized version of spamassassin
Wants=remote-fs.target network.target
After=remote-fs.target network.target
Before=mail-transfer-agent.target

[Service]
Type=forking
PIDFile=/var/run/spamd.pid
ExecStartPre=/bin/bash -c "sa-update || true"
EnvironmentFile=-/etc/sysconfig/spamd
ExecStart=/usr/sbin/spamd $SPAMD_ARGS -r /var/run/spamd.pid
ExecReload=/usr/bin/kill -HUP $MAINPID

[Install]
WantedBy=multi-user.target

Die interessante Zeile ist hier “ExecStartPre=/bin/bash -c “sa-update || true”. Sie legt fest, dass “sa-update” vorab gestartet werden soll.

“sa-update” hat den Zweck, bestimmte Regeln für “spamassassin” automatisch zu erneuern. Dazu wird auf sog. “channels” zugegriffen, hinter denen bestimmte Server im Internet stehen. Siehe hierzu:
https://spamassassin.apache.org/full/3.1.x/doc/sa-update.html. Die Regeln etc. – und damit deren Erneuerung – werden übrigens auch von AmaVis genutzt!. “sa-update” ist somit auch für ein MTA-System mit AmaVis-Dienst relevant; ggf. verlässt sich die Installation dabei aber auf einen durch cron veranlassten Start!

Leider hatte ich “sa-update” in meinem Kopf völlig verdrängt. Da sich die Fehlermeldungen, die ein “systemctl status spamd.service” ausspuckte u.a. auf die nicht erreichbare Adresse “spamassassin.apache.org” und auch “1.4.3.updates.spamassassin.org” bezogen, war klar, dass ich die Begrenzung der ausgehenden Verbindungen wohl etwas übertrieben hatte.

sa-update kann man auch manuell ausführen. Zum Testen eignet sich der Befehl “sa-update –refreshmirrors -vvvvv -D“:

mymails # sa-update --refreshmirrors -vvvvv -D
Oct 20 13:44:59.164 [4580] dbg: logger: adding facilities: all
Oct 20 13:44:59.164 [4580] dbg: logger: logging level is DBG
Oct 20 13:44:59.164 [4580] dbg: generic: SpamAssassin version 3.4.1
Oct 20 13:44:59.164 [4580] dbg: generic: Perl 5.018002, PREFIX=/usr, DEF_RULES_DIR=/usr/share/spamassassin, LOCAL_RULES_DIR=/etc/mail/spamassassin, LOCAL_STATE_DIR=/var/lib/spamassassin
Oct 20 13:44:59.164 [4580] dbg: config: timing enabled
Oct 20 13:44:59.171 [4580] dbg: config: score set 0 chosen.
Oct 20 13:44:59.181 [4580] dbg: generic: sa-update version svn1652181
Oct 20 13:44:59.181 [4580] dbg: generic: using update directory: /var/lib/spamassassin/3.004001
.....
....
Oct 20 13:44:59.588 [4580] dbg: channel: attempting channel updates.spamassassin.org
Oct 20 13:44:59.588 [4580] dbg: channel: using existing directory /var/lib/spamassassin/3.004001/updates_spamassassin_org
Oct 20 13:44:59.589 [4580] dbg: channel: channel cf file /var/lib/spamassassin/3.004001/updates_spamassassin_org.cf
Oct 20 13:44:59.589 [4580] dbg: channel: channel pre file /var/lib/spamassassin/3.004001/updates_spamassassin_org.pre
Oct 20 13:44:59.590 [4580] dbg: channel: metadata version = 1844313, from file /var/lib/spamassassin/3.004001/updates_spamassassin_org.cf
....
.....

Das oben ist ein Auszug aus einer funktionierenden Konfiguration. Auf dem fehlerhaften System kamen dagegen viele Fehlermeldungen zu diversen durchprobierten channel-Verbindungen. Das betraf dann doch eine ganze Reihe von Servern – wie sich später herausstellte waren das Mirror-Server. Ein Blick in das Protokoll der Firewalls offenbarte dann, dass zu all diesen Servern der Reihe nach wiederholte “http”-Anfragen abgesetzt wurden. Das bestätigte, dass eine zu rigorose Unterbindung von ausgehenden HTTP-Verbindungen für einen Mail-Server mit Spamassassin nicht unbedingt gut ist.

Welche Haupt- und Mirror-
Server für “sa-update” sind in der Firewall zu berücksichtigen?

Nun will man ja nicht unbedingt Fehlerprotokolle und Firewall-Logs studiweren, um herauszufinden, zu welchen sa-channel-Servern man HTTP-Verbindungen zulassen sollte. Dass der Hauptchannel “updates.spamassassin.org” sein soll, geht aus der sa-update Doku zwar hervor, nicht aber der oder die zugehörige Server. Ein “ping updates.spamassassin.org” bringt jedenfalls nichts.

Der aktuelle Server, der im Moment tatsächlich (per DNS!) angefragt wird, ist vielmehr “1.4.3.updates.spamassassin.org”. Darauf sollte man sich aber auf Dauer nicht verlassen. Was ist also bzgl. der Firewall zu tun?

Folgende DNS-Namen sind für Firewall-Regeln wichtig:

  • Ein relevanter Server für HTTP ist in jedem Fall: spamassassin.apache.org
  • Weitere Mirror-Server für ausgehende HTTP-Verbindungen sind z.Z. gelistet unter
    “/var/lib/spamassassin/3.004001/updates_spamassassin_org/MIRRORED.BY”.
    Da kann man ja einige vertrauenswürdige DNS-Namen zulassen. Z.B. “sa-update.spamassassin.org”.

Die zuständige Firewall sollte so konfiguriert werden, dass die IP-Adressen für oben angegebenen DNS-Namen zur Laufzeit aufgelöst werden können. Mit iptables ist das problemlos möglich.

Bzgl. der rules und der Datei MIRRORED.BY noch ein Tip: Man sollte nach Server-Updates oder gar Upgrades immer mal kontrollieren, ob unter “/var/lib/spamassassin/” nicht ein neueres Verzeichnis des Typus 3.00X000Y mit Konfigurations- und Rules-Files aufgetaucht ist. Das relevante Verzeichnis verändert sich im Lauf der Jahre; die alten Verzeichnisse werden oft aber nicht gelöscht.

Bzgl. der Firewall ist in jedem Falle aber auch Folgendes zu beachten:

Der Mailserver muss grundsätzlich DNS-Abfragen stellen können.

Nicht nur, um ggf. die obigen Namen auflösen zu können; sondern auch weil die Überprüfung der Update-Notwendigkeit über DNS-Abfragen erfolgt. Man schaue sich mal mit Wireshark die Kommunikation an! Das Zulassen von DNS in der Firewall erscheint auf den ersten Blick trivial. Aber wer die Kommunikation seines Mail-Server begrenzt, arbeitet ggf. bzgl. SMTP, IMAP, etc. zu externen Servern direkt mit IP-Adressen und lässt DNS außen vor. Im besonderen, wenn diese Server im Internet selbst verwaltete sind.

Dauerhaft laufender Mail-Server und sa-update

Natürlich muss der Update Dienst auch auf einem dauerhaft laufenden System funktionieren. Das wird mittels des “cron”-Dienstes erledigt. Hier ist z.B. auch unter Opensuse ein Eintrag für “sa-update” vorhanden. Vorgaben, die das Update-Verhalten für spamd steuern, findet man bei Opensuse übrigens in der Datei “/etc/sysconfig/spamd”.

Fazit

Bei der Einschränkung ausgehender Verbindungen von E-Mail-Servern sollte man nicht vergessen, dass Spamassassin ebenso wie Virenscanner automatische Updates von grundlegenden Filterregeln vornehmen. In vielen Linux-Distributionen ist ein solcher Update sogar täglich vorgesehen. Für Spamassassin sind in diesem Zusammenhang HTTP-Verbindungen zu “channel”-Servern zu ermöglichen. Daneben sind DNS-Abfragen zuzulassen. Das Scheitern des Startens von “spamd” beim Hochfahren von Mailservern aufgrund von Firewall-Beschränkungen ist möglich.

Links

https://wiki.centos.org/HowTos/Amavisd
https://help.ubuntu.com/community/PostfixAmavisNew
https://serverfault.com/questions/845712/what-to-do-with-spamassassin-after-installing-amavis
https://www.howtoforge.com/community/threads/
spamassassin-automated-update.72393/

https://www.faqforge.com/linux/keep-the-spamassassin-filter-rules-up-to-date-in-ispconfig-3/

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