KDE 4.6 Beta, K3b, Kmail, Akonadi, virtuoso-t, OX5

No risk no fun ! Dachte ich und habe mir mal KDE 4.6 Beta auf einem meiner Opensuse 11.3 Systeme installiert. Aus drei Gründen war das für mich ein interessantes Experiment :

  1. Weil unter KDE 4.5.2, KDE 4.5.3 K3b nicht mehr funktionierte und ich gemäß der Einträge bei den entsprechenden KDE-Bugs aber die Hoffnung bekam, es könne nun wieder laufen.
  2. Weil unter KDE 4.6 das Akonadi-Subsystem nicht mehr nur für das Adressbuch sondern auch für die Verwaltung der Mailordner zuständig wird. Hier ist das Wechselspiel mit IMAP-Systemen interessant.
  3. Weil Akonadi auch mit den Kalender-Ressourcen eines Open-Xchange 5 Servers zusammenarbeiten sollte.

Um es vorweg deutlich zu sagen: Solche Experimente mit Beta-Systemen wie zu Punkt 2 sollten keine produktiven IMAP- oder OX-Server einbeziehen, sondern nur Server, die Kopien der eigentlichen IMAP-Mail-Ordner und Kalenderdaten beinhalten! Zur Not richtet man sich einen IMAP-Testserver halt auf einem Laptop oder einem virtuellen System ein. Bei OX5 oder OX6 ist das zugegebenermaßen schon schwieriger.

Zu Punkt 1 – K3b:

K3b läuft unter Opensuse 11.3 und KDE 4.6 wieder – allerdings nur mit den letzten K3b RPM-Paketen 2.0.1-44.1 im Opensuse Factory Repository. Eine CD habe ich mal testweise gebrannt – das lief ohne Probleme. Genauer getestet habe ich das Brennen von unterschiedlichen Medien (DVD+-R, DVD+RW, etc. aber noch nicht. Das Rippen von CDs läuft mit der aktuellen Version aber wie gewohnt. Anzumerken bleibt: Die aktuellen RPMs von Packman 2.0.1.pm.2.26 laufen nicht. (Vermutlich wegen der erfolgten Änderungen im HAL-Bereich)

Zu Punkt 2 – Kmail, Akonadi, IMAP – und die problematische Wirkung von Filtern :

Die Verwaltung von Mailordnern durch Akonadi stelle ich mir persönlich als eine komplexe Angelegenheit vor. Im Besonderen dann, wenn die Mailordner auf einem IMAP-Server liegen und die Filterung von Mails (Spam und andere Filter) aber lokal unter KDE’s Kmail erfolgt. Ich habe auf meinem Desktop-System eine ganze Reihe von Filtern eingestellt. Nicht nur zum zusätzlichen Filtern von Spam, der auf dem Server nicht erkannt oder zu vorsichtig behandelt wurde, sondern auch themen- und kundenbezogene Filter.

Für mich als Anwender stellt sich doch die Frage, wie der mindestens zweistufige Weg der Filterung von Kmail über die Akonadi-Maschinerie hin zum IMAP-Server abläuft. Kmail als Frontend zu Akonadi initiiert die Filterung und als Reaktion werden dann ggf. Verschiebungen von Mails aus dem Posteingangsordner hin zu anderen Ordnern durchgeführt. Das Ergebnis muss sich zunächst auf dem lokalen Akonadi-System und dessen Abbildung der Mailordner niederschlagen. Die vorgenommenen Ergebnisse der Filteraktionen wie Löschungen im Ursprungsordner und entsprechende Neuzugang in definierten Zielordnern müssen ja aber auch periodisch zwischen Akonadi und dem IMAP-Server abgeglichen werden. In einer solchen Verarbeitungskette – MUA-Client <> Akonadi (als zwischengeschobenes zentraler Puffer) <> IMAP-Server – eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für Fehler.

Meine Erfahrungen waren entsprechend :
Die Migration der vorhandenen Mail-Ordner aus dem alten Kmail hin zu Akonadi ging grundsätzlich ohne Probleme vonstatten. Es dauerte allerdings etliche Minuten, da unsere Mailordner mehrere Gigabyte umfassen. Die Zeitdauer für die Migration war aus meiner Sicht absolut OK. Probleme verursachten dann aber die bereits konfigurierten Mail-Filter aus meiner KDE 4.5.3-Kmail-Version. Diese fingen nämlich beim Füllen meiner doch zahlreichen Mailordner an zu wirken – und zwar nicht in der gewohnten Weise. Es wurde in andere lokale Ordner verschoben, die begonnen Filtervorgänge schluckten
enorm viel CPU-Zeit, die Kmail-Oberfläche kam letztlich zum Stillstand und war nicht mehr bedienbar …. Ursache war hier vermutlich, dass viele Mailordner im Zuge der Migration gleichzeitig neu befüllt wurden.

Kurzum:
Die Filter verursachten zeitversetzt und im Nachgang zum eigentlichen Migrationslauf zunächst ein ziemliches Chaos und ungewohnte Verschiebungen in lokale (!) Spam- und Trash-Ordner. Offenabr war ein teil der alten Konfiguration – nämlich die Festlegung der Zielordner – verloren gegangen. Nun ließen sich die laufenden Filterprozesse wegen des Stillstands der Kmail-Oberfläche leider auf konventionellem Wege auch nicht mehr aufhalten. Ein Killen der entsprechenden Prozesse, ein Löschen der Konfigurationsdatei kmail2rc und ein Neustart verhalfen mir schließlich zu der Möglichkeit, meine Filter zu entfernen und komplett neu anzulegen. Danach verhielt sich Kmail ruhiger und ließ sich fast (s.u.) normal bedienen. Die fälschlich verschobenen Mails habe ich dann wieder in ihre Ursprungsordner einstellen können.

Ich kann daher jedem, der größere Mailordner sein eigen nennt, nur raten, vor einem Umstieg auf das neue KDE und sein Kmail alle eingerichteten Filter zunächst mindestens zu deaktivieren, wenn nicht gar zu löschen – und sie erst im Nachheinein neu einzurichten.

Aber auch dann bereiten die lokalen Filter in Kmail noch weitere Probleme:

Im Gegensatz zu früheren Kmail-Varianten werden nämlich alle auf dem IMAP-Server für das Löschen markierte – aber im IMAP-System aus den Ursprungsordnern physikalisch noch nicht gelöschte Mails – erneut in den Mail-Ordnern von Kmail angezeigt (in grauer Schriftfarbe). Regeln zur Kompaktifizierung der IMAP-Ordner – sprich zu einem sofortigen Löschen von Mails in den IMAP-Ordnern auf dem Server – sind bei mir deaktiviert. Mails werden daher auf dem IMAP-Server bei Lösch- oder Verschiebe-Vorgängen in ihrem Ursprungsordner nur zum Löschen markiert. Die eigentlichen Löschungen laufen dann am IMAP-Server zwar periodisch, aber mit deutlichem zeitlichem Abstand. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, von der die User an ihren Clients (wie dem alten Kmail) normalerweise gar nichts mitbekommen.

Aus der Anzeige der zum Löschen markierten Mails in Kmail lässt sich schließen, dass Akonadi beim Filtern und Verschieben der Mails in neue Ordner also mitbekommt, dass die verschobenen Mails auf dem IMAP-Server noch im Ursprungsordner vorhanden sind – wenn auch mit geändertem Status. Nun wirkt sich das leider negativ auf die Filter in Kmail aus. Die Filter bewerten die markierten Mails offenbar als neu eingegangene (möglicherweise wegen der Statusänderung) und filtern sie deshalb auch erneut. Obwohl sie ja schon früher behandelt und in andere Ordner verschoben wurden. Und das setzt sich dann so fort ….

Ergebnis:
Nach einigen periodischen Abgleichen zwischen Akonadi und dem Imap-Server wächst der Inhalt in Trash oder Spam-Ordnern linear an. Mit immer den gleichen Dateien. Das ist im Produktivbetrieb ein Desaster. Als Anwender kann man hier das Gesamtsystem nur so einstellen, dass bei der Löschung/Verschiebung einer Mail aus einem Ordner durch eine Kmail-Aktion auch eine sofortige Löschung der Mail in ihrem Ursprungsordner auf dem IMAP-Server vorgenommen wird. Das ist zumindest riskant. Oder man muss die Filter um sehr spezielle Einstellungen und Kriterien erweitern – was man vom normalen User nicht verlangen kann.

Die Lösung aus meiner Sicht wäre eine andere Behandlung von Mails, die auf dem IMAP-Server zum Löschen markiert sind, in Akonadi wie in der Anzeige und den Filter-Routinen von Kmail.

In der jetzigen Form ist das Kmail/Akonadi-Verhalten im Zusammenspiel mit IMAP-Servern zwar schon erstaunlich stabil und auch die Migration der Mailordner zu Akonadi-Ressourcen funktioniert im Kern schon richtig. Aber die Behandlung von Mails, die aufgrund von Client-Aktionen auf den IMAP-Servern zum Löschen vormarkiert werden, muss für den produktiven Einsatz geändert werden.

Hinzu
kommt ein weiteres Problem, dessen Ende ich auf meinem Versuchssystem noch nicht absehen kann. Mindestens am ersten Tag der Umstellung fraß der “virtuoso-d”-Prozess mit führendem Abstand die allermeiste CPU-Zeit auf meinem System (in Form von nice-Last). Ursache ist die Indizierung von Mails durch Nepomuk mit Virtuoso als Backend (virtuoso-t ist wohl ein zugehöriger Datenbank-Prozess).

Dabei war die Konkurrenz um die Prozessorzeit keineswegs gering – auf zwei von 4 CPU-Cores habe ich andauernd unter VMware auf einem virtuellen Windows-System gearbeitet. Normalerweise würde VMware die meiste CPU-Zeit beanspruchen. Bei KDE 4.6 Beta war es bislang aber der Prozess “virtuoso-d”. Er verbrauchte doppelt soviel CPU-Zeit wie VMware – und zwar im bereich mehrerer Stunden. Das ist wirklich viel!

Ob das daran liegt, dass ich Gigabytes an Mails habe, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Ich hoffe jedenfalls noch, dass “virtuoso-t” nach vielleicht weiteren 12 Stunden endlich Ruhe gibt. Im Moment ist er immer noch fleißig am Werkeln. Fairerweise muss ich sagen, dass vituoso-t sich auf einen Prozessor-Core beschränkt und nach ersten Eindrücken auch nur dann so richtig aktiv wird, wenn tatsächlich noch CPU-Zeit verfügbar ist. Na ja, wir werden sehen, ob die Nepomuk- Indizierung auch mal zu einem Ende kommt. Insgesamt ist das Ganze aber in Indiz dafür, dass man Virtuoso oder aber das Zusammenspiel von Akonadi und Virtuoso ggf. noch effizienter machen muss.

Im Moment würde ich wegen der geschilderten Erfahrungen noch niemanden raten, auf produktiven Systemen auf das neue Kmail umzusteigen.

Zu Punkt 3 – Korganizer, Kadressbuch, OX5:

Das funktioniert im Moment schlicht und einfach nicht. Die Einrichtung von Kalendern als Teil einer OX5-Verbindung zu Kontakt scheitert. Einen entsprechenden Bug habe ich eingestellt. Das ist für mich im Moment übrigens der Hauptgrund, bei KDE 4.5.3 zu bleiben.

Auf einige Ungereimtheiten beim Umgang mit dem OX5-Adressbuch mag ich hier nicht mehr eingehen. Das läuft zwar als Relikt aus 4.5.3 zwar irgendwie, aber dennoch habe ich den Eindruck, dass die zugehörige Akonadi-Ressource nicht wirklich migriert wurde. Denn wenn ich auf die Eigenschaften der entsprechenden Akonadi-Resource zum OX5-Adressbuch gehe, öffnet sich ein Dialog zur Migration – in dem leider Open-Xchange gar nicht als Alternative erscheint. Womöglich arbeitet das “übernommene” Adressbuch also auf einer alten, nicht upgedateten Akonadi-Resource, die keine Verbindung zum OX-Server mehr aufweist. Bin im Moment aber zu faul, mir das genauer anzusehen.

Fazit:

Interessant war es schon, Akonadi nun mal im breiten Einsatz für Gigabytes an Mail zu sehen und nicht nur als Quelle für simple und in der Anzahl überschaubare Adressbuch-Daten. Im Kern funktioniert das schon. Bis auf “Kleinigkeiten” wie die Anzeige von zum Löschen markierten Mails des IMAP-Server und die Behandlung von Filteraktionen für solche Mails.

Ich bin daher sehr gespannt, wie sich KDE 4.6.Beta 2 bzw. der Release-Kandidat präsentieren werden. Im Moment ist Kontact KDE 4.6 in unserem Arbeits-Umfeld jedenfalls noch nicht reif für den produktiven Einsatz. Was ich bei einer ersten Beta-Version auch keinesfalls überbewerten will, sondern als normal ansehe.

Nachtrag: Problem mit der FROM-Adresse

Gerade macht mich meine Frau darauf aufmerksam, dass Mails, die ich von meiner Testinstallation verschicke, eine leere FROM-Envelope-Adresse aufweisen. Dies geschieht seit der Installation der letzten Kmail-RPM-Variante 4.5.80-261.2 vom Opensuse Factory-Repository unter KDE 4.6 Beta. Obwohl alle notwendigen Daten in der Kmail-“Identität” gepflegt sind. Na ja, Beta halt ……

K3b – Crash unter KDE 4.5.2, Opensuse 11.3

Es ist und bleibt schwierig als normaler User an der KDE Front. Immer mal wieder geben beim Wechsel von KDE-Versionen KDE-Key-Applikationen den Geist auf. Jüngstes Beispiel KDE 4.5.2, Qt4.7 und K3b (Version 2.0.1):

K3b ist aus meiner eine Säule im KDE-Applikationskatalog. Hier ist es im Moment leider nicht mehr möglich, den Dialog für die “Einstellungen” aufzurufen. Das Programm “crasht” dann.

Ergänzung 24.10.2010 zur Präzisierung: Es erscheinen bei mir zwar keine Crash-Fehlermeldungen (DrKonqi). Die Applikation “verschwindet” einfach vom Schirm und aus der Processliste.

Aber: Eine Analyse mit gdb zeigt einen “Segmentation Fault” an. Der Genauigkeit halber sollte ich auch anmerken, dass dieser Befund für Opensuse 11.3 mit den aktuellen RPMs aus dem KDE Factory-Repository gilt. In Opensuse’s “Release”-Factory für KDE 4.5.2 ist Qt 4.6 enthalten. Möglicherweise läuft K3B dort besser.

Somit ist u.a. eine Einstellung der Qualitätsstufen für das CD-Ripping (und der zugehörigen Codecs/Kompressionsverfahren) nicht mehr möglich. Auch Spezialeinstellungen für das Brennen fallen weg. Für den Anwender ist K3b damit nicht mehr an bestimmte Situationen anpassbar.

Im Internet gibt es für ältere KDE-Versionen Meldungen, dass die Version 2.0.1 das (oder ein ähnliches) Problem beheben würde. Dies ist für KDE 4.5.2 und Qt 4.7 wohl nicht mehr der Fall. Dass Probleme mit dem Dialog für Einstellungen schon älter sind und immer wieder mal auftreten, kann man den Links weiter unten entnehmen.

Ich frage mich deshalb, wie die KDE-Entwickler – oder natürlich auch die Verantwortlichen bei den Distributoren – bei KDE-Versionssprüngen testen. Ob es Tests quer über die Anwendungen gibt, die ein User typischerweise im Einsatz hat? Für den End-User zählt ja letztlich immer das Zusammenspiel von GUI und (!) den Applikationen. Diese Binsenwahrheit scheint mir im KDE-Entwicklungsprozess oder aber beim Einbau in die Distributionen des öfteren aus dem Blickwinkel verloren zu gehen. Schade eigentlich. Denn das generiert vor allem Test-Arbeit bei denjenigen, die über Upgrades in einer Produktiv-Umgebung entscheiden müssen.

Im Moment weiche ich persönlich auf bzgl. des CD-Rippens auf Asunder (ein einfach zu bedienendes Programm) und beim Brennen auf Brasero aus. Zudem warte ich natürlich mit dem Upgrade von KDE 4.5.1 auf KDE 4.5.2 auf anderen PCs als meinem persönlichen …. Wie so oft bei KDE ….

Links

http://www.pclinuxos.com/forum/index.php/topic,78925.0/prev_next,next.html#top

https://bugs.kde.org/show_bug.cgi?id=238819
https://bugs.kde.org/show_bug.cgi?id=232691
https://bugs.kde.org/show_bug.cgi?id=253567

Nachtrag 03.12.2010 : Unter KDE 4.6 Beta geht es wieder !
Nach einem Wechsel auf KDE 4.6 Beta, Qt 4.7.1 – den ich für den produktiven Einsatz allerdings noch nicht anraten würde (s. sep. Blogbeitrag) – lässt sich K3b wieder crashfrei aufrufen. Auch das K3b Konfigurationsmenü ist wieder bedienbar. Für Opensuse 11.3 muss man sich dafür aus dem KDE-Factory-Repository bedienen. Die K3b-Version funktioniert wieder ab dem RPM “k3b-2.0.1-44.1”.
Zu erwähnen ist noch, dass das aktuelle K3b von den Packman Repositories (2.0.1-1.pm.2.26) unter Opensuse 11.3 und KDE 4.5/4.6 Beta und Qt 4.7 nicht funktioniert.

KDM, root login, KDE 4.5.1/4.5.2

Bei KDE 4.5.1 und 4.5.2 ist defaultmäßig die Möglichkeit zum graphischen Login (kdm) für root abgestellt.

Nun könnte ich mich darüber aufregen – aber ich bin inzwischen zu alt für diese laufenden Aufregungen im Zusammenhang mit einer KDE- und Linux-Philosophie, die sich immer mehr an Windows annähert und aus meiner Sicht einen falschen Weg darstellt. Deshalb nur ein paar Anmerkungen aus dem Bauch raus:

Verfolgt man die Diskussionen in diversen Foren zu dem Login-Thema, so fällt einem auf, dass immer wieder mit dem dummen User argumentiert wird, der durch sein Handeln für sein System ein Sicherheitsrisiko darstellt und dem man deshalb systematisch Möglichkeiten wegnehmen muss. Wo hatten wir diese Argumentation kürzlich auch noch? Ach ja, beim Powermanagment unter KDE. Auch da wurden etablierte Möglichkeiten zur Einstellung des CPU Freq Governors beschnitten, weil der User zu dumm ist, die Folgen seines Tuns zu verstehen. Siehe einen entsprechenden Beitrag von mir in diesem Blog (https://linux-blog.anracom.com/2010/09/09/h/).

Ja, ja, der dumme User …. ob er wohl schlauer wird, wenn man ihn immer mehr einschränkt? Ich glaube nicht. Für wahrscheinlich halte ich es aber, dass immer mehr eingeschränkte User auch mehr Unterstützung durch Profis benötigen werden – cui bono ? Red Hat, Novell ? Wer hat eigentlich wirklich einen Vorteil davon, wenn die Hemmschwellen für User, sich auch in der Systemadministration zu versuchen und dabei etwas zu lernen, defaultmäßig immer höher gesetzt werden ?

Mich ärgert diese Default-Beschneidung von Rechten und Möglichkeiten – weil hier Chancen zum Lernen verbaut werden und das Leben einseitig nur den ausgebildeten Administratoren erleichtert wird. Das hat etwas mit Kommerz zu tun – aber nichts mit “Open”.

Wohlgemerkt, ich verstehe die wachsenden Sicherheitsbedürfnisse in einer Welt mit permanenter Anbindung an das Internet sehr gut. Ich verstehe auch, dass man in professionell genutzten Umgebungen mit hohen Sicherheitsanforderungen die Möglichkeiten des Standard-Users beschränkt – z.T. massiv zum Wohle aller. Dies gilt vor allem dann, wenn ein Administrator die (oft genug schwere) Verantwortung für die Sicherheit der Linux-Arbeitsplatz-PCs und des Netzwerkes übernehmen muss. In diesen Fällen sind Einschränkungen angesagt !

Das ging ja aber alles bisher auch schon!

Der erfahrene Admin wußte/weiss, was er dicht machen musste/muss. Auch ohne Default-Beschneidung durch die KDE-Leute und Distributoren. Dafür ist der Admin ja hoffentlich ausgebildet! Umgekehrt gilt das leider nicht:
Der “dumme” User, der Linux auf seinen Privat-PCs nutzt oder ausprobiert, weiss in der Regel nicht, was er tun muss, um die verlorengegangenen Entfaltungsmöglichkeiten bei Bedarf wiederzuerlangen. Und es ist irgendwie nicht einzusehen, dass User auf privaten PCs, für die sie alleine die Verantwortung tragen, von Haus aus in ihren Möglichkeiten beschnitten werden.

Irgendwann werden wir durch den dauernden Hang zur Begrenzung der Möglichkeiten den Linux-User schließlich so eingeschränkt haben, dass Verhältnisse wie heute bei Microsoft eintreten – der User soll gar nicht mehr wissen, was sein System eigentlich macht und worauf er Einfluss nehmen könnte … Tja, das führt dann irgendwann zu Usern die all ihre Dateien in genau ein Verzeichnis legen, weil sie nichts mehr von Filesystemen wahrnehmen (sollen).

Schöne neue Welt … Verstecken statt aufklären …. Möglichkeiten wegnehmen statt mit verständlichen Erläuterungen vor den Risiken zu warnen ….Mangel statt Entfaltungsmöglichkeiten … Angst vor dem User und zu wenig Entwickler-Kapazität für Hilfetexte …. Angst vor der Dummheit der User und zu wenig Mittel, die eigentlichen Sicherheitslücken zu stopfen ? Aber Klicki-Bunti (statt echter Funktionalität) bis zum Abwinken unter KDE ….

Open Source – quo vadis ?

Leider ist die gesamte Diskussion auch technisch zu eng und ähnlich wie bei der Diskussion um Holger Machts Patch zur Reduktion der Möglichkeiten für Power-Management-Möglichkeiten werden auch hier etliche Szenarien vergessen, in denen auch eine normaler User die Chance bekommen muss, ausnahmsweise (!) mal Einstellungen als root über die graphische Oberfläche vornehmen zu können. Ein Beispiel liefern Laptops. Nicht alle Linux-Systeme befinden sich in einer problematischen Umgebung, für die ein Administrator allein die Verantwortung tragen muss.

Hinzu kommt speziell unter KDE noch folgendes: Empfohlen wird ja vielfach, sich bei Bedarf ein Terminalfenster zu öffnen, sich dort als root einzuloggen und dann die benötigten Programme aufzurufen. Gerade das ist aber im Moment unter KDE in vielen Fällen wenig angenehm.

Ein Beispiel liefert Dolphin. Dophin öffnet sich nach dem Aufruf von root zwar rasch, aber wenn man dann als root einzelne Dateien mit einem graphischen Editor öffnen will, wartet man erstmal bis zu 30 Sekunden während das Terminal mit Fehlermeldungen aus der Soprano-Nepomuk-Ecke überschüttet wird und im Hintergrund die Sicherheitslage gecheckt wird (z.B. von apparmor) weil ein Fremduser-Zugriff auf eine graphische Oberfläche erfolgt.

Und dann stolpert man ggf. über hässliche Schrifteinstellungen ohne Glättung etc. – weil halt die KDE-Einstellungen für root nur sehr rudimentär sind. Aber der dumme User weiß ja sicher, wie er von seinem Desktop aus die Desktop-Einstellungen für root verändern kann …

Ich höre schon das Gegen-Totschlag-Argument: Root braucht keine graphischen Programme, wozu gibt es denn “mc” und selbst das ist für Hartgesottene schon zu grapisch …. Außerdem gibt es ja “sudo” und “kdesudo”. Tja, das wird ja spannend, wenn der dumme User auch damit für etliche Zwecke an Grenzen stößt und dann eigentlich anfangen müsste, die sudo-Konfigurationsdatei abzuändern ….

Alles in allem ist mir dieses elitäre Getue zu blöd. Ich möchte mich manchmal (!) auch als root graphisch einloggen – vor allem wenn es wirklich schnell gehen muss. Ich bin root – ich darf das. Deshalb ein paar Hinweise zur Umgehung der Sperren für Opensuse 11.3 für die, die sich nicht einschränken lassen wollen:

Die “KDM”-Einstellungen erfolgen bei Opensuse 11.3 in 2 (!) Dateien:

/usr/share/kde4/config/kdm/kdmrc

/var/adm/kdm/kdmrc.sysconfig

In diesen Dateien muss mindestens im Abschnitt

[X-:*-Core]

folgender Eintrag erfolgen:

AllowRootLogin=true

Bis vor kurzem war das auch genug. Nun haben aber die Suse-Entwickler ein wenig mehr getan und Änderungen an der letzten der beiden genannten Dateien werden bei KDE-Starts rückgängig gemacht. Ein (längerer) Blick in die SuSE-Scripts zeigt jedoch, dass ein Eintrag in folgender Datei für KDM hilft (das habe nicht ich entdeckt sondern nur nachvollzogen – die Ehre gebührt Carlos E. R. (s. den Link zum Opensuse Forum):

Datei:         /etc/sysconfig/displaymanager

Eintrag:         DISPLAYMANAGER_ROOT_LOGIN_LOCAL=”yes”

Diese Eintragsmöglichkeit ist im Moment leider nicht im Yast-Editor für “/etc/sysconfig” enthalten. Es wäre fair von Suse, das da aufzunehmen.

Links

http://forums.opensuse.org/english/get-help-here/install-boot-login/446249-root-logins-not-allowed-2.html

Abschluss: Sicherheit entsteht
auf Dauer durch Wissen und dessen Verbreitung, aber nicht durch die systematische Beschränkung der User!