Upgrade auf Opensuse Leap 42.3 – Nvidia Problem

Ende Januar sind die letzten Nachzügler in meinem Umfeld von Opensuse Leap 42.2. auf Leap 42.3 upgegradet worden. Bei zwei Desktop-Systemen ist mir dabei noch ein unangenehmer Nebeneffekt des proprietären Nvidia-Treibers aufgefallen.

Auf dem ursprünglichen “Opensuse Leap 42.2”-System war zum damals aktuellsten Kernel 4.4.104 der Nvidia-Treiber in der Version 384.98 installiert worden – aus der von Nvidia heruntergeladenen Datei “NVIDIA-Linux-x86_64-384.98.run”.

Nach dem Upgrade mit zypper etc. (s. hierzu https://kamarada.github.io/en/2017/08/03/how-to-upgrade-from-opensuse-leap-422-to-423/) hatte ich erwartet, dass das neue Leap 42.3-System maximal in den Konsolenmodus hochfahren und die grafische Oberfläche nicht anzeigen würde.

(Den Konsolenmodus erreicht man auch unter systemd üblicherweise durch Eingabe von “init 3″ auf der Kommandozeile oder durch Angabe des Kernelparameters ” 3″ beim Booten. Auf das Starten des grafischen Targets wird dann verzichtet.)

Eine Neukompilation des Treibers ist nach Kerneländerungen ja Standard – und unter Leap 42.3 war die Kernel-Version 4.4.114 gegeben. Zudem wusste ich von früheren Upgrade-Versuchen bereits: Beim Upgrade wird aus unerfindlichen Gründen das Paket “drm-kmp-default” für “back-ported drm kernel modules” installiert, welches aber nicht mit den ansonsten installierten “drm”-Bibliotheken und auch nicht zusammen mit den aktualisierten Kernel-Versionen (> 4.4.79) funktioniert.

Man kam denn auch nur in eine Art Konsolenmodus (unter Opensuse auf tty1). Leider flackerte das angezeigte Terminal aber unaufhörlich; es war mir dabei nicht möglich, normale Tastatureingaben zu machen. Das System befand sich in einem Zwischenzustand zwischen “init 3” und dem vollen grafischen Target (“init 5”) von systemd. Bzw.: Wechselte laufend zwischen beiden Modi hin und her. Äußerst übel – und sicher auch nicht gerade förderlich für die HW des Schirms! Den schaltete ich dann erstmal zur Sicherheit ab.

Ich konnte das Problem nur beheben, indem ich mich von einem anderen System aus per SSH als root anmeldete und dann (remote) am Prompt “init 3” eingab. Das führte dann auch am Schirm des betroffenen Systems zu einem benutzbaren Zustand auf der Konsole.

Die nächsten Schritte bestanden dann im Aufruf von “yast”, um erstens das Paket “drm-kmp-default” zu deinstallieren und dann eine Neuinstallation des Nvidia-Treibers vorzunehmen. Was schließlich zu einem reibungslosen Systemstart in den grafischen Modus führte.

Ich habe nicht getestet, ob alternativ ein Neustart unter Auswahl des “Wiederherstellungsmodus” über das Submenu von Grub2 geholfen hätte. Ich vermute das, weiß es aber nicht.

Eine Variante, die man bei Auftreten des “Flacker-Problems” auch ausprobieren sollte, ist: Mehrfach mit “Ctrl-Alt-Delete” einen Neustart erzwingen. Dann den Grub-Editor vor dem Booten (Taste “e”) nutzen und an die Startzeile den Kernelparameter ” 3″ anhängen.

Also liebe Opensuse- und Nvidia-Fans:
Ihr seid gewarnt! Vielleicht ist es eine gute Idee, vor dem Upgrade den proprietären Nvidia-Treiber zuerst zu deinstallieren (NVIDIA-Linux-x86-384.98.run –uninstall) und sich auf den “nv”-Treiber zurückzuziehen.

Upgrade Laptop to Opensuse 42.3, Probleme mit Bumblebee und VMware WS 12.5, Workarounds

Gestern war ein Upgrade meines nun schon in die Jahre gekommenen Laptops von Opensuse Leap 42.2 auf Leap 42.3 fälllig.
Ich bin dabei gem. der schönen Anleitung in
https://kamarada.github.io/en/2017/08/03/how-to-upgrade-from-opensuse-leap-422-to-423/
vorgegangen. Zu der Anleitung gibt es nichts weiter zu sagen; die ist perfekt. Im Upgrade hatte ich nur die Standardrepositories (inkl. Update-Repository) für Leap 42.3 benutzt.

Mein Laptop hat eine Nvidia-Karte (Optimus-System). Das ursprüngliche Leap 42.2 lief auf dem Laptop deshalb mit einer Bumblebee-Installation; das funktionierte einwandfrei. Zudem nutzte ich auf dem Laptop VMware WS 12.5. Nach dem Leap-Upgrade hatte ich jedoch sowohl mit Bumblebee als auch VMware-Workstation Probleme – obwohl auch Leap 42.3 nur einen Kernel der nun doch schon recht alten Version 4.4 aufweist! nach dem Ugrade war bei mir 4.4.92-31 aktiv; bei der Leap_42.3 war dagegen der Kernel 4.4.76 der Default-Kernel.

Nebenbei: Bzgl. der Kernelversionen hat der SLES-Unterbau von Opensuse Leap plötzlich den unangenehmen Nebeneffekt, dass man an älteren Kernelversionen kleben bleibt … Von SUSEs Seite müssen ggf. Back-Portierungen aus neuen Kernelversionen zu älteren Versionen vorgenommen werden. Das kann Nebeneffekte zeitigen (s.u.). Bin mal gespannt wie Opensuse mit diesem Thema in Zukunft umgehen will …

Wiederholte Modul-Einträge in der Datei “/etc/sysconfig/kernel”

Das erste Problem war, dass die Datei “/etc/sysconfig/kernel” nach dem Neustart mehrfache Einträge zum Laden von nvidia-Modulen enthielt. Woher immer das stammte; vielleicht hatte ich das ja schon früher von Experimenten mit Bumblebee drin. Vielleicht wurden die Einträge aber auch im Upgrade hinzugefügt. Jedenfalls mal checken, dass in dieser Datei nach dem Upgrade kein überflüssiger Unsinn drinsteht.

Bumblebee-Installation wieder zum Laufen bringen

Bumblebee lief nach dem Upgrade nicht mehr. Ok, dachte ich, also die für Leap 42.3 passenden Repositories aktivieren und diverse Bumblebee-Pakete aktualisieren. Es gibt jedoch mehrere Repositories mit Bumblebee-Paketen für Opensuse Leap, u.a.
http://download.opensuse.org/repositories/home:/Bumblebee-Project:/nvidia:/3xx.xx/OpenSUSE_Leap_42.3.
Unter Leap 42.1/42.2 hatte ich etliche Pakete aus diesen Repositories benutzt.

Für Leap 42.3 gilt (nach meiner Erfahrung): Zu nutzen ist
http://download.opensuse.org/repositories/X11:/Bumblebee/openSUSE_Leap_42.3
und sonst gar nichts! Auch nicht das Nvidia-Community-Repository!

Die im “X11:Bumblebee”-Repository vorhandenen Pakete – inklusive der Pakete mit dem proprietären Nvidia-Treiber – kann und sollte man dagegen (bis auf eines) installieren; das Paket “primus” habe ich mir allerdings aus dem 42.3-Update-Repository geholt.

Ergänzung 02.12.2017: Wichtige Ausnahme:
bbswitch sollte man nicht installieren. Es reicht bbswitch-kmp-default! Und nur letzteres hat bei mir funktioniert – und zwar ohne dkms-Service.

Die Installation von bbswitch aktiviert den “dkms”-Service; waren sowohl “bbswitch-kmp-default” und “bbswitch” installiert, so führte dies bei mir anhand von Statusanzeigen erkennbar zu einem wechselseitigen An- und Abschalten der Graka im Bootprozess; sie wird danach von den Treibern nicht mehr erkannt.

(Auf die anderen Repositories zu unterschiedlichen Nvidia-Treibern sollte man wirklich nur im Notfall zurückgreifen, und zwar dann, wenn ihr für eure Graka zwingend einen älteren Nvidia-Treiber benötigt; aber auch dann nur x11-video-nvidia installieren. Nicht dagegen das Paket “dkms-nvidia”!)

Zu beachten ist also auch folgender Hinweis: Falls ihr früher einen laufenden dkms-Service hattet: Unbedingt deaktivieren! Und zwar nach der Installation der Pakete, aber schon vor einem anschließenden Neustart des Systems.

systemctl disable dkms

Das steht im Gegensatz zu den Anweisungen in der Anleitung
https://de.opensuse.org/SDB:NVIDIA_Bumblebee
absolut notwendig! Zumindest auf meinem Laptop … Fragt mich bitte nicht, warum der dkms-Service zu Problemen führt.

Der Bumblebee-Dämon “bumblebeed” dagegen muss über den zuständigen Service aktiviert werden

systemctl enable bumblebeed

Zudem checken, dass der User, unter dem ihr mit einer grafischen Oberfläche arbeitet, Mitglied der Gruppen “video” und “bumblebee” ist. Ggf. mittels “usermod -G video,bumblebee USERNAME” korrigieren.

Dann Neustart des Systems. Die Kommandos

optirun glxspheres
vblank_mode=0 primusrun glxspheres
optirun -b none nvidia-settings -c :8

sollten danach alle einwandfrei funktionieren.

Sollte das nicht der Fall sein und immer noch eine Meldung kommen, dass die Graka nicht vorhanden sei und der “nvidia”-Treiber nicht geladen werden könne:

Alle Pakete aus dem Nvidia-(Community)-Repository (Treiber nvidia-gfx-GL04 und ähnliche), aus dem Nvidia-Bumblebee-Repository und dem oben angegebenen Standard-Bumblebee-Repository löschen. Danach nur die Pakete aus dem oben angegebenen Standard-Repository http://download.opensuse.org/repositories/X11:/Bumblebee/openSUSE_Leap_42.3
mit Ausnahme von bbswitch (!) installieren. Den dkms-Service dann prophylaktisch deaktivieren! Neustart.

Ein probeweiser Start des dkms-Service führt nach einem vorhergehenden Erfolg mit “primusrun” in jedem Fall wieder in die Katastrophe:

Danach kommen in Logfiles Fehlermeldungen, dass es kein passendes Grafik Device gäbe. Am Terminal erscheint: “Cannot access secondary GPU …”. Das ließ sich durch ein anschließendes normales Stoppen des dkms-Service nicht mehr beheben. Bumblebee funktionierte auch nach dem Stoppen des dkms-Service nicht mehr ordnungsgemäß; nvidia Module ließen sich selbst manuell nicht mehr laden. Da half nur ein Reboot – natürlich bei deaktiviertem dkms-Service.

Ich habe leider keine Zeit, der genauen Ursache auf den Grund zu gehen. Bei künftigen Änderungen des Kernels muss man ohne korrekt funktionierendes dkms ggf. halt ein Update für die nvidia- und bbswitch-Module aus dem Bumblebee-Repository erzwingen und damit (zumindest bzgl. nvidia) eine Neukompilation durchführen lassen. Interessant ist, dass für den bei mir nach dem Leap-Upgrade aktiven Kernel 4.4.92-31 ein Link von
/lib/modules/4.4.92-31-default/weak-updates/updatesbbswitch.ko -> /lib/modules/4.4.676-1-default/updates/bbswitch.ko
angelegt wurde. Der funktioniert offenbar. Irgendwas am Kernel 4.4.92 missfällt womöglich dkms beim Versuch, für den neueren Kernel das passende Modul zu definieren. Der 4.4.92-Kernel führt aufgrund von Rückportierungen, die die SuSE-Leute wohl vorgenommen haben, auch noch in anderem Kontext – nämlich bzgl. der VMware WS – zu Schwierigkeiten.

Probleme mit der VMware Workstation 12.5. unter Leap 42.3 beheben

Meine unter Leap 42.2 installierte VM WS 12.5.1 lief nach dem Leap-Upgrade nicht mehr. Auch ein Upgrade der Workstation-SW auf die aktuelle Version 12.5.8 endete beim ersten Startversuch mit Kompilierungsfehlern. Die konnte ich mir im Detail zwar ansehen; wie man aber die problematischen Stellen im Quellcode der VMware-Module beheben hätte müssen, lag jenseits meiner Kenntnisse und Fähigkeiten.

Hier half aber der Beitrag eines offenbar Kernel-Kundigen im VMware Community Forum:
https://communities.vmware.com/message/2693257#2693257
Dort suche man nach dem Beitrag von “hendrikw84“! Herzlichen Dank an diesen Herrn! Seine Vorgaben zur Korrektur diverser Codezeilen funktionieren nämlich einwandfrei. (Ursache der Probleme sind offenbar Rückwärtsportierungen von Features des Kernels 4.10 in den Code des Kernels 4.4. Was immer die SuSE-Leute dabei gedacht haben …)

[ Warum allerdings die eine vorgeschlagene Korrektur-Zeile

retval = retval = get_user_pages((unsigned long)uvAddr, numPages, 0, ppages, NULL);

nicht gleich zu

retval = get_user_pages((unsigned long)uvAddr, numPages, 0, ppages, NULL);

verkürzt werden kann, ist mir etwas schleierhaft. Typo? Die letzte Zeile für retval klappt für den Code von hostif.c unter vmmon-only/linux nämlich auch.]

Nach Durchführung der Korrekturen ließen sich die VMware-Codes jedenfalls anstandslos für Kernel “4.4.9-31-default” kompilieren – und die nötigen Kernelmodule wurden fehlerfrei erzeugt. Meine zwei lokalen (non shared) virtuellen Maschinen für Windows-Installationen liefen damit bislang einwandfrei.

Ob es – wie in der Diskussion im VMware Community Forum angedeutet, Probleme mit “shared VMs” auf Servern gibt, habe ich nicht getestet. Auf Servern verwende ich KVM-Installaionen mit spice oder X2GO.

Viel Spaß denn mit Opensuse 42.3 auf dem Laptop!