Das aktuelle Drama um Meltdown und Spectre verlangt auch von Linux-Usern starke Nerven. Bei Opensuse steht zudem das Auslaufen des Support-Zeitraums für Opensuse Leap 42.2 an. Es lohnt sich also, hier auch noch ein Upgrade betroffener Systeme auf Opensuse Leap 42.3 vorzunehmen. In der Reihenfolge
- Anwendung aktueller Kernel-Patches (man suche z.B. unter YaST > Software Management” mit dem Begriff “kernel” nach entsprechenden RPM-Paketen und deren Updates) sowie von Intel- bzw. AMD-Microcode-Patches (Pakete “ucode-intel”, “ucode-intel-blob” bzw. “ucode-amd”) unter Opensuse Leap 42.2.
- Bei Einsatz von qemu, kvm, libvirt: Update entsprechender Pakete unter Leap 42.2.
- Upgrade auf Opensuse Leap 42.3 (z.B. gem. der Anleitung unter https://kamarada.github.io/en/2017/08/03/how-to-upgrade-from-opensuse-leap-422-to-423/)
- Soweit dann noch nötig: Anwendung aktueller Kernel-Patches, von Intel- bzw. AMD-Microcode-Patches und Updates von qemu/kvm/libvirt-Paketen unter Leap 42.3
- [Für Mutige (und Sicherheitsbewusste): Upgrade auf ein aktuelles Kernel-Paket zur Version 4.14 aus dem “kernel”-Repository “http://download.opensuse.org/repositories/Kernel:/stable/standard/”.]
Das klappt eigentlich ganz gut. Bei zwei Systemen bin ich dabei im Zuge des Standard-Upgrades aber auf zwei kleinere Problemchen mit “kvm/qemu” und dem proprietären “Nvidia”-Treiber gestoßen.
Nvidia-Problem => Deinstallation des Pakets “drm-kmp-default”
Im Zuge der Installation des proprietären Nvidia-Treibers (z.B. über das Installations-File “NVIDIA-Linux-x86_64-384.98.run”), den man sich von der Nvidia-Web-Site laden kann, klappt zwar die Kompilation des Treibers, nicht aber das Laden des Moduls “nvidia-drm.ko”. Es kommt eine entsprechende Meldung zum Fehlschlag der Nvidia-Installation. Ursache ist ein Paket “drm-kmp-default”, das aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen installiert wird, aber in seiner Version nicht zum aktualisierten Default-Kernel (z.Z. 4.4.104-39.1) des Leap 42.3-Systems passt. Hier hilft es, das Paket “drm-kmp-default” zu deinstallieren. Das “drm”-Modul wird dennoch geladen und vom Modul “drm-nvidia” auch korrekt verwendet.
qemu/kvm-Problem: Korrekten Eintrag zu “namespaces” in der Datei qemu.conf vornehmen
Nach dem Upgrade auf Leap 42.3 und Aktualisierung aller Virtualisierungspakete ließen sich leider keine KVM-Gastsysteme mehr starten. Ich erhielt ganz unabhängig von der Art des Gastes und dessen Betriebssystem eine Meldung der Art:
Error starting domain: internal error: child reported: Kernel does not provide mount namespace: Permission denied
Ursache ist ein fehlender Eintrag
#namespaces = [ “mount” ]
namespaces = []
(bzw. ein unwirksamer Default-Eintrag (namespaces = [ “mount” ])) in der Datei “/etc/libvirt/qemu.conf”.
Ich tippe darauf, dass dieses Problem durch Rückportierungen bestimmter neuer Kernel-Features auf die relativ veraltete 4.4-Version von Leap 42.3 verursacht wurde. Im Standard-4.4-Kernel brauchte man den Eintrag in der vorliegenden Form nämlich nicht. Auf die Lösung dieses Problems bin ich nicht selbst gekommen; s. zu diesem Thema die unten angegebenen Links.
Viel Spaß weiterhin mit Opensuse – trotz des aktuellen Security Super-GAUs. Das beste Gegenmittel gegen Spectre ist – neben laufenden System-Updates – maximale Vorsicht beim Öffnen jeglicher externer Quellen, das Verifizieren von Update-Quellen für System- und Anwendungsdateien und das Verifizieren von Web-Sites im Internet über https-Verbindungen, das Kontrollieren der Hash-Summen für alle Updates sowie der Einsatz von “Noscript
“-Plugins in euren Browsern. Soweit ich das verstehe, erfordert ein Ausnutzen der Spectre-Schwachstelle in den aktuellen Prozessoren das Ausführen malignen Codes. Ein Einfangen von Schadcode muss man vermeiden – diese Binsenwahrheit gilt und erfordert nunmehr weiter erhöhte Wachsamkeit – im besonderen beim Browsen im Internet.
Vielleicht denken einige Unternehmen und Webseiten-Programmierer nun auch wieder ein wenig mehr darüber nach, ob und wann Javascript für den Betrieb einer öffentlichen Web-Seite überhaupt erforderlich ist. Auf vielen Seiten erfolgt der Einsatz oftmals weniger aus funktionalen Gründen als vielmehr deshalb, damit das Nutzerverhalten aus kommerziellen Gründen getrackt werden kann …..
Links
https://forums.opensuse.org/showthread.php/527697-Can-t-load-nvidia-drm-ko-after-update
https://forums.opensuse.org/showthread.php/527394-KVM-guest-will-not-start-with-latest-version-of-kernel
https://www.redhat.com/archives/libvirt-users/2017-March/msg00033.html
https://www.redhat.com/archives/libvirt-users/2017-March/msg00035.html