SSH – Qt5-Anwendungen – KDE/Plasma 5 – falsche Fonts und fehlende Icons

Wenn man sich unter KDE 5 mit
“ssh -X remoteuser@sshhost
auf einem Host “sshhost“einloggt und dann Qt5-Anwendungen startet, werden die in der Regel nicht richtig angezeigt: Es fehlen Icons und die Fonts sind falsch.
(“remoteuser” und “sshhost” sind im Beispiel natürlich nur Dummy-Bezeichnungen, die durch richtige Werte ersetzt werden müssen.)

Ursache des Darstellungsproblems:
Qt5-Applikationen suchen die Einstellungen der aktuell laufenden Desktopumgebung – im Beispiel also auf auf dem per SSH angesprochenen Host “sshhost”. Dort wird aber KDE nicht erkannt, weil eine Umgebungsvariable nicht gesetzt ist, die normalerweise beim Start der Desktop-Umgebung belegt wird. Dort läuft ja aber für die ssh-Shell gar kein Desktop.

Ich hatte das Problem schon mal behandelt – allerdings für root-Shells und lokale Starts von Qt5-Anwendungen auf ein und demselben System (siehe https://linux-blog.anracom.com/2016/01/27/opensuse-leap-42-1-kde-5-unzureichende-darstellung-und-kleine-fonts-in-qt5-anwendungen-die-von-root-gestartet-werden/).

Die gleiche Thematik verfolgt einen aber natürlich auch in Shells, die mit SSH geöffnet werden.

Lösungsansatz:
Man kann der SSH-Sitzung die notwendige Umgebungsvariable am Prompt nachliefern. Nämlich über:

remoteuser@sshhost:~>export XDG_CURRENT_DESKTOP=KDE

Erfolgte die SSH-Sitzung aus einem Gnome-Desktop heraus, so wählt man natürlich eher:

remoteuser@host:~>export XDG_CURRENT_DESKTOP=GNOME

Arbeitet man lokal und remote grundsätzlich nur unter KDE, so kann man die Einstellung

export XDG_CURRENT_DESKTOP=KDE

auch in der Datei “~/.profile” verankern. Die Umgebungsvariable wird dann für alle Login-Sitzungen gesetzt.

Arbeitet man allerdings nicht nur remote auf dem Host “sshhost” und wechselt man dort (!) gelegentlich zwischen KDE und Gnome, so ist wohl eine vorherige Abfrage in der “~/.profile” sinnvoller – und man entscheidet sich nur im Zweifel für KDE:

[ “$XDG_CURRENT_DESKTOP” = “KDE” ] || [ “$XDG_CURRENT_DESKTOP” = “GNOME” ] || export XDG_CURRENT_DESKTOP=KDE

Bessere interaktive Lösung:
Man verankert in der “~/.profile” für den Fall einer SSH-Verbindung eine interaktive Abfrage, die den SSH-Nutzer festlegen lässt, welche Desktop-Umgebung den anschließend gestarteten Qt5-Anwendungen vorgegaukelt werden soll. Die entsprechende Desktop-Umgebung muss auf dem SSH-Host natürlich vom User konfiguriert worden sein.

Der Aufbau eines entsprechenden Shellskripts ist eine nette kleine Übungsaufgabe, bei deren Lösung ggf. folgender Link weiterhilft:
http://unix.stackexchange.com/questions/9605/how-can-i-detect-if-the-shell-is-controlled-from-ssh

Nachtrag 01.11.2016: SSH, KDE und User root

Will man aus irgendwelchen Gründen für den User “root” über SSH grafische Anwendungen starten, so nützt im Gegensatz zur Situation in einer bereits laufenden grafischen KDE-Umgebung nichts, einfach “kdesu …” zu benutzen. Wir hatten dieses Vorgehen im Artikel Opensuse Leap 42.1 / KDE 5 – unzureichende Darstellung (kleine Fonts, fehlende Icons) von Qt5-Anwendungen, die von root gestartet werden empfohlen. Ist eine SSH-Shell dazwischengeschaltet, so muss die oben erläuterte Umgebungsvariable vor Anwendung des “kdesu”-Befehls für eine grafische Qt5-Anwendung
explizit gesetzt werden.