Upgrade auf Opensuse Leap 42.3 – Nvidia Problem

Ende Januar sind die letzten Nachzügler in meinem Umfeld von Opensuse Leap 42.2. auf Leap 42.3 upgegradet worden. Bei zwei Desktop-Systemen ist mir dabei noch ein unangenehmer Nebeneffekt des proprietären Nvidia-Treibers aufgefallen.

Auf dem ursprünglichen “Opensuse Leap 42.2”-System war zum damals aktuellsten Kernel 4.4.104 der Nvidia-Treiber in der Version 384.98 installiert worden – aus der von Nvidia heruntergeladenen Datei “NVIDIA-Linux-x86_64-384.98.run”.

Nach dem Upgrade mit zypper etc. (s. hierzu https://kamarada.github.io/en/2017/08/03/how-to-upgrade-from-opensuse-leap-422-to-423/) hatte ich erwartet, dass das neue Leap 42.3-System maximal in den Konsolenmodus hochfahren und die grafische Oberfläche nicht anzeigen würde.

(Den Konsolenmodus erreicht man auch unter systemd üblicherweise durch Eingabe von “init 3″ auf der Kommandozeile oder durch Angabe des Kernelparameters ” 3″ beim Booten. Auf das Starten des grafischen Targets wird dann verzichtet.)

Eine Neukompilation des Treibers ist nach Kerneländerungen ja Standard – und unter Leap 42.3 war die Kernel-Version 4.4.114 gegeben. Zudem wusste ich von früheren Upgrade-Versuchen bereits: Beim Upgrade wird aus unerfindlichen Gründen das Paket “drm-kmp-default” für “back-ported drm kernel modules” installiert, welches aber nicht mit den ansonsten installierten “drm”-Bibliotheken und auch nicht zusammen mit den aktualisierten Kernel-Versionen (> 4.4.79) funktioniert.

Man kam denn auch nur in eine Art Konsolenmodus (unter Opensuse auf tty1). Leider flackerte das angezeigte Terminal aber unaufhörlich; es war mir dabei nicht möglich, normale Tastatureingaben zu machen. Das System befand sich in einem Zwischenzustand zwischen “init 3” und dem vollen grafischen Target (“init 5”) von systemd. Bzw.: Wechselte laufend zwischen beiden Modi hin und her. Äußerst übel – und sicher auch nicht gerade förderlich für die HW des Schirms! Den schaltete ich dann erstmal zur Sicherheit ab.

Ich konnte das Problem nur beheben, indem ich mich von einem anderen System aus per SSH als root anmeldete und dann (remote) am Prompt “init 3” eingab. Das führte dann auch am Schirm des betroffenen Systems zu einem benutzbaren Zustand auf der Konsole.

Die nächsten Schritte bestanden dann im Aufruf von “yast”, um erstens das Paket “drm-kmp-default” zu deinstallieren und dann eine Neuinstallation des Nvidia-Treibers vorzunehmen. Was schließlich zu einem reibungslosen Systemstart in den grafischen Modus führte.

Ich habe nicht getestet, ob alternativ ein Neustart unter Auswahl des “Wiederherstellungsmodus” über das Submenu von Grub2 geholfen hätte. Ich vermute das, weiß es aber nicht.

Eine Variante, die man bei Auftreten des “Flacker-Problems” auch ausprobieren sollte, ist: Mehrfach mit “Ctrl-Alt-Delete” einen Neustart erzwingen. Dann den Grub-Editor vor dem Booten (Taste “e”) nutzen und an die Startzeile den Kernelparameter ” 3″ anhängen.

Also liebe Opensuse- und Nvidia-Fans:
Ihr seid gewarnt! Vielleicht ist es eine gute Idee, vor dem Upgrade den proprietären Nvidia-Treiber zuerst zu deinstallieren (NVIDIA-Linux-x86-384.98.run –uninstall) und sich auf den “nv”-Treiber zurückzuziehen.

Upgrade-Zeit – Vorsorge durch Fallback-Installationen – II

Im letzten Beitrag
Upgrade-Zeit – Vorsorge durch Fallback-Installationen – I
hatte ich versucht darzustellen, wie man mehrere parallele, bootfähige Linux-Installationen auf einem Einzelplatzsystem (PC, Laptop) nutzen kann, um die Arbeitsfähigkeit im Fall von Update/Upgrade-Problemen zu sichern. Man arbeitet normalerweise auf einer “Hauptinstallation“, die zu einer bestimmten Partition (z.B. “/dev/sdf7”) gehört.

Eine Fallback-Installation auf einer separaten Partition (z.B. “/dev/sdf9”) wird dagegen zu geeigneten Zeitpunkten als Abbild (Partitionskopie) eines funktionierenden Zustands der Hauptinstallation erzeugt und danach hinsichtlich von Updates extrem konservativ behandelt.

Updates/Upgrades werden grundsätzlich erst in einer dritten “Experimental-Installation” (z.B. auf “/dev/sdf3”) für Experimente getestet, bevor sie in der Hauptinstallation nachgezogen werden.

Nutz- und Projektdaten des/der Anwender werden dagegen auf speziellen Datenpartitionen untergebracht, die man in den jeweiligen Installationen bei oder nach einem Bootvorgang auf vorgegebene Knoten des Verzeichnisbaumes mountet. Das geschieht auf Basis gleichartiger Einträge für die Datenpartition(en) in den “/etc/fstab”-Dateien der verschiedenen Installationen; z.B.

myexp:~ # cat /etc/fstab
...
UUID=24f67362-236e-49ea-ba38-31c1c2541630       /projekte       ext4    defaults 1 2 
....

Diese Einträge werden beim Kopieren der entstehen im Rahmen der Erstellung der Fallback- und Experimental-Installation als Kopie der Hauptinstallation automatisch übernommen.

Ablauf zur Erstellung und Nutzung der Fallback- und der Experimental-Installation

Der Ablauf zur Erstellung und Nutzung der verschiedenen Installationen (auf jeweils unterschiedlichen Partitionen) ist in folgender Abbildung dargestellt:

Die Kuchendiagramme deuten die (wachsende) Partitionsverteilung an. Wir gehen nachfolgend auf einige wichtige Punkte ein, die bei der Erstellung von Partitionskopien als Grundlage der Fallback- und Experimental-Installation zu beachten sind.

Erstimplementierung Hauptinstallation plus Rettungssystem/Minimalinstallation

Die Erst-Installation eines Linux-Systems (z.B. Opensuse Leap 42.2) erfolgt wie üblich aus dem Netz oder per DVD. Man richtet dann seine Datenpartitionen ein und legt zugehörige Mount-Einträge in der “/etc/fstab” fest. Unter Opensuse unterstützt einen dabei der YaST-Partitioner. Dann “gewöhnt” man sich an das neue System und führt erste sinnvolle Updates durch.

Für die Erstellung der Fallback-Installation wollen wir den Inhalt der Partition, die die Hauptinstallation in einem definierten Zustand enthält, in eine andere (freie) Partition kopieren. Eine Kopie des gemounteten Root-Filesystems kann und sollte aber nicht aus der laufenden Hauptinstallation heraus erstellt werden. Der Grund ist einfach: Während der Kopie würden im Hintergrund stattfindende Schreiboperationen beim Kopieren nicht konsistent abgebildet werden. Das gleiche Thema gibt es ja bereits für Backups.

Wir benötigen daher eine weitere unabhängige Minimalinstallation (ohne grafischen Schnickschnack) in einer separaten Partition. Das dortige System booten wir dann zum Erstellen von Kopien anderer nicht gemounteter Partitionen. Alternativ können wir zum Kopieren natürlich auch ein ein Linux-Live-System einsetzen. Für Opensuse
Tumbleweed existieren entsprechende ISO-Images (siehe https://de.opensuse.org/openSUSE:Tumbleweed_installation).

Eine andere Alternative bietet ein Rettungssystem, wie es auf Installations-DVDs etlicher Distributionen vorhanden ist. Ein Rettungs- oder Live-System ist aber auch leicht zu erstellen (s. etwa http://www.system-rescue-cd.org/Download/, https://en.opensuse.org/SDB:Live_USB_stick, https://linux-club.de/wiki/opensuse/Installationsmedien_zu_openSUSE).

Hat man später bereits eine Experimental-Installation angelegt, so kann man natürlich auch die einsetzen, um die Partition der Hauptinstallation für eine Fallback-Installation auf eine andere Partition zu kopieren.

Partition für Kopie der Hauptinstallation erstellen

Eine Fallback-Installation entsteht am einfachsten durch Kopie der Partition mit der Hauptinstallation auf eine andere (Ziel-) Partition – und einige nachfolgende Schritte. Die Ziel-Partition muss man natürlich vor dem Kopiervorgang angelegt haben. Hierbei ist folgender Punkt wichtig:

Die Zielpartition muss mindestens die gleiche Größe haben wie die Original-Partition; die Zielpartition kann aber auch größer sein. Das gewährleistet man bei der Erstellung durch geeignete Wahl des Start- und Zielsektors (bzw. des Start- und End-Zylinders). Die Differenz – also die Anzahl der Sektoren (bzw. Zylinder) in der Zielpartition – sollte den gleichen Wert haben wie beim Original.

(Das Zusammenfallen von Partitionsgrenzen mit Zylindergrenzen ist ein Spezialthema für HDs mit MBR und sog. CHS-Adressierung; ich kann hier nicht darauf eingehen. Partitionierungstools achten in der Regel bei der Partitionsanlage auf eine entsprechende Optimierung. Auf Platten mit GPT-Partitionstabelle und LBA-Adressierung operiert man sehr viel einfacher mit Sektoren.)

Es gibt eine Reihe von Tools, um Partitionen aufzulisten, anzulegen und zu verändern. Für Opensuse hatten wir ja schon den “YaST-Partitioner” erwähnt. Interessanterweise bietet dieses Tool eine Dimensionierung neuer GPT-Partitionen über die Eingabe von Start/End-Zylinder an. Ein distributionsübergreifendes grafisches Tool ist “gparted” (welches auf dem CLI-Tool “parted” aufsetzt). gparted unterstützt natürlich GPT-HDs/SSDs und zeigt Start- und End-Sektoren für Partitionen an.

Daneben findet sich das CLI-Tool “fdisk“, das inzwischen auch mit GPT-Disks umgehen kann. Speziell für GPT-HDs/SSDS ist das CLI-Tool “gdisk” gedacht. Auch mit gdisk können wir die Größe neuer Partitionen präzise über Angaben zu Sektoren festlegen.

Die Sektor-Information sieht z.B. für zwei gleich große Partitionen “dev/sdf3”, “/dev/sdf7” einer Platte “/dev/sdf” unter fdisk wie folgt aus:

myexp:~ # fdisk -l /dev/sdf
Disk /dev/sdf: 477 GiB, 512110190592 bytes, 1000215216 sectors
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Disklabel type: gpt
Disk identifier: 04AD1B2B-6934-444D-BD93-83FE4A3AE15C

Device         Start       End   Sectors  Size Type
...
/dev/sdf3  171960320 339742719 167782400   80G Linux filesystem
...
/dev/sdf7  507590656 675373055 167782400   80G Linux filesystem

Ich ziehe auf GPT-Platten für eine präzise Dimensionierung jedoch meist “gdisk”
heran:

myexp:~ # gdisk -l /dev/sdf 
GPT fdisk (gdisk) version 0.8.8

Partition table scan:
  MBR: protective
  BSD: not present
  APM: not present
  GPT: present

Found valid GPT with protective MBR; using GPT.
Disk /dev/sdf: 1000215216 sectors, 476.9 GiB
Logical sector size: 512 bytes
Disk identifier (GUID): 04AD1B2B-6934-444D-BD93-83FE4A3AE15C
Partition table holds up to 128 entries
First usable sector is 34, last usable sector is 1000215182
Partitions will be aligned on 2048-sector boundaries
Total free space is 286739053 sectors (136.7 GiB)

Number  Start (sector)    End (sector)  Size       Code  Name
   1            2048       167766015   80.0 GiB    8300  primary
   ....
   3       171960320       339742719   80.0 GiB    8300  primary
   ....
   7       507590656       675373055   80.0 GiB    8300  primary
   8       675373056       675710975   165.0 MiB   EF00  primary
myexp:~ #
myexp:~ # gdisk /dev/sdf
GPT fdisk (gdisk) version 0.8.8

Partition table scan:
  MBR: protective
  BSD: not present
  APM: not present
  GPT: present

Found valid GPT with protective MBR; using GPT.

Command (? for help): i
Partition number (1-8): 7
Partition GUID code: 0FC63DAF-8483-4772-8E79-3D69D8477DE4 (Linux filesystem)
Partition unique GUID: 85C6892A-D709-4A3F-9758-D521A7A11F68
First sector: 507590656 (at 242.0 GiB)
Last sector: 675373055 (at 322.0 GiB)
Partition size: 167782400 sectors (80.0 GiB)
Attribute flags: 0000000000000000
Partition name: 'primary'

Command (? for help): i
Partition number (1-8): 3
Partition GUID code: 0FC63DAF-8483-4772-8E79-3D69D8477DE4 (Linux filesystem)
Partition unique GUID: 4C6C4872-1C36-465A-A09F-7CC0EF542E4D
First sector: 171960320 (at 82.0 GiB)
Last sector: 339742719 (at 162.0 GiB)
Partition size: 167782400 sectors (80.0 GiB)
Attribute flags: 0000000000000000
Partition name: 'primary'

Wie erstellt man nun eine weitere neue Partition mit identischer Größe? Wir machen das mal versuchsweise mit “gdisk”; dort gibt es dafür das Subkommando “n” (für “new”). Ein Blick in die man-Seiten zu “gdisk” zeigt übrigens auch, dass Änderungen erst dann wirksam werden, wenn wir unter gdisk abschließend den “w”-Befehl absetzen.

myexp:~ # gdisk /dev/sdf
GPT fdisk (gdisk) version 0.8.8

Partition table scan:
... 
Found valid GPT with protective MBR; using GPT.
Command (? for help): n
Partition number (9-128, default 9): 
First sector (34-1000215182, default = 717672448) or {+-}size{KMGTP}: 
Last sector (717672448-1000215182, default = 1000215182) or {+-}size{KMGTP}: +167782400
Current type is 'Linux filesystem'
Hex code or GUID (L to show codes, Enter = 8300): 
Changed type of partition to 'Linux filesystem'

Command (? for help): p
Disk /dev/sdf: 1000215216 sectors, 476.9 GiB
Logical sector size: 512 bytes
Disk identifier (GUID): 04AD1B2B-6934-444D-BD93-83FE4A3AE15C
Partition table holds up to 128 entries
First usable sector is 34, last usable sector is 1000215182
Partitions will be aligned on 2048-sector boundaries
Total free space is 118956653 sectors (56.7 GiB)

Number  Start (sector)    End (sector)  Size       Code  Name
   1            2048       167766015   80.0 GiB    8300  primary
   ...
   3       171960320       339742719   80.0 GiB    8300  primary
   ...
   7       507590656       675373055   80.0 GiB    8300  primary
   8       675373056       675710975   165.0 MiB   EF00  primary
   9       717672448       885454847   80.0 GiB    8300  Linux filesystem

Command (? for help): i
Partition number (1-9): 9
Partition GUID code: 0FC63DAF-8483-4772-8E79-3D69D8477DE4 (Linux filesystem)
Partition unique GUID: 696C551B-591D-4411-A951-18D337F548D9
First sector: 717672448 (
at 342.2 GiB)
Last sector: 885454847 (at 422.2 GiB)
Partition size: 167782400 sectors (80.0 GiB)
Attribute flags: 0000000000000000
Partition name: 'Linux filesystem'

Command (? for help): q

Man beachte hier die GUID, die eine Partition in eindeutiger Weise auf einem Device identifiziert. Die GUID ist von einer sog. “UUID” des Filesystems (s.u.) in einer Partition zu unterscheiden !

Schreibt man die geänderte Partitionstabelle im letzten Schritt tatsächlich mit “w” auf die Platte, informiert “gdisk” den laufenden Kernel nicht über die Änderungen! Das geschähe ohne weitere Maßnahmen erst bei einem Reboot. Will man das vermeiden, hilft das CLI-Kommando “partprobe“, das zusammen mit dem Tool “parted” installiert wird.

myexp:~ # partprobe /dev/sdf 

es geht alternativ auch

myexp:~ # /sbin/blockdev --rereadpt /dev/sdf

Kopieren der Partition mit der Hauptinstallation mit Hilfe des CLI-Kommandos “dd”

Ein “geeigneter Zeitpunkt” zum Erstellen einer Kopie der Hauptinstallation ergibt sich im laufenden Betrieb im Zuge von Updates nach einer Phase zufriedenstellender täglicher Arbeit. Steht man vor einer Upgrade-Aktion für sein Linux-System, wird man die laufende Hauptinstallation in jedem Fall kopieren und daraus eine bootfähige Fallback-Installation herstellen.

Für eine bitweise Kopie ist der Einsatz des CLI-Kommandos “dd” am einfachsten. Siehe zu einer Einführung bzgl. “dd” etwa https://wiki.ubuntuusers.de/dd/ und https://wiki.archlinux.de/title/Dd). “dd” ist unter Linux ein wirkliches wichtiges Werkzeug, das man in Kombination mit “gzip” und “tar” nicht zuletzt auch für die Erzeugung von Updates nutzen kann! Man sehe sich also zu “dd” unbedingt mal die man-Seiten und auch unten angegebene Links an.

Nehmen wir an, unsere aktuell benutzte Hauptinstallation liegt auf einer Partition “/dev/sdf7”. Auf der gleichen Platte befinde sich bereits eine Partition “dev/sdf9” gleicher Größe (man prüfe hierzu die Sektor- oder Zylinderanzahl in einem Partitionierungstool; s.o.). Aktuell gebootet worden sei eine Installation auf einer Partition “/dev/sdax” (x im Beispiel ungleich 7 oder 9) oder eben ein Live- oder Rettungs-System. Im gebooteten System erreicht man dann eine bitweise Kopie von “/dev/sdf7” auf “/dev/sdf9” per

myexp:~ # dd if=/dev/sdf7 of=/dev/sdf9 bs=1M

Zum Parameter “bs” siehe die man-Seiten! Auf einer optimal angebundenen SSD dauert ein solcher Kopier-Prozess für eine “80 GByte”-Partition deutlich weniger als 10 Minuten.

myexp:~ # dd if=/dev/sdf7 of=/dev/sdf9 bs=1M
81925+0 records in
81925+0 records out
85904588800 bytes (86 GB, 80 GiB) copied, 418.97 s, 205 MB/s

Die SSD operiert hier mit ca. 400 MB/s, da sie ja lesen und schreiben muss.

Haben wir damit schon unsere gewünschte “Fallback-Installation” erstellt? Da wir ja mit der Partition auch das dortige Filesystem samt Inhalten bitweise kopiert haben, könnte man meinen, dass mit der Kopie schon alles erledigt sei – und man nur noch den Bootmanager “Grub2” unter Einbeziehung aller verfügbaren OS-Installationen (z.B. mittels YaST2 >> Bootloader” neu schreiben lassen muss.

Das ist ein gewaltiger Irrtum!:

Warnung: Bitte schreibt nach Kopie einer Partition mit einer Betriebssysteminstallation nicht den Boot-Manager neu – und schon gar nicht unter Einbeziehung aller bootbaren Filesysteme.

Warum? Die Antwort gibt der nächste Abschnitt …

Vermeidung gleicher UUIDs
verschiedener Filesysteme nach dem Kopieren von Partitionen

Wenn wir eine Partition bitweise kopieren, wird der gesamte Inhalt (Filesystem + dessen Inhalte) 1:1 in die Zielpartition übertragen. Jedes Filesystem hat nun aber eine ID, die sog. “UUID“, die in einem System eindeutig sein sollte.

Die UUID eine Filesystems ist eine (hoffentlich eindeutige) Kombination aus alphanumerischen Zeichen. S. die nachfolgende Abbildung:

Die UUID vorhandener Partitionen kann man sich mit vielen Partitionstools und auch dem Kommando “tune2fs” anzeigen lassen. Ein geeignetes Kommando für die Kommandozeile ist aber auch “blkid“. Testet man unmittelbar nach unserem Kopiervorgang von “/dev/sdf7” auf “/dev/sdf9”, so erhält man

myexp:~ # blkid | grep "sdf7\|sdf9"
/dev/sdf7: UUID="96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9" TYPE="ext4" PARTLABEL="primary" PARTUUID="85c6892a-d709-4a3f-9758-d521a7a11f68"
/dev/sdf9: UUID="96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9" TYPE="ext4" PARTLABEL="Linux filesystem" PARTUUID="6b579030-567a-4c7a-b705-34b55113d6d5"

Diese leider von uns selbst erzeugte Uneindeutigkeit hat nach dem Kopiervorgang noch keine unmittelbaren Folgen. Der Befund ist aber dennoch außerordentlich problematisch, denn es gilt:

Aktuelle Linux-Distributionen identifizieren zu mountende oder im Bootprozess anzusprechende Filesysteme (bzw. Partitionen) nämlich genau über die “UUID”.

Siehe zu der Thematik auch: https://wiki.ubuntuusers.de/UUID/. Unter Opensuses “YaST Partitioner” gibt es hierzu übrigens eine Grundeinstellung, die man auch modifizieren kann:

Unter Linux steuert u.a. die Datei “/etc/fstab” bekanntermaßen das Mounten von Filesystemen – u.a. auch des root-Filesystems – in bestimmten Phasen des Systemstart mit. Werden nun die zu mountenden Filesysteme (Partitionen) in der Datei “/etc/fstab” tatsächlich durch UUIDs gekennzeichnet, können schon beim nächsten Bootvorgang ernsthafte Probleme auftreten; es gibt nach unserer Partitionskopie mittels “dd” ja zwei Filesysteme mit derselben UUID!

Noch schlimmer werden die Verhältnisse, wenn wir auch noch die Grub2-Konfiguration unter Einschluss aller bootbaren Installation updaten; das ist dann ein sicherer Weg in den Abgrund; mit Doppelmounts auf “/” und nachfolgenden Katastrophen ist zu rechnen!

Deshalb gilt:

Warnung: Bevor man irgendetwas nach dem bitweisen Kopieren einer Partition in einen andere auf dem Datenträger ein und desselben aktiven Systems unternimmt, sollte man unbedingt die UUID des kopierten Filesystems ändern, sowie die Einträge in den dortigen Dateien “/etc/fstab” und “/boot/grub(2)/grub.cfg” an die neue Situation anpassen.
Nur dann werden wir die kopierten Installationen auch ohne Probleme bootfähig zu bekommen! Auf keinen Fall sollte man vor Erledigung dieser Schritte im aktuell gebooteten System die Bootloader-Konfiguration neu schreiben lassen.

Ändern der UUID im Filesystem der kopierten Partition

Wie ändert man die UUID eines (kopierten) Filesystems? Hierzu braucht man zwei Schritte:

  • Schritt 1: Generieren einer neuen UUID mittels des Befehls “uuidgen
  • Schritt 2: Ändern der UUID auf der kopierten Partition mittels des Kommandos “tune2fs device -U newUUID

Wir führen das mal am Beispiel unseres kopierten Filesystem auf der Partition “/dev/sdf9” durch:

myexp:~ # uuidgen 
a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
myexp:~ # tune2fs /dev/sdf9  -U a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
tune2fs 1.42.11 (09-Jul-2014)
myexp:~ # blkid | grep "sdf7\|sdf9"
/dev/sdf7: UUID="96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9" TYPE="ext4" PARTLABEL="primary" PARTUUID="85c6892a-d709-4a3f-9758-d521a7a11f68"
/dev/sdf9: UUID="a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344" TYPE="ext4" PARTLABEL="Linux filesystem" PARTUUID="6b579030-567a-4c7a-b705-34b55113d6d5"

Damit sind wir aber keineswegs fertig …

Anpassen der Datei “/etc/fstab” und der “/boot/grub2/grub.cfg” im kopierten Filesystem

Bevor wir den Bootloader neu schreiben lassen, ändern wir zunächst die Dateieen “/etc/fstab” und zur Sicherheit auch der “/boot/grub2/grub.cfg” ab. Hierzu mounten wir das frisch kopierte Filesystem im aktuell gebooteten System – z.B. auf “/mnt” -und ersetzen in der dortigen “fstab” (also in der /mnt/etc/fstab”) die Einträge mit der alten UUID:

myexp:~ # mount /dev/sdf9 /mnt
myexp:~ # cat /mnt/etc/fstab
UUID=d9a73a89-b89b-4fda-8c4c-9034e42d1274       swap    swap    defaults 0 0 
UUID=96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9       /       ext4    acl,user_xattr 1 1 
UUID=73B4-E5BA  /boot/efi       vfat    umask=0002,utf8=true 0 0 
UUID=24f67362-236e-49ea-ba38-31c1c2541630       /projekte       ext4    defaults 1 2 
....
....

Problematisch ist vor allem der zweite Eintrag, der noch die kopierte UUID beinhaltet! Diese UUID ändern wir nun mit Hile eines Editors unserer Wahl auf die neue – per uuigen generierte und per tune2fs zugeordnete – UUID ab:

# cat /mnt/etc/fstab
UUID=d9a73a89-b89b-4fda-8c4c-9034e42d1274       swap    swap    defaults 0 0 
UUID=a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344       /       ext4    acl,user_xattr 1 1 
UUID=73B4-E5BA  /boot/efi       vfat    umask=0002,utf8=true 0 0 
UUID=24f67362-236e-49ea-ba38-31c1c2541630       /projekte       ext4    defaults 1 2 
....

Damit haben wir schon mal größeres Unglück verhindert. Eine Anpassung der “/etc/fstab” ist der wichtigste Schritt.

Ganz auf die sichere Seite gegenüber späteren manuell verursachten Fehlern kommen wir aber erst mit entsprechenden Änderungen in der Datei “/mnt/boot/grub2/grub.cfg” – oder aber einer Elimination der Datei für das (versehentliche) Schreiben des Bootloaders unter der neuen Installationm. .

In der “/mnt/boot/grub2/grub.cfg” finden sich Boot-Einträge der Form

menuentry 'openSUSE 42.2 (x86_64) (on /dev/sdf7)' --class suse --class gnu-linux --class gnu --class os $menuentry_id_option 'osprober-gnulinux-simple-96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9' {
	insmod part_gpt
	insmod ext2
	set root='hd5,gpt7'
	if [ x$feature_platform_search_hint = xy ]; then
	  search --no-floppy --fs-uuid --set=root --hint-bios=hd5,gpt7 --hint-efi=hd5,gpt7 --hint-baremetal=ahci5,gpt7  96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9
	else
	  search --no-floppy --fs-uuid --set=root 96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9
	fi
	linuxefi /boot/vmlinuz-4.4.104-18.44-default root=UUID=96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9 ro resume=/dev/disk/by-uuid/d9a73a89-b89b-4fda-8c4c-9034e42d1274 splash=silent quiet showopts elevator=deadline intel_pstate=disable swapaccount=1 pti=on
	initrdefi /boot/initrd-4.4.104-18.44-default
}
submenu 'Advanced options ......
....
......

Würden wir diese “grub.cfg” (nach einem Booten der kopierten Installation) dummerweise direkt zur Implementierung des
Bootloaders per “grub-install” nutzen, gäbe es ein vermeidbares Chaos.

In der Datei müssen wir deshalb natürlich alle Strings “96c9a3bf-60fe-496e-801c-3a3047ac71a9” ersetzen durch “a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344”. Das geht mit Editoren wie “kate” relativ gefahrlos.

Ein noch einfacherer Schritt zur Absicherung gegenüber späteren potentiellen Unglücken durch manuelle Befehle zum Schreiben des Bootloaders ohne vorherige Neugenerierung der “boot.cfg” ist, die Datei schlicht umzubenennen – und damit für versehentliche Installationen auszuschalten:

    
myexp:~ # mv /mnt/boot/grub2/grub.cfg /mnt/boot/grub2/grub_before_copy_180219.cfg_orig

Bootfähigkeit der neuen Installation herstellen

Natürlich schreiben wir den Bootloader aber eher von der funktionierenden “ursprünglichen” Hauptinstallation aus. Haben wir die “etc/fstab” in er kopierten Partition auf die neue UUID angepasst, können wir – ohne vorheriges Verändern des Grub2-Bootloaders – unser System getrost neu booten und dabei die ursprüngliche Hauptinstallation starten. Von dort aus nehmen wir nun eine Erweiterung des Bootloaders vor, so dass dei neue “Fallback”-Installation später im Grub2-Bootmenü mit angeboten wird.

Unter Opensuse nutzen wir dazu YaST’s Bootloader-Modul:

Dieses Programm bietet 3 per Reiter (Tabs) erreichbare Konfigurationsseiten an. Die letzte ist für unsere Zwecke am wichtigsten und sieht wie folgt aus:

Hier müssen wir die Option “Fremdes OS testen” abhaken.

[Zu alternativen CLI-Kommandos “grub_mkconfig”, “update-grub” (Ubuntu) bzw. “grub2-mkconfig” (Opensuse) und “grub-install” siehe den letzten Beitrag und die Doku eurer Distribution. Unter Opensuse Leap prüft “grub2-mkconfig” durch Aufruf des “os-prober”-Skripts fremde OS gleich mit und schreibt den gesamten Output defaultmäßig in die “/boot/grub2/grub.cfg”.]

Danach finden wir in der Datei “/boot/grub2/boot.cfg” Einträge folgender Art zum Filesystem auf “/dev/sdf9” vor:

 
....
### BEGIN /etc/grub.d/30_os-prober ###
...
...
menuentry 'openSUSE 42.2 (x86_64) (auf /dev/sdf9)' --class suse --class gnu-linux --class gnu --class os $menuentry_id_option 'osprober-gnulinux-simple-a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344' {
	insmod part_gpt
	insmod ext2
	set root='hd5,gpt9'
	if [ x$feature_platform_search_hint = xy ]; then
	  search --no-floppy --fs-uuid --set=root --hint-bios=hd5,gpt9 --hint-efi=hd5,gpt9 --hint-baremetal=ahci5,gpt9  a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
	else
	  search --no-floppy --fs-uuid --set=root a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
	fi
	linuxefi /boot/vmlinuz-4.4.104-18.44-default root=/dev/sdf9
	initrdefi /boot/initrd-4.4.104-18.44-default
}
submenu 'Erweiterte Optionen für openSUSE 42.2 (x86_64) (auf /dev/sdf9)' $menuentry_id_option 'osprober-gnulinux-advanced-a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344' {
	menuentry 'openSUSE 42.2 (x86_64) (auf /dev/sdf9)' --class gnu-linux --class gnu --class os $menuentry_id_option 'osprober-gnulinux-/boot/vmlinuz-4.4.104-18.44-default--a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344' {
		insmod part_gpt
		insmod ext2
		set root='hd5,gpt9'
		if [ x$feature_platform_search_hint = xy ]; then
		  search --no-floppy --fs-uuid --set=root --hint-bios=hd5,gpt9 --hint-efi=hd5,gpt9 --hint-baremetal=ahci5,gpt9  
a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
		else
		  search --no-floppy --fs-uuid --set=root a65d6a9b-cc87-4af7-95bf-f407f463f344
		fi
		linuxefi /boot/vmlinuz-4.4.104-18.44-default root=/dev/sdf9
		initrdefi /boot/initrd-4.4.104-18.44-default
	}

Diese Einträge im Boot-Menü hat YaSTs Bootloader-Modul dann auch schon gleich auf der Platte verewigt. Sie werden beim nächsten Bootvorgang mit angeboten.

Damit haben wir unsere durch “dd” erzeugte “Fallback-Installation” auf “/dev/sdf9” bootfähig verankert.

Experimental-Installation und Upgrade

Eine Experimental-Installation” erzeugt man in einer weiteren Partition auf ganz ähnliche Weise wie oben beschreiben und macht auch diese nach UUID-Änderung und Anpassung der dortigen “/etc/fstab” bootfähig. Für die Experimentalinstallation kann man dann eine probeweises Upgrade vornehmen. (Im Beispiel von Opensuse Leap 42.2 auf Leap 42.3 …).

Andere Einstellungen in der “/etc/fstab”

Das “Gefährliche” bestand bei unserem Vorgehen vor allem in der Duplizierung der UUID – und eventuellen diesbezüglichen Einstellungen in der “/etc/fstab”. Natürlich kann man die Einträge in der “/etc/fstab” auch auf Basis konventioneller Laufwerksbezeichnungen (“dev/sdxn”) vornehmen.
Der Yast-Partitioner bietet hierfür sogar eine Einstellungsoption an:

Einträge mit normalwer Bezeichnung sähen so aus:

 
/dev/sdf9       /       ext4    acl,user_xattr 1 1 

Dies befreit aber aus einer Vielzahl von Gründen nicht davon, die UUID des Filesystems trotzdem abzuändern.

SSDs – und Intervalle für Partitionskopien

Eine Kopie größerer Partitionen durchzuführen ist schreibintensiv. Nicht alle SSDs haben eine hinreichende Qualität, um solche Schritte oft durchführen zu können. Die SSD leidet darunter (wear leveling count). Man sollte die Erstellung einer neuen “Fallback-Installation” als Kopie der Hauptinstallation daher nur in größeren Zeitabständen vornehmen.

Hat man gute Erfahrungen mit Updates sowohl in der Experimental-Installation als auch auf der Hauptinstallation gemacht, spricht ja nichts dagegen, Updates auch auf der Fallback-Installation systematisch und kontrolliert nachzuziehen. Nur vor Upgrades erscheint mir die Anlage einer Fallback-Installation als Kopie der aktuellen Hauptinstallation unvermeidlich.

Ich hoffe, der eine oder andere hat beim Lesen ein paar Dinge aufgeschnappt, die er noch nicht kannte …

Links

Übersicht GPT
https://en.wikipedia.org/wiki/GUID_Partition_Table
https://de.wikipedia.org/wiki/GUID_Partition_Table
https://www.thomas-krenn.com/de/wiki/GUID_Partition_Table

Übersicht Linux Partitioning Tools
http://dwaves.de/2017/05/23/linux-overview-partitions-difference-fdisk-gdisk-cfdisk-parted-gparted/

Partition Alignment
https://www.thomas-krenn.com/de/wiki/Partition_Alignment

UUID ändern
http://www.sudo-juice.com/how-to-change-the-uuid-of-a-linux-partition/

Backups mit dd
https://www.linux.com/learn/full-metal-backup-using-dd-command
https://wiki.archlinux.de/title/Image-Erstellung_mit_dd
https://www.thegeekstuff.com/2010/10/dd-command-examples/
http://www.linux-community.de/Archiv/Tipp-der-Woche/Mit-dd-schnell-Festplattenimages-erstellen
https://www.thomas-krenn.com/de/wiki/Dd_unter_Linux

Upgrade-Zeit – Vorsorge durch Fallback-Installationen – I

Vor wenigen Wochen lief bei Opensuse und bei Ubuntu der Supportzeitraum für die jeweils vorletzten Versionen ab. Ein Leser des Blogs hat mich angeschrieben und gebeten, mal für einen Linux-Einsteiger zu beschreiben, wie ich denn bei System-Upgrades “immer wieder auftauchenden Problemen aus dem Weg” ginge.

Erste spontane Antwort: Gar nicht 🙂 ; Probleme tauchen halt auf und sind zu lösen oder zu umgehen. Ich habe die Frage dann aber mal wie folgt interpretiert:

Wie erhält man sich trotz möglicher Upgrade-Probleme die Fähigkeit zum beruflich dringend erforderlichen Weiterarbeiten, wenn es nach dem Upgrade Probleme gibt?

Das ist durchaus ein paar Betrachtungen wert. Gerade Freiberufler können sich Arbeitsausfälle aufgrund “zerschossener” Systeme nicht leisten. Das betrifft bei mobilen Beratern u.a. Laptop-Installationen.

Beim Schreiben fiel mir allerdings auf, dass ich vor Upgrades/Updates alleinstehender Linux-Systeme zu Methoden greife, in die sich ein “Einsteiger” erst mal einarbeiten muss und die selbst auch ein gewisses Gefahrenpotential in sich bergen. Leute, das kann ich euch leider nicht ersparen. Deshalb vorweg:

Bitte seid bei einer Nachahmung der nachfolgenden Vorschläge extrem vorsichtig, macht Backups und testet erstmal in einer risikofreien Umgebung – im Besonderen das Kopieren von Festplatten-Partitionen. Ich hafte nicht bei Schäden.

Ferner benötigt man für meinen Ansatz HDs/SSDs mit 500GB aufwärts; man braucht Plattenplatz. Dennoch hat sich die nachfolgend beschriebene Methodik bewährt; sie hat mir schon des öfteren wertvolle Zeit für Problemlösungen verschafft. Die Vorgehensweise hat aber nur einen Sinn auf Einzelplatz-Systemen; sie ist nicht (!) für Server oder Firmen-Installationen geeignet. Und: Sie ersetzt keineswegs (regelmäßige) Backups auf externe Medien!

Frust nach und mit Upgrades/Updates unter Linux? Ja, das gibt es …

Viele Linux-Einsteiger beschreiben ein gar nicht so seltenes Erlebnis mit ihrem Desktop- oder Laptop-System so: “Dann hab’ ich mein Linux upgedated bzw. upgegradet und dabei wohl was falsch gemacht – und mir das System zerschossen. Musste neu installieren.“. (Siehe u.a. Linux-Foren unter Facebook). Das sollte eigentlich unter Linux nicht so ablaufen … passiert aber dennoch.

Ein Grund ist vermutlich: Für Einsteiger ist schwer zu erkennen, was mögliche Ursachen für das “Zerschießen” sind und wo bzw. wie man die richtigen Maßnahmen zur Korrektur einleitet. Der Wunsch, möglichst schnell wieder arbeiten zu können, führt dann gerade bei Windows-Umsteigern fast reflexartig zu Neuinstallationen.

Was manchmal schon im Zuge komplexer Packet-Updates passiert, gilt erst recht für Linux-System-Upgrades, bei denen womöglich auch noch an Grundfesten des Systems gerüttelt wird (wie etwa bei der Einführung von systemd, neuen KDE-Haupt-Versionrn, etc…). Spätestens nach der ersten schlechten Erfahrung mit einem System-Upgrade stellt man sich beim nächsten Mal Fragen:

Soll ich (nach einer Datensicherung) die neue Linux-Version auf einer neuen oder der bisherigen System-Partition ganz von Null neu installieren? Oder die alte Installation durch komplizierte Schritte auf die neue Version bringen? Mit dem Risiko, dass dabei etwas schiefgeht, das System nicht mehr bootet, man sich nicht mehr einloggen kann oder die graphische Oberfläche nicht mehr läuft? Und man nicht mehr produktiv arbeiten kann?

Das sind alles berechtigte Fragen! Frustrierende Erlebnisse mit System-Komponenten, die nach Updates/Upgrades nicht mehr erwartungsgemäß funktionieren, haben nämlich auch erfahrene Linux-User immer wieder. Glaubt keinem, der etwas anderes behauptet!

Auch unter Linux gilt: Shit happens! Und oft genug liegt die Schuld nicht mal bei einem selbst … Linux
ist halt ein komplexes Konglomerat aus unterschiedlichen Komponenten, die von unterschiedlichen Teams entwickelt werden. Die Zusammenstellung übernehmen Distributoren, die auch nicht jede mögliche Installationsvariante testen können. Hinzu kommen ggf. problematische Treiber, u.a. für Grakas. Ergebnis: Fehler treten häufiger auf, als einem als Linux-Fan lieb wäre ….

Vorsorge und Arbeits-“Continuity”

Erfahrene Linux-Nutzer sorgen vor, indem sie eine funktionierende Arbeitsumgebung vorhalten. Komplette Neuinstallationen sind bei Update-Problemen nur selten der richtige Weg: erstens lernt man durch Neuinstallationen nichts und zweitens besteht die Gefahr, wieder in die gleiche Falle zu tappen. Im Falle von System-Upgrades führt eine Neuinstallation dagegen zum mühsamen Nachziehen von bereits getroffenen Konfigurationsentscheidungen – und ohne Rückgriff auf eine noch funktionierende Installation ist das Arbeiten in dieser Phase ggf. eingeschränkt.

Natürlich denkt man vor Updates/Upgrades an Backups der vorhandenen funktionstüchtigen Installation auf externe Medien. Das setzt voraus, dass man sich mit der Restaurierung ganzer Betriebssysteme und den zugehörigen Linux-Tools befasst. Zu dieser wichtigen Grundübung findet man viele hilfreiche Artikel im Internet. Ich möchte in diesem Artikel aber eine andere, zusätzliche Maßnahme besprechen – und zwar den den Ansatz einer

vorsorgenden Partitionierung – unter Einschluss jederzeit bootbarer “Fallback- und Experimental-Partitionen”.

Das ersetzt (regelmäßige) Backups (u.a. für den Fall vom Plattendefekten) keineswegs, erleichtert aber den Umgang mit komplexen Updates oder System-Upgrades.

Motivation ist die Aufrechterhaltung der Möglichkeit zum schnellen Fortsetzen der produktiven Arbeitfür den Fall, dass beim Updaten/Upgraden etwas schief geht. Man spricht auch von ArbeitsKontinuität oder neudeutsch “Continuity“, die eben die Verfügbarkeit funktionierender Installationen voraussetzt.

Nun höre ich schon die Profis fragen: Schon mal was von Snapshots gehört? Ja, aber der von mir beschriebene Ansatz ist auch dann wirkungsvoll, wenn man sich mit Snapshot-Systemen (wie etwa auf Basis von BtrFS oder LVM2) noch nicht auskennt. Zudem sind Filesystem-Snapshots bei vollständigen System-Upgrades eher in Frage zu stellen.

Voraussetzungen und Zielgruppe

Der Artikel richtet sich an Linux-Ein/Um-Steiger, die schon ein paar Schritte mit dem System gegangen sind und sich bereits ein wenig in Plattenpartitionierung wie den Systemstart über Boot-Manager eingearbeitet haben – oder willens sind, das zu tun. So setze ich voraus,

  • dass man weiß, was Partitionen (oder ggf. LVM-Volumes) und Filesysteme sind, wie man die mit entsprechenden Tools seiner Linux-Distribution oder auf der Kommandozeile erstellt, dimensioniert und in den Hauptverzeichnisbaum einhängt (mounted),
  • dass man bereit ist, sich mit den Befehlen “dd”, “uuidgen” und “tune2fs” auseinanderzusetzen
  • dass man keine Scheu hat, System-Dateien zu editieren.
  • dass man bereit ist, sich ein wenig um Grub2 als Boot-Manager auseinanderzusetzen.
  • dass genügend Festplattenplatz vorhanden ist, um 3 Betriebssystem-Partitionen mit einer Größe von etwa 40 bis 80 GByte aufzunehmen.

Der letzte Punkt mag dem einen oder anderen als Platzverschwendung erscheinen. Ja, das erscheint mir aber in der Abwägung gegenüber dem Punkt “kontinuierliche Arbeitsfähigkeit” und auch gegenüber der Schonung von Nerven zweitrangig.

Übrigens: Bis auf spezielle EFI- und Swap-Partitionen, verwende ich den Begriff “Partition” nachfolgend auch synonym für logische LVM2-Volumes. Das ist technisch natürlich nicht korrekt; der Unterschied tut
hier aber nichts zur Sache. LVM2 ist im besonderen mit dem Grub2-Boot-Manager kompatibel. Wem die Begriffe LVM2 und LVM-Volume nichts sagen, kann deren weitere Erwähnung in Klammern erstmal getrost ignorieren.

Ich erläutere die hier verfolgte Philosophie einer Fallback-Partition für Desktop-Systeme und Laptops anhand von Opensuse. Die Grundprinzipien lassen sich meist aber einfach auf andere Distributionen wie etwa Ubuntu abbilden – auch wenn sich ein paar Bezeichnungen von Dateien oder Programmen leicht unterscheiden. Es geht mir auch nur um alleinstehende Desktop-/Laptop-Systeme, auf denen man weitgehend der Herr des Geschehens ist – nicht aber um Server-Systeme oder server-basierte Installationen; letztere erfordern andere Fallback- und Continuity-Strategien.

Vier Maxime für den Umgang mit Updates/Upgrades

Beim Umgang mit kritischen Updates von Systemkomponenten oder gar Upgrades des Betriebssystems orientiere ich mich an folgenden Leitlinien:

  • Never touch a running system – ohne die Konsequenzen zu kennen oder solide einschätzen zu können.
  • Haupt-Installation und separate Partitionen für Nutz- und Anwendungsdaten: Die Betriebssystem-Installation für den täglichen Gebrauch erfolgt auf einer Festplattenpartition begrenzter Größe. Es wird von vornherein eine getrennte Ablage von OS-System-Dateien einerseits und späteren Projekt-Daten (Applikationsdaten, Nutzerdateien, ggf. Virtualisierungsumgebungen) andererseits auf unterschiedlichen Partitionen (LVM-Volumes) der Systemplatte(n) angestrebt.
  • Fallback-Installation: Im beruflichen Einsatz muss man bei Problemen schnell auf eine noch funktionierende Installation zurückgreifen können – hierzu braucht es eine jederzeit bootbare Fallback-Installation auf einer weiteren, separaten Partition der HD/SSD des Systems.
  • Experimental-Installation: Man braucht eine Spielwiese, um neue Programme, aber auch umfassendere oder kritische Updates/Upgrades gefahrlos ausprobieren zu können. Eine entsprechende dritte Betriebssystem-Installation sollte auf einer weiteren eigenen Partition (Volume) untergebracht werden.

Während die erste Maxime übergreifend gilt, haben die anderen drei offenbar eine Auswirkung auf die Partitionierung (und/oder das LVM-Layout) des Systems. Die “Methodik” zur Erhaltung der Arbeitsproduktivität besteht also darin,

  • dass man eine garantiert funktionsfähige Fallback-Installation in bootfähigem Zustand bereit hält,
  • dass man komplexe Updates/Upgrades erstmal auf einer Experimental-Installation austestet, bevor man die Updates/Upgrades auf der Haupt-Installation nachzieht.
  • dass man zu geeigneten Zeitpunkten sowohl die Fallback-Installation als auch die Experimental-Installation als Kopie eines funktionierenden Zustands der Hauptinstallation erneuert. (Falls in zeitlicher Nähe: zuerst die Experimental-Installation und dann die Fallback-Installation.)

Das ist zunächst mal einfach und hoffentlich auch einleuchtend. Wie man die Partitions-“Kopien” erzeugt und dabei Boot-Probleme vermeidet, besprechen wir später. Zunächst gilt:

“Continuity” erfordert, mehrere funktionierende Betriebssystem-Installationen auf ein und demselben System vorzuhalten. Eine dient als Fallback für das produktive Arbeiten, wenn es mal zu Problemen mit der “Haupt-Installation” kommt. Die Fallback-Installation ist daher bzgl. Updates extrem vorsichtig zu behandeln. Ggf. wird man Updates sogar völlig unterlassen. Die Funktionstüchtigkeit dieser Installation ist wichtiger als ein aktueller Paket-Status!

Alle drei in der Liste angesprochenen Installationen müssen separat bootbar sein – und die Daten, mit denen man kontinuierlich (weiter-) arbeiten will, müssen deshalb unabhängig von den einzelnen OS-Installationen gelagert werden.

Ein Zugriff auf produktive Projekt-Daten muss von jeder der drei Installationen aus durch ein “Mounten” des Filesystems der Datenpartitionen in definierte Knotenpunkte des jeweiligen Verzeichnisbaums in gleichartiger Weise ermöglicht werden (s.u.).

Wir benötigen jedenfalls mehrere Partitionen (oder LVM-Volumes) auf der/den Systemplatte/n. Das kann dann in etwa so aussehen:

Die erste Aufgabe für den Linux-Einsteiger, der der obigen Philosophie folgen will, ist also:

Mache dich mit der Partitionierung einer Festplatte und Tools wie etwa “gdisk“, “gparted” oder unter Opensuse auch mit dem “Yast Partitioner” vertraut. Zur Einrichtung eines reinen Linux-Systems sollte man dabei auch schon mal was von ein GPT-Layout von Festplatten gehört haben – und sich (soweit möglich) von veralteten Dingen wie “erweiterten Partitionen” aus MSDOS- bzw. MBR-Zeiten lösen. Siehe etwa: https://wiki.ubuntuusers.de/Partitionierung/Grundlagen/, http://www.linux-community.de/Internal/Artikel/Print-Artikel/EasyLinux/2016/01/OpenSuse-Leap-42.1, https://kofler.info/opensuse-leap-42-1/.

(Merke nebenbei: MS Windows gehört unter Linux eigentlich ins “Fenster”; genauer in eine virtuelle Maschine; zumindest dann, wenn man Windows nicht für 3D-Games benötigt. Auf sowas wie eine primäre NTFS-Partition in einem MBR-Plattenlayout kann man dann völlig verzichten. Will man eine vorhandene NTFS-Windows-Partition aber aus berechtigten (!) Lizenz-Ängsten und auf UEFI-Systemen aus Ängsten vor Boot-Fehlern nicht zerstören, sollte man sie in jedem Fall verkleinern. Die meisten Linux-Installationsprogramme bieten das an.)

Partitionsgrößen für die Betriebssystem-Installationen relativ klein halten!

Als Einsteiger tendiert man dazu, während der Linux-Erstinstallation ein vom Installer der jeweiligen Distribution vorgeschlagenes Partitionsmuster für die Festplatten zu übernehmen. Die meist vorgeschlagenen 2 oder 3 Linux-Partitionen (neben einer Swap- und ggf. auch einer EFI-Partition) umfassen dann insgesamt oft den gesamten Plattenplatz. Kennt man sich dann aber nicht mit so schönen Dingen wie LVM aus, nimmt einem das erhebliche Flexibilität!

Leuten mit ein wenig Erfahrung rate ich deshalb eher dazu, sich im Vorfeld einer Installation genau zu überlegen, welche Partitionen man tatsächlich für welche Zwecke auf seinem Desktop-System benötigt. Den Platz für die zu hauptsächlich zu nutzende Betriebssystem-Installation sollte man dabei auf das Notwendige (s.u.) begrenzen und den Rest der Platte erstmal frei halten.

Zweite Aufgabe für Umsteiger:

Bei der ersten Installation von Linux sollte man die Partition für das Root-Filesystem in der Größe begrenzen; sinnvolle Werte liegen nach meiner Erfahrung zwischen 40GB und 80GB. Das lässt einem genügend Luft für Programm-Installationen und Experimente. Persönlich nehme ich meist 80 GB. Den Vorschlag für eine Swap-Partition kann man übernehmen. Auf weitere Partitionen (etwa wie oft vorgeschlagene für “/home”) kann und sollte man dagegen erst mal verzichten; sie kann man später bei Bedarf immer noch anlegen.

(Bei Nutzung von LVM sollte man unabhängig von der zugrunde liegenden Partitionierung und Volume-Gruppen das logische Volume für das Root-Filesystem begrenzen). Auf einem reinen Linux-PC-System gibt es in meinem Ansatz daher zunächst nur : ggf. eine EFI-Partition, eine rel. kleine Swap-Partition (< 4GB) und eine Partition für das Root-/-Filesystem (mit 40 bis 80GB; in ext4-Formatierung, s.u). Sonst nix!

Wir nutzen den freigelassenen Plattenplatz für unsere Daten-Partition(en) und für weitere Partitionen (Volumes), die unsere Fallback- bzw. Experimental-Installation aufnehmen. Wir werden die Inhalte der Fallback-Partition und der Experimental-Partition später als Kopien eines bestimmten Zustands der Hauptinstallation erstellen. Wir benötigen also mindestens 2 x die Größe der Partition für die Hauptinstallation (also z.B. 3 x 80GB) als freien Plattenplatz; den Rest können wir für eine oder mehrere Datenpartitionen nutzen. (Hinweis: Will man mit schnellen Virtualisierungssystemen arbeiten, braucht man ggf. auch dafür weitere Partitionen (Volumes).)

Unter Opensuse wird während der Installation der sog. YaST-Partitionmanager angeboten. Er erlaubt eine Reduktion der Partitionsgröße im sog. “Expertenmodus”. Ein weiterer Punkt: Nehmt als Anfänger lieber “ext4” als Filesystem und nicht BtrFS. Ich habe hierfür gute Gründe, die ich aus Platzmangel an dieser Stelle aber nicht erläutern kann.

Hat man aber die Erstinstallation bereits hinter sich und wurden dabei zu große Partitionen angelegt, muss man im Nachhinein Platz schaffen. Hierbei muss man sich mit Hilfe der genannten Partitionierungstools dazu kundig machen, welche Partitionen im aktuellen Zustand noch wie weit verkleinert werden können. Danach kann man die vorhandenen Partitionen mit Hilfe der Partitionstools in der Größe reduzieren. Ggf. muss man dazu vorher ein Live-System oder eine Rettungsinstallation von CD/DVD oder USB-Disk booten.

Einsatz eines Bootmanagers – Grub2

Unsere Strategie läuft auf mehrere bootbare Linux-Installationen hinaus. Linux erlaubt über die Installation von sog. “Boot-Managern” das Booten verschiedener Betriebssystem-Installationen aus unterschiedlichen Partitionen der HDs/SSDs des Systems. Hierzu wird einem beim Systemstart eine Liste verfüg- und bootbarer Installationen angezeigt.

Bootmanager werden von den meisten Linux-Distributionen bereits im Rahmen der Erstinstallation des Systems eingerichtet. Der aktuelle distributionsübergreifende Standard ist hierbei wohl “Grub2“. Eine gute Übersicht über diesen relativ komplexen Bootmanager liefern folgende Artikel:

https://en.wikipedia.org/wiki/Grub2#GRUB_version_2
https://opensource.com/article/17/3/introduction-grub2-configuration-linux
https://wiki.ubuntuusers.de/GRUB_2/ und https://wiki.ubuntuusers.de/GRUB_2/Konfiguration/
Für Details siehe: https://www.gnu.org/software/grub/manual/grub/grub.pdf

Ich kann in diesem Artikel aus Platzgründen nicht auf Details von Grub2 eingehen. Für unsere Zwecke ist es ausreichend zu wissen, dass der Grub2-BootLoader in drei Schritten installiert oder modifiziert wird: Zunächst wird aus Vorgaben in der Definitionsdatei “/etc/default/grub” und weiteren Skript- und Konfigurations-Dateien unter dem Verzeichnis “/etc/grub.d/” eine temporäre Konfigurationsdatei erzeugt. Der notwendige Befehl ist je nach Distribution “grub-mkconfig” (z.B. Ubuntu) oder “grub2-mkconfig” (z.B. Opensuse). Das Ergebnis kann man dann über die Kommandozeile mit dem Kommando “update-grub” in die Datei “/boot/grub/grub.cfg” (Ubuntu) bzw. “/boot/grub2/grub.cfg” (Suse) schreiben lassen. Schließlich
schreibt man dann die notwendigen Informationen und Boot-Programme mittels des CLI-Befehls “grub-install” (Ubuntu) oder “grub2-install” (Suse) in bestimmte Plattenbereiche (die wiederum u.a. vom Platten-Layout, GPT oder MBR abhängen).

Spezialtools der verschiedenen Distributionen führen zumindest Teile oder gar alle dieser Schritte in einem Arbeitsvorgang durch:
Opensuse: Yast2 >> System >> Bootloader”
Ubuntu: z.B. Grub Customizer (https://www.pcwelt.de/ratgeber/Grub-Bootloader_anpassen-10017211.html, https://www.bitblokes.de/den-bootloader-via-gui-im-griff-grub-customizer/, https://wiki.ubuntuusers.de/GRUB_Customizer/)
Diese Tools erlauben es auch, die Systempartitionen nach anderen bootbaren Installationen durchsuchen zu lassen – und binden letztere in die Auswahlliste des Boot-Menüs ein.

In unserem Kontext ist/wird vor allem die Konfigrationsdatei “/boot/grub[2]/grub.cfg” relevant. Man kann diese Datei zur Not auch mit einem Editor modifizieren, wenn man sicher ist, was dabei zu tun ist. Wir werden weiter unten lediglich bestimmte begrenzte Strings der “grub.cfg” (in kopierten Partitionen) durch andere ersetzen.

Dritte Aufgabe für Umsteiger:

Befasst euch mit dem Boot-Vorgang und dem Grub2-Boot-Manager.

Nutzdaten auf separaten Partitionen – und die besondere Rolle des eigenen Home-Verzeichnisses “~”

In meiner “Methodik” ist die Unterscheidung zwischen Partitionen für die Systeminstallation einerseits und für Nutzdaten andererseits essentiell. Die meisten Nutzdaten, die man als Benutzer anlegt, lassen sich in Projekte und eigene Ordnerhierarchien gliedern und schlagen sich in dortigen Dateien nieder (z.B. Text-Dateien, Präsentationen, selbst entwickelte Programme, Bilder, Movies …). Hinzu kommen Daten wie Favoriten aus bestimmten Applikationen, die man meist aber zur Sicherungszwecken in separate Files exportieren und importieren kann. Selbst den Ablageort von Datenbank-Dateien kann man meist selbst festlegen. Für all diese Daten lege ich grundsätzlich eine oder mehrere eigene Partitionen (LVM-Volumes) mit zugehörigen Filesystemen (ext4) an, die auf selbst definierte Knotenpunkte im Dateibaum gemountet werden – etwa in Subverzeichnisse unter “/mnt” (/mnt/MyProjects, /mnt/MySamba, /mnt/MyPics …). Eine von der System-Installation unabhängige Datenhaltung vereinfacht im übrigen Backups erheblich.

Hat man die Nutzdaten erstmal vom OS-“Rest” absepariert, so können die Nutzdaten über Filesystem-Mounts in jede funktionierende und gebootete Betriebssysteminstallation eingebunden werden. Die Vorgaben dazu hinterlegt man in der jeweiligen Datei “/etc/fstab”; s. hierzu die man-Seiten oder https://wiki.ubuntuusers.de/fstab/. Unter Opensuse kann man die Einträge auch mit dem YaST-Partitionmanager vornehmen lassen. Natürlich muss man die Dateien und Mount-Punkte jeweils mit den nutzerbezogenen Rechten versehen.

Es ergibt sich also eine dritte Aufgabe für Ein- und Umsteiger:

Arbeitet euch in das “Mounten” von Filesystemen ein – studiert die Bedeutung der Einträge in der /etc/fstab.

[Ergänzung für Fortgeschrittene: Persönlich halte ich meine Projektdateien zudem weitgehend in SVN- oder Git-Verzeichnissen, die mit einem zentralen SVN-/Git-Server abgeglichen wird. Das gilt auch für Dokument-Dateien. Serverbasierte Versionsmanagement-Systeme erlauben neben der Versionierung seiner Arbeiten zudem schnelle “Backups” durch Replikation der Dateien auf weitere Systeme (Server, PCs, mobile Laptops, …). ]

Ausnahmen von der Lagerung eigener “Daten” in
separaten Partitionen

Neben selbst erzeugten Projekt-Daten in Dateien gibt es auch automatisch generierte Konfigurationsdateien, die Einstellung zur persönlichen grafischen Desktop-Umgebung und persönliche Einstellungen zu bestimmten Applikationen betreffen. Auch diese Dateien werden meist in Unterordnern des eigenen Home-Verzeichnisses “/home/uid” [~] untergebracht – u.a. unter “~/.config”.

Diese “Konfigurations”-Dateien sind im Sinne einer schnellen Restauration der Produktionsfähigkeit wichtig! Sie sind ferner relativ eng mit anderen Bibliotheken einer Distributionsversion verzahnt. Wir wollen später mehrere Partitionen mit funktionstüchtigen Installationen, aber auf unterschiedlichen Versionsständen, durch das Kopieren von Partitionen einrichten. Das spricht dann dafür,

die Inhalte des eigenen Home-Verzeichnisses im Gegensatz zu sonstigen Nutzdaten nicht auf eine separate Partition zu legen.

Warum?
Der eigene grafische Desktop und OS müssen im Verbund funktionieren! Das führt dann beim Starten einer neuen Desktopversion u.U. zu automatischen Updates der Konfigurationsdateien. Diese Modifikationen kann man danach ohne Spezialkenntnisse nicht mehr so einfach zurückdrehen. Hat man also das eigene “~”-Verzeichnis auf eine separate Partition verlagert, die man dann nach einem Systemupgrade unter der neuen Installation mounted, so ist nach einem Start der neuen Desktop-Umgebung die spätere Nutzbarkeit der Konfigurationsdateien unterhalb von “~” in der noch vorhandenen alten Installation in Frage gestellt! Das muss man vermeiden – und deswegen ist es besser, das “/home”-Verzeichnis in unserem Verfahren nicht aus dem Root-Filesystem abzuseparieren.

In den turbulenten KDE4-Anfangszeiten (gerade mit Kontact/Kmail) ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass es auf einem Stand-Alone-System kaum Sinn macht, das eigene Home-Verzeichnis mit seinen Konfigurationsdateien in eine separate Partition zu verlagern – auch wenn dass bei vielen Distributionen im Installationsprozess so vorgeschlagen wird. Man muss das alte Home-Verzeichnis dann in jedem Fall sichern, wenn man wieder auf die alte Installation zurück will. Dann kann man es in den unterschiedlichen Installationen gleich mit vorhalten – auch wenn das Platz kostet. (Das sieht auf einer serverbasierten Installation, bei der das Home-Verzeichnis ggf. auf einem zentralen NFS-Server liegt und über Netz auf dem lokalen PC gemountet wird, natürlich anders aus.)

Eine weitere Ausnahme bilden womöglich Mail- und Groupware-Daten, die zumeist ebenfalls in Unter-Ordnerhierarchien des persönlichen Desktops – also unterhalb irgendwelchen Konfigurationsordnern des eigenen Home-Verzeichnisses untergebracht werden. Entsprechende Dateien lassen wir mal außen vor – die Ursprungsdaten zu Mails gehören aus meiner Sicht eh’ immer auf einen (ggf. lokalen und virtualisierten) IMAP-Server. In lokalen Mailsystemen der Desktops sollten davon höchstens Kopien vorgehalten werden.

Zwischenfazit

Genug für heute! Es sollte klar geworden sein, dass ich die Kontinuität meiner Arbeitsfähigkeit gegenüber Update/Upgrade-Probleme neben Backups durch verfügbare Fallback-Installationen und eine Speicherung von Nutzdaten auf separaten Partitionen sicherstelle.

Im nächsten Beitrag

Upgrade-Zeit – Vorsorge durch Fallback-Installationen – II

bespreche ich dann den Einsatz des “dd”-Kommandos zum Anlegen von Partitionskopien – und bespreche, wie ihr ein mögliches Chaos beim Booten, das sich aus duplizierten sog. UUIDs der Filesysteme ergeben würde, vermeidet.