phpMyAdmin – Versionscheck – Firewalls

Gerade arbeite ich an einem Projekt, in dem die Anzahl der Tabellen auf einem MySQL-Server mit mehreren Datenbanken rasant steigt. Zur Verwaltung nutze ich u.a. phpMyAdmin in der Version 4.0.1. Nun haben wir kürzlich die ersten Testsysteme auf einen größeren Server mit einer restriktiven Firewall verlagert. Danach fiel mir auf, dass phpMyAdmin unmittelbar nach dem Login für ca. 1 Minute nicht reagiert, wenn man sich die Tabellen der angelegten Datenbanken auflisten lassen will. Irgendwann kommt dann jedoch die erwartet Übersicht über die Tabellen. Und danach funktioniert auch alles wieder so rasch wie erwartet.

Diese initale Verlangsamung von phpMyAdmin – besser dieses initiale Hängenbleiben – machte mich total nervös. Zumal dieses Verhalten für mich neu war, und ich es auf anderen Systemen bislang nicht beobachtet hatte. Wartezeiten von 1 Minute sind während hektischer Entwicklungsarbeiten nicht tolerierbar. Das beschriebene Verhalten tritt nämlich immer wieder auf, wenn die maximale Inaktivitätszeit, die in phpMyAdmin oder in den php-Einstellungen des Servers gesetzt ist, abläuft und man sich erneut einloggen muss. Und dann will man natürlich keine zusätzliche Verzögerung bei der Abfrage nach den vorhandenen Tabellen im Minutenbereich erleben.

Also hieß es: Logs einsehen. Die Firewall zeigte denn auch tatsächlich, dass der Server, auf dem phpMyAdmin installiert war, versucht, eine HTTP-Verbindung zu der Adresse 216.34.181.97 aufzubauen. Solche aktiven HTTP- Verbindungen in die weite Welt werden von unserem Server aus aber nicht zugelassen.

Ein Nachforschen mit “whois” zeigt, dass diese Adresse möglicherweise unter der Hoheit von SourceForge steht. Oder aber etwas mit phpmyadmin.net zu tun hat. Ok – für einen Test mal die Firewall-Regeln abändern und die Verbindung vorübergehend zulassen. Und siehe da:

Keine initiale Verlangsamung mehr, sondern ein gewohnt spritzig reagierendes phpMyAdmin. Reproduzierbar! Dass phpMyAdmin nach dem Startup so langsam reagierte, rührte also daher, dass das Programm die genannte HTTP-Verbindung erwartete, aber nicht bekam – und den Verbindungsversuch in einer solchen Situation vermutlich mehrfach startete, bis es schließlich aufgab.

Es ergeben sich mehrere Fragen:

Frage 1: Wozu dient dieser Verbindungsversuch von phpMyAdmin ?
Vermutlich(!) zur Abfrage von Update-Informationen (neue Versionen, …). Siehe hierzu den Informationsbereich auf der ersten Seite nach dem Öffnen von phpMyAdmin. Dort wird dargestellt, welche Version man gerade im Einsatz und ob es eine neuere gibt. Aber wer weiß …. in diesen Zeiten …. Ich habe es jedenfalls nicht persönlich im Code überprüft.

Frage 2: Gibt es einen Parameter, um das abzustellen ? Oder muss man mit einem initial sehr langsamen phpMyAdmin hinter einer Firewall leben ?
Nein, muss man nicht – und ja, es gibt einen Parameter. Siehe :
http://wiki.phpmyadmin.net/pma/Config#VersionCheck

In meiner Situation half es demzufolge, in der Datei “config.inc.php” folgende Einstellung einzufügen:

$cfg[‘VersionCheck’] = false;

Das fand ich dann doch sehr beruhigend. Und es löste mein Problem – die http-Anfrage findet danach nicht mehr statt. Und phpMyAdmin läuft dann trotz restriktiver Firewall-Einstellungen performant.

Ich habe das Thema auch im phpMyAdmin-Bereich unter “Stackoverflow” angesprochen.
http://stackoverflow.com/questions/18766123/required-but-not-granted-http-access-to-216-34-181-97-slows-phpmyadmin-down
Wurde wirklich sehr schnell beantwortet. Das Verhalten wurde von einem interessierten Zeitgenossen bestätigt. Dort kam dann noch der Tipp, dass man die Abfrage auch über einen Proxy abarbeiten kann. Siehe
https:
//phpmyadmin.readthedocs.org/en/latest/config.html#cfg_VersionCheckProxyUrl

Danke hierfür an M. Delisle.

Abschließend bleiben folgende Fragen an die phpMyAdmin-Entwickler offen:
Könnte man das Thema mit dem Versionscheck nicht auch anders lösen? Wieso muss diese Abfrage überhaupt automatisiert ablaufen? Und wenn schon – warum nicht dezent und asynchron im Hintergrund (Ajax) mit Einstellungen, die den User nicht blockieren ?

Ich bin daher schon gespannt auf die nächste Version dieses wichtigen und nützlichen Tools.

FWBuilder – conntrack – Warnungen

Ich nutzte in der Vergangenheit sehr gerne FWBuilder, um iptables-Regeln zu generieren. Mit den aktuellen Paketen aus dem Repository

http://download.opensuse.org/repositories/security/openSUSE_12.3/

ergeben sich jedoch Schwierigkeiten. So erhält man – je nach Zustand des Zielsystems – Warnungen der Art

WARNING: The state match is obsolete. Use conntrack instead.

Dies gilt insbesondere für Server, die auf Basis von Opensuse 12.3 eingerichtet wurden. Dort wird iptables in einer Version > 1.4.16 verwendet. FWBuilder ist damit nicht kompatibel. Siehe hierzu u.a.:

http://www.mbse.eu/2012/11/iptables-1-4-16-and-fwbuilder-doesnt-work/

Der Bug ist auch schon seit einer ganzen Weile bekannt. Siehe:

http://sourceforge.net/p/fwbuilder/bug-reports-current-version/245/
http://sourceforge.net/p/fwbuilder/discussion/16372/thread/8789d909/

Die schlechte Nachricht

FWBuilder ist aus meiner bescheidenen Anwender-Sicht eine Perle von einem Programm gewesen. Stichworte: Sehr nützlich, gutes Layout, einfach zu bedienen, gut verständlich, etc. und bis Anfang des Jahres auch immer aktuell. Nun musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die zwei tragenden Entwickler das Projekt und ihre ehemalige Firma verlassen haben. Siehe :

http://sourceforge.net/p/fwbuilder/news/2013/04/announcement-/
http://sourceforge.net/p/fwbuilder/discussion/16372/thread/54f339dc/
http://sourceforge.net/p/fwbuilder/news/2013/07/i-am-leaving-netcitadel/

Mir ist leider bislang völlig unklar geblieben, wie es z.Z. um den Status des FWBuilder-Projektes bestellt ist. Man kann jedenfalls nicht mehr so ohne weiteres erwarten, dass sich jemand der Sache mit den conntrack-Warnungen annimmt. Es gibt daher für mich als Endverbraucher 4 Alternativen:

  1. Man bleibt bei IPtables V1.15.X. Dies bedeutet bei Opensuse, dass man dafür Hand anlegen und kompilieren muss. Auf Dauer sicher keine gute Lösung.
  2. Man sieht sich nach einer Alternative zu FWBuilder um. In Frage käme etwa “shorewall”. Dabei wird man jedoch die komfortable grafische Oberfläche von FWBuilder vermissen. Zudem muss man sich in das dateibasierte Interface von Shorewall einarbeiten. Sollte sich niemand des FWBuilder Projekts annehmen, ist dieser Schritt vielleicht auf Dauer nicht zu vermeiden.
  3. Man findet sich mit den Warnungen ab. Zur Sicherheit sollte man dann aber testen, ob die Regeln noch tatsächlich wirksam sind. Der Grund ist, dass das Modul “state” früher oder später möglicherweise nicht mehr in allen Kernelkonfigurationen repräsentiert sein wird. S.u. Auf Dauer also auch nicht gut.
  4. Man nutzt FWBuilder weiter und baut als Workaround um die generierten fw-Installationsskripts ein Script herum, dass die notwendigen Änderungen an den von FWBuilder generierten iptables-Regeln vornimmt. Das wäre immerhin ein Workaround auf Zeit …

Nachfolgend widme ich mich nach ein paar Infos zu “conntrack” der Alternative 4.

Unterschiede zwischen “conntrack” und “state” ?

Bevor man sich mit
Eingriffen in sicherheitsrelevante Scripts befasst, sollte man sich wenigstens ein wenig dazu kundig machen, worum es geht. Also hier eine (sehr kurze) Kurzfassung:

Das Verfolgen eines Verbindungszustands ist ein elementarer Bestandteil von Paketfiltern. Unter Linux sind hierfür bestimmte Kernelkomponenten (Kernel Frameworks) verantwortlich, die z.T. und ggf. nicht fix in den Kernel integriert sondern als Kernel-Module kompiliert sein können. Das State-Modul wurde vor einer Weile durch eine ganze Kaskade von optionsreicheren “Conntrack”-Modulen abgelöst. Ob und wie nun ein System mit einer bestimmten Kernel- und Kernel-Modul-Konfiguration auf die alten “-m state” Optionen und zugehörige Suboptionen von IPtables-Filterregeln reagiert, hängt von Details der Implementierung ab. Siehe auch:

http://serverfault.com/questions/358996/iptables-whats-the-difference-between-m-state-and-m-conntrack

Eine Einführung in den Einsatz der Status-Analyse im Zusammenhang mit iptables findet man hier:
http://www.iptables.info/en/connection-state.html

Ich zitiere den dortigen “Original Author: Oskar Andreasson”:

“All of the connection tracking is done by special framework within the kernel called conntrack. conntrack may be loaded either as a module, or as an internal part of the kernel itself. Most of the time, we need and want more specific connection tracking than the default conntrack engine can maintain. Because of this, there are also more specific parts of conntrack that handles the TCP, UDP or ICMP protocols among others. These modules grab specific, unique, information from the packets, so that they may keep track of each stream of data. The information that conntrack gathers is then used to tell conntrack in which state the stream is currently in. For example, UDP streams are, generally, uniquely identified by their destination IP address, source IP address, destination port and source port. “

Entsprechend findet man auf einem Standard-Opensuse 12.3-System folgende Module:

os123:~ # lsmod | grep conntrack
nf_conntrack_ipv4 15013 66
nf_defrag_ipv4 12730 1 nf_conntrack_ipv4
nf_conntrack_netlink 35452 0
nfnetlink 14407 1 nf_conntrack_netlink
nf_conntrack_ftp 18680 0
nf_conntrack_snmp 12858 0
nf_conntrack_irc 13519 0
nf_conntrack_tftp 13122 0
nf_conntrack_pptp 19246 0
nf_conntrack_netbios_ns 12666 0
nf_conntrack_broadcast 12590 2 nf_conntrack_snmp,nf_conntrack_netbios_ns
nf_conntrack_slp 12648 0
nf_conntrack_h323 73846 0
nf_conntrack_sane 13144 0
nf_conntrack_proto_sctp 18823 0
nf_conntrack_amanda 13042 0
nf_conntrack_sip 33868 0
xt_conntrack 12761 66
nf_conntrack_proto_udplite 13282 0
nf_conntrack_proto_gre 14435 1 nf_conntrack_pptp
nf_conntrack_proto_dccp 13511 0
nf_conntrack 98519 19 nf_conntrack_ipv4,nf_conntrack_netlink,nf_conntrack_ftp,nf_conntrack_snmp,
    nf_conntrack_irc,nf_conntrack_tftp,nf_conntrack_pptp,nf_conntrack_netbios_ns,
    nf_conntrack_broadcast,nf_conntrack_slp,nf_conntrack_h323,nf_conntrack_sane,
    nf_conntrack_proto_sctp,nf_conntrack_amanda,nf_conntrack_sip,xt_conntrack,
    nf_conntrack_proto_udplite,nf_conntrack_proto_gre,nf_conntrack_proto_dccp
x_tables 34060 9 xt_LOG,xt_multiport,xt_tcpudp,xt_conntrack,ip6table_filter,ip6_tables,
    iptable_filter,ip_tables,ebtables

Welche Konsequenzen hat das nun für IPtables-Regeln ?

Wie man conntrack verwendet, ergibt sich z.B. aus den Ausführungen dieser Webseiten:

http://www.iptables.info/en/iptables-matches.html#GENERICMATCHES
http://www.netfilter.org/documentation/HOWTO/netfilter-extensions-HOWTO-3.html

Aus meiner Sicht sind daher bisherige IPtables-Regeln wie in folgendem Beispiel zu modifizieren:

Alte Syntax:
$IPTABLES -A INPUT -m state –state ESTABLISHED,RELATED -j ACCEPT
 
Neue Syntax:
$IPTABLES -A INPUT -m conntrack –ctstate ESTABLISHED,RELATED -j ACCEPT

Ich sage aber ausdrücklich, dass ich das noch nicht im Detail verifiziert habe. Für komplexe Prüfungen mögen mehr Anpassungen von Nöten sein, als in dem simplen Beispiel angegeben. Und zudem gilt:

Das conntrack-System hat wesentlich mehr Optionen als nur "–cstate" !!

Auf die ganzen Möglichkeiten kann und will ich an dieser Stelle nicht eingehen.
Ein Blick in mehrere meiner generierten fw-Scripts zeigte mir jedenfalls für meine Fälle, dass die Ersetzung funktionieren sollte.

Die gute Nachricht – einfache Modifikation der generierten Scripts von FWBuilder

Wenn die oben genannte Ersetzungsregeln richtig sein sollten, dann ist man insofern fein raus, als man zur Modifikation der Skripts, die FWBuilder generiert, auf den jeweiligen Zielmaschinen ein einfaches “sed”-Kommando laufen lassen kann, um die notwendigen Modifikationen vorzunehmen. Folgende sed-Ersetzungsregeln sollten dann ausreichen :

sed ‘s/-m state –state/-m conntrack –ctstate/g’

Siehe auch :
http://gentooligan.blogspot.de/2012/12/change-in-iptables-state-vs-conntrack.html

Tatsächlich passen die angegebenen Blanks in der Ersetzungsregel auch zu den FW-Scripts. “sed” nutzt den Pipe-Mechanismus. Hat man z.B. ein System namens “os123” und hat man dort über die Remote Installationsmechnismen von FWBuilder ein Skriptfile namens “/etc/os123.fw” installiert, so kann man auf diesem System folgendes Kommando durchführen:

sed ‘s/-m state –state/-m conntrack –ctstate/g’ < /etc/os123.fw > os123.fw.mod

Anschließend kann man das neue Script zur Installation der Firewall nutzen:

os123:~ # sh /etc/os123.fw

Um das ganze etwas handlicher zu machen, bastelt man dann ggf. ein Skript um das Ganze. Eine erste Primitiv-Version kann auf dem besagten System etwa so aussehen:

#!/bin/bash
SHORT_HOSTNAME=$(hostname -s)
FW_FILE=”/etc/”$SHORT_HOSTNAME”.fw”
FW_FILE_ORIG=$FW_FILE”.orig”
FW_MOD_FILE=$FW_FILE”.mod”
echo “***************************************************”
echo “Preparing and installing FW-Firewall on “$SHORT_HOSTNAME
if [ -e $FW_FILE ]
then
echo ” – Copying “$FW_FILE” to backup file “$FW_FILE_ORIG
cp $FW_FILE $FW_FILE_ORIG
echo ” – Starting to modify \””$FW_FILE”\” with SED”
sed ‘s/-m state –state/-m conntrack –ctstate/g’ < $FW_FILE > $FW_MOD_FILE
rm $FW_FILE
mv $FW_MOD_FILE $FW_FILE
echo ” – Modification of \””$FW_FILE”\” with conntrack statements
finalized”
echo “Executing the modified script …”
echo “***************************************************”
sh $FW_FILE
echo “***************************************************”
else
echo “Firewall file does not exist”
fi
exit

Ich überlasse es dem Leser, hieraus ein übersichtliches, dokumentiertes Skript zu bauen, das sich für den Produktiveinsatz eignet. Und natürlich muss man das noch mit systemd verheiraten …..

Auf einem realen System sieht das dann etwa so aus:

#sh install_fw
***************************************************
Preparing and installing FW-Firewall on os123
– Copying /etc/os123.fw to backup file /etc/os123.fw.orig
– Starting to modify “/etc/os123.fw” with SED
– Modification of “/etc/os123.fw” with conntrack statements finalized
Executing the modified script …
***************************************************
Activating firewall script generated Wed Aug 28 15:30:16 2013 by root
Running prolog script
Verifying interfaces: br0 lo
Rule 0 (br0)
Rule 1 (br0)
Rule 2 (lo)
Rule 3 (br0)
Rule 4 (br0)
Rule 5 (br0)
Rule 6 (global)
Rule 8 (br0)
Rule 9 (global)
Rule 10 (br0)
Rule 11 (br0)
Rule 12 (br0)
Rule 13 (br0)
Rule 14 (br0)
Rule 15 (br0)
Rule 16 (br0)
Rule 17 (br0)
Rule 18 (br0)
Rule 19 (br0)
Rule 21 (br0)
Rule 22 (br0)
Rule 23 (global)
Running epilog script
***************************************************

Viel Spaß weiterhin mit FWBuilder auf Opensuse-Systemen. Und hoffentlich nehmen sich bald irgendein Sponsor und interessierte Entwickler des verwaisten FWBuilder-Projekts an ….