Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – IV

In den vorhergehenden Beiträgen

Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – I
Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – II
Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – III

dieser Artikel-Reihe hatten wir eine einfache Installation des Cyrus IMAP-Dienstes auf einem Host namens “mycyrus” vorbereitet und durchgeführt. Der IMAP-Server nutzt einen LDAP-Server “ldap-serv” zur Authentifizierung von Benutzern, die Zugriff auf vorhandene IMAP-Mailboxen erhalten wollen.

In diesem Beitrag kümmern wir uns nun um die Anbindung eines KDE “Kmail”-Client an den IMAP-Server. Wir starten dazu “Kontact” oder “Kmail” auf einem Host “tux” im Netzwerk. Die nächsten Schritte beinhalten lediglich das Eingeben der Verbindungsdaten:

Dazu gehen wir in die Konfiguration der sog. “Zugänge” (gemeint sind Server-Zugänge – oder besser noch “Server-Konten”) über

Menüpunkt “Einstellungen” >> “Kmail einrichten” >> “Zugänge” >> Tab “Empfang”

Dort drücken wir auf den Button “Hinzufügen” und wählen im folgenden Auswahldialog die Option “IMAP-E-Mail-Server“.

Im nächsten Konfigurationsdialog geben wir die erforderlichen Zugangs- und Authentifizierungsdaten zum Server ein. Das sind zunächst vor allem unsere Userdaten für den IMAP-Dienst – also genau jene Daten, die wir im LDAP-System zu unserer Authentifizierung hinterlegt haben, und auf die der Server “mycyrus” gem. unserer Einrichtung in den letzten Artikeln per SASLAUTHD, PAM, SSSD zugreift. Wir verwenden hier wieder die Zugangsdaten unserer Testuserin “tarja” aus den vorhergehenden Artikeln:

Kmail_IMAP2_600

Den Namen des Mail-Kontos (oberstes Feld) können wir dabei nach Gutdünken festlegen.

Von größerer Bedeutung ist ferner der Dialog unter dem Reiter “Erweitert“, den dort stellen wir ein, dass Kmail eine STARTTLS-Verbindung zum IMAP-Server aufbauen soll. Ein Druck auf den Button “Automatisch erkennen” sollte das fehlerfrei und im lokalen Netz innerhalb von Sekundenbruchteilen für uns erledigen. Falls der IMAP-Server TLS anbietet – und dafür haben wir ja durch die Cyrus Konfiguration im ersten Beitrag gesorgt – wird die TLS-Option automatisch ausgewählt. Als “Authentifizierung”s-Mechanismus kommt in unserem Fall nur “Plain” oder “Login” in Frage.

Kmail_IMAP3_600

Sollte die automatische Konfiguration lange dauern oder zu Meldungen führen, so ist dies meist ein Zeichen dafür, dass

  • entweder gar keine Kommunikation zum Server möglich ist
  • oder es ein Problem mit der Zugangsberechtigung oder der Authentifizierung – in unserem Fall gegenüber einem LDAP-System – gibt
  • oder TLS nicht funktioniert.

Dann sind eine Überprüfung der Kommunikation mit “telnet”, ein Check von Firewall-Einstellungen sowie spezifischere Tests (z.B. mit “imtest”) angesagt.

An dieser Stelle sollte man sich außerdem noch einmal bewusst machen, dass wir es gemäß unserer Installation mit 2 unterschiedlichen TLS-Verbindungen zu
tun haben:

  • Der Mail-Client Kmail auf dem Host “tux” baut eine per STARTTLS gesicherte Verbindung zum IMAP-Server “mycyrus” auf und tauscht so abgesichert Userdaten und später auch Maildaten mit dem IMAP-Server aus.
  • Der IMAP-Server “mycyrus” hingegen baut zur Authentifizierung des Users “tarja” über SASLAUTHD, PAM und vor allem SSSD eine per STARTTLS gesicherte Verbindung zum LDAP-Server (hier “ldap-serv”) auf.

Für die erste Verbindungsmöglichkeit sorgt eine adäquate Konfiguration des Cyrus IMAP-Dienstes und natürlich auch des E-Mail-Clients Kmail. Die zweite Verbindung beruht auf einer TLS-fähigen Auslegung des LDAP-Servers und einer geeigneten Konfiguration von SASL, PAM und SSSD auf dem Server “mycyrus”. Siehe hierzu die vorangegangenen Artikel.

Als nächstes schließen wir die Einrichtung unseres IMAP-Kontos durch Drücken des Buttons “OK” ab. Der Server-Zugang namens “mycyrus-tarja” sollte nun gem. der oben gewählten Einstellungen angelegt worden sein und als funktionstüchtig (“bereit”) angezeigt werden:

Kmail_IMAP5

Wechseln wir nun zur Standardansicht von “Kontact”, so sollten wir etwa ein Bild der folgenden Art erhalten:

Kmail_IMAP6

Natürlich ist die Mailbox im Gegensatz zur obigen Darstellung in Ihrem Fall noch leer. Aber mit Hilfe von Kontakt/Kmail können wir nun schon Mails aus anderen Mailfoldern anderer Server in die Mailfolder des neuen Accounts – hier “mycyrus-tarja” kopieren und die kopierten Mails danach auch ansehen.

Damit haben wir eine vollständige Kette

E-Mail-Client Kmail <= TLS => Cyrus IMAP-Server mit userspezifischen und allgemeinen Mailboxen < = TLS => LDAP-Server zur Authentifizierung von IMAP-User

realisiert. Denn in Zeiten wie diesen gilt auch im hauseigenen Netzwerk: Ein Schutz gegen unerwünschtes Ausspähen kann nicht verkehrt sein – zumal, wenn er sich – wie gezeigt – unter Linux doch recht einfach einrichten lässt.

Im nächsten Beitrag beschreibe ich zur Abrundung des Cyrus IMAP-Themas noch die Einrichtung von “Webmin” zur grafischen Verwaltung der Mailboxen und zugehöriger Zugriffsrechte.

Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – III

In den letzten beiden Beiträgen
Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – I
Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – II
unserer kleinen Serie zur Implementierung eines Cyrus IMAP-Dienstes mit LDAP-Authentifizierung über PAM und SSSD hatten wir uns mit den IMAP-Konfigurationsdateien sowie der PAM, SSSD- und partiell auch der LDAP-Konfiguration herumgeschlagen. Getestet haben wir bereits den “saslauthd”-Authentifizierungsmechanismus.

Den IMAP-Service selbst hatten wir dagegen noch gar nicht gestartet oder benutzt. Wir holen dies nun nach und testen dann den Zugriff zunächst rein per “telnet” (oder “imtest”) und expliziten IMAP-Komandos. Ich finde es lehrreich, unabhängig von echten Mail-Clients auch mal die Kommandozeile zu nutzen.

Starten des Cyrus- IMAP-Servers

Wir starten den IMAP-Dienst:

systemctl start cyrus.service

Das sollte nach den Konfigurationsvorbereitungen der letzten Artikel anstandslos funktionieren ! Also etwa so:

mycyrus:~ # systemctl start cyrus.service
mycyrus:~ # systemctl status cyrus.service
cyrus.service – LSB: The cyrus-imapd mail system
Loaded: loaded (/etc/init.d/cyrus)
Active: active (running) since Wed 2014-03-12 19:56:23 CET; 7s ago
Process: 9392 ExecStop=/etc/init.d/cyrus stop (code=exited, status=0/SUCCESS)
Process: 9404 ExecStart=/etc/init.d/cyrus start (code=exited, status=0/SUCCESS)
CGroup: /system.slice/cyrus.service
├─9412 /usr/lib/cyrus/bin/master -p /var/run/cyrus.pid -d
└─9417 idled
Mar 12 19:56:23 mycyrus master[9418]: about to exec /usr/lib/cyrus/bin/ctl_cyrusdb
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: checkpointing cyrus databases
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving log file: /var/lib/imap/db/log.0000000001
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving log file: /var/lib/imap/db/log.0000000001
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving log file: /var/lib/imap/db/log.0000000001
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving database file: /var/lib/imap/annotations.db
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving database file: /var/lib/imap/mailboxes.db
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: archiving log file: /var/lib/imap/db/log.0000000001
Mar 12 19:56:23 mycyrus ctl_cyrusdb[9418]: done checkpointing cyrus databases
Mar 12 19:56:23 mycyrus master[9412]: process 9418 exited, status 0

Danach “enablen” wir den Service mal prophylaktisch:

mycyrus:~ # systemctl enable cyrus.service

Anlegen von Mailverzeichnissen für unsere Test-Userin “tarja”

Wir legen nun gezielt eine Mailbox mit Subfoldern für unsere Testuserin “tarja” an. Dazu benutzen wir die “cyradm“-Umgebung:

mycyrus:/etc/pam.d # su – cyrus
cyrus@mycyrus:~> cyradm
cyradm> connect localhost
Password:
localhost> cm user.tarja
localhost> cm user.tarja.Drafts
localhost> cm user.tarja.Sent
localhost> cm user.tarja.Spam
localhost> cm user.tarja.Junk
localhost> cm user.tarja.Archive
localhost> lm user.tarja.*
user.tarja.Archive (\HasNoChildren) user.tarja.Sent (\HasNoChildren)
user.tarja.Drafts (\HasNoChildren) user.tarja.Spam (\HasNoChildren)
user.tarja.Junk (\HasNoChildren)
localhost> exit
cyrus@mycyrus:~> exit
Abgemeldet
mycyrus:/etc/pam.d #

Test des Remote-Zugangs

Nun testen wir von einem Remote-Host “tux” aus, ob wir den IMAP-Dienst auf “mycyrus” erreichen können. Ich setze voraus, dass alle Firewall-Einstellungen so gesetzt sind, dass ein Zugang über den Standard Imap-Port 143 möglich ist. Mehr benötigen wir bei Anwendung von STARTTLS nicht. Erstmal remote über “telnet” von einem anderen Linux-System “tux” aus :

tarja@tux:~> telnet mycyrus 143
Trying 192.168.0.88…
Connected to mycyrus.
Escape character is ‘^]’.
* OK [CAPABILITY IMAP4 IMAP4rev1 LITERAL+ ID STARTTLS AUTH=PLAIN AUTH=LOGIN SASL-IR COMPRESS=DEFLATE] mycyrus Cyrus IMAP v2.3.16 server ready
starttls login tarja TARJAPWD
starttls OK [CAPABILITY IMAP4 IMAP4rev1 LITERAL+ ID LOGINDISABLED COMPRESS=DEFLATE ACL RIGHTS=kxte QUOTA MAILBOX-REFERRALS NAMESPACE UIDPLUS NO_ATOMIC_RENAME UNSELECT CHILDREN MULTIAPPEND BINARY SORT SORT=MODSEQ THREAD=ORDEREDSUBJECT THREAD=REFERENCES ANNOTATEMORE CATENATE CONDSTORE SCAN IDLE X-NETSCAPE URLAUTH] User logged in
r list all “*”
r OK Completed (0.000 secs 1 calls)
r list “” “*”
* LIST (\Noinferiors) “.” “INBOX”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Archive”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Drafts”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Junk”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Sent”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Spam”
* LIST (\HasNoChildren) “.” “Trash”
r OK Completed (0.000 secs 8 calls)
s select Drafts
* FLAGS (\Answered \Flagged \Draft \Deleted \Seen)
* OK [PERMANENTFLAGS (\Answered \Flagged \Draft \Deleted \Seen \*)]
* 2 EXISTS
* 0 RECENT
* OK [UIDVALIDITY 1394475578]
* OK [UIDNEXT 3]
* OK [NOMODSEQ] Sorry, modsequences have not been enabled on this mailbox
* OK [URLMECH INTERNAL]
s OK [READ-WRITE] Completed
t search all
* SEARCH 1 2
t OK Completed (2 msgs in 0.000 secs)
E fetch 1 (body[text])
* 1 FETCH (BODY[TEXT] {6}
test
)
E OK Completed (0.000 sec)
. logout
* BYE LOGOUT received
. OK Completed
Connection closed by foreign host.
tarja@tux:~>

Man erkennt nach der Initiierung des Dialogs, dass der Cyrus IMAP-Server zunächst seine Fähigkeiten – u.a. STARTTLS- ausweist. Das explizit abgesetzte “starttls”-Kommando funktioniert entsprechend problemlos.

Ferner sieht man, dass habe ich danach einige IMAP-Kommandos an den Server abgesetzt habe. Welche IMAP-Kommandos es gibt und wie man mit ihrer Hilfe unter “telnet” oder “imtest” direkt mit dem IMAP-Server kommunizieren kann, erfährt man z.B. hier:

http://www.skytale.net/blog/archives/23-Manual-IMAP.html
http://www.tcpipguide.com/free/t_IMAPOverviewHistoryVersionsandStandards.htm
http://donsutherland.org/crib/imap
http://adityo.blog.binusian.org/?tag=telnet-imap-command
http://busylog.net/telnet-imap-commands-note/
http://help.notify.net/TechDocs/enterprise/Troubleshooting/NetHelp/index.html?turl=WordDocuments%2Fotherimapcommands.htm

Jedes IMAP-Kommando wird durch einen Klein- oder Groß-Buchstaben oder einen “.” am Anfang der Zeile mit anschließendem Blank eingeleitet. Dieser Buchstabe ist syntaktisch erforderlich; er erleichtert die Orientierung im Kommandoablauf und zeigt anhand abschließender Bestätigungsmeldungen zu gleichen Startbuchstaben am Anfang der Zeile an, welche Antworten zu welchem Kommando gehören.

Einen ähnlichen Dialog
mit dem IMAP-Dienstes hätte man auch im Rahmen des Testkommando “imtest” führen können:

imtest -v -t “” -a tarja -u tarja -m login mycyrus

Das Absetzen des imtest-Kommandos erlaubt es einem zudem, den Austausch von TLS-Informationen direkt zu verfolgen. Das kann jeder mal selbst testen. Zu “imtest”findet man weitere Infos auf der man-Seite:
http://linux.die.net/man/1/imtest
http://www.cyrusimap.org/docs/cyrus-imapd/2.3.16/man/imtest.1.php

Der aufmerksame Leser wird beim Studieren des obigen IMAP-Dialogs unter “telnet” natürlich mitbekommen haben, dass ich dort im Ordner Drafts zwei Mails gefunden und eine davon sogar geöffnet habe. Natürlich muss man sich fragen, wie das vor sich gehen soll, wenn der Folder “Drafts” doch gerade erst angelegt wurde. Keine Sorge: Die Mails kommen nicht aus dem Nirwana; ich hatte sie dort vorab händisch reinkopiert, um zeigen zu können, dass man Mails auch über telnet öffnen kann.

Im nächsten Teil
Cyrus IMAP mit SASL, PAM, SSSD und LDAP – Opensuse 12.3/13.1 – IV
kümmere ich mich dann um eine Kmail-Anbindung an unseren offenbar funktionstüchtigen IMAP-Server, der unsere Testuserin “tarja” erfolgreich über ein LDAP-System authentifiziert hat.

SASL mit PAM, SSSD, LDAP unter Opensuse – II

Im ersten Teil “SASL mit PAM, SSSD, LDAP unter Opensuse – I” dieser kleinen Beitragsserie zur Nutzung von SASL, PAM, SSSD im Zusammenhang mit einem (einfachen) LDAP-System hatte ich dargestellt, was man grundsätzlich tun muss, um eine Authentifizierung im Rahmen der Kette

SASLAUTHD => PAM => SSSD => LDAP

zu realisieren.

Den Host, auf dem ein Service “saslauthd” nutzt, nennen wir nachfolgend “c-serv“; der LDAP-Server im Netz heiße dagegen “ldap-serv“. Beide liegen in einer Domaine “anraconx.de“.

So schön das verkettete Auth-Verfahren auch sein mag – es hat in der bisher dargestellten Form einen gravierenden Nachteil:

Nach der beschriebenen Einrichtung von PAM, SSSD und LDAP als Auth-Backend ist es jedem User, der einen gültigen Eintrag auf dem LDAP-Server hat, möglich, sich auf jedem Host, auf dem die PAM-SSSD-LDAP-Kette eingerichtet wurde, einzuloggen und eine Shell zu nutzen. Dabei würde sogar ein Home-Verzeichnis eingerichtet werden. Dieses Verhalten ist für dedizierte Server, die nur einen bestimmten Dienst – wie etwa einen Mail-Dienst – anbieten, aber gar nicht wünschenswert. Der Grund liegt natürlich in Sicherheitsaspekten: Man sollte keine Rechte einräumen, wenn dies zur Nutzung eines bestimmten Serverdienstes gar nicht erforderlich ist.

Wir müssen uns daher bzgl. des Zugangs zum Serverhost etwas andere Ziele stecken und diese mit möglichst geringem Aufwand realisieren.
Wir diskutieren eine Vorgehensvariante nachfolgend am Beispiel eines IMAP-Dienstes, der auf “c-serv” angeboten wird.

Ziele der Authentifizierungskette auf dem Server-Host “c-serv”

  • Die User, die auf dem LDAP-System hinterlegt sind, sollen nicht autorisiert werden, sich auf dem Host “c-serv” normal einzuloggen. Sie dürfen keinen Shell-Zugang erhalten.
  • Die im LDAP verwalteten User sollen sich aber sehr wohl für die Nutzung eines bestimmten Serverdienstes – wie etwa eines IMAP-Dienstes – authentifizieren können und zwar letztlich durch einen sog. “Simple Bind” auf dem LDAP-System.
  • Dabei soll die Verbindung zwischen “c-serv” und “ldap-serv” wie bereits früher beschrieben mit TLS abgesichert aufgebaut werden.
  • Über spezielle Einträge auf dem LDAP-Server soll der Zugang zum Host “c-serv” für bestimmte User auch generell ausgeschlossen werden können.

Auf unserem “c-serv”-Server sollen ein Login und eine Shell-Nutzung nur für den User “root” und ggf. für dedizierte, lokal angelegte User (wie etwa “cyrus”, den Admin des Cyrus IMAP-Dienstes) möglich sein. Verdeutlicht wird dies durch folgende beispielhafte Abbildung:

cserv_600

Aus der Skizze wird bereits der Lösungsansatz erkennbar, den wir nun schrittweise umsetzen. Zwei explizite Warnungen sind angebracht:

Warnung 1:
Die vorgeschlagenen Konfigurationsänderungen können bei Fehlern dazu führen, dass sich auch root nicht mehr auf “c-serv” einloggen kann. Also bitte Vorsicht walten lassen und das ganze Verfahren zunächst auf einem Spielsystem testen, bevor man es auf produktive Systeme
anwendet !

Warnung 2:
Wir werden LDAP als Authentifizierungs-Backend abschalten und dann etliche grundlegende Konfigurationsdateien ändern. Danach darf man die YaST-Konfigurationstools für den LDAP-Client oder für die Backend-Einrichtung zur User-Authentifizierung nicht ohne Wissen um die Konsequenzen nutzen – denn YaST stellt u.a. bei einem Aktivieren des LDAP-Clients zu viele Dinge parallel und automatisch um und würde unsere vorgenommenen Einstellungen ggf. wieder zunichte machen. Also Backups der eigenen Konfigurationsdateien anlegen.

Schritt 1: LDAP-Backend für die User-Authentifizierung abstellen

Als erstes stellen wir mittels “YaST2 => User und Group Administration => Reiter “Authentication Settings” => LDAP” und durch den entsprechenden Radiobutton im Dialogfenster die Benutzung von LDAP als Auth-Backend für das System ab. YaST stoppt dann u.a. den sog. “LDAP-Client”, indem es SSS (besser den SSSD-Dämon) deaktiviert; dies entspricht einem

systemctl stop sssd.service;   systemctl disable sssd.service    .

Die Einstellungen der Datei “/etc/sssd/sssd.conf” bleiben dabei aber erhalten. Das ist aber nicht ganz das, was wir uns wünschen:
Wir wollen ja, dass der Cyrus IMAP-Service später den “SSSD-Service” nutzen soll. Aber im Zuge einer “normalen” Login-Authentifizierung soll sich PAM auf die Prüfung lokaler Informationsquellen beschränken. Deshalb müssen wir noch weitere Schritte durchführen, bevor wir SSSD wieder aktivieren.

Schritt 2 – SSS aus der “Name Service Switch-Konfiguration” entfernen

Wir entfernen die “sss”-Einträge in der Datei “/etc/nsswitch.conf”. Also:

#passwd: compat sss
#group: compat sss
passwd: compat
group: compat

Diese Einstellung entspricht dem blockierenden roten Längsstrich im NSS-Block der Skizze.

Schritt 3 – “pam_sss.so”-Modul aus den PAM “common”-Dateien entfernen

Dann entfernen wir zusätzlich alle “pam_sssd.so“- Referenzen in den Dateien

“/etc/pam.d/common-auth”,
“/etc/pam.d/common-account”,
“/etc/pam.d/common-password”,
“/etc/pam.d/common-session”.

Betroffen ist pro Datei jeweils eine der folgenden Zeilen:

auth required pam_sss.so try_first_pass
account required pam_sss.so use_first_pass
password required pam_sss.so use_authtok
session optional pam_sss.so

Diese Einstellung sorgt dafür, dass PAM für viele vorgegebene Dienste auf einem Standard Opensuse-System nurmehr lokale Informationsquellen prüft.

Schritt 4 – “pam_sss.so”-Modul in die PAM-Datei für die Dienste eintragen, die per SSSD eien LDAP-Prüfung durchführen sollen

Wir demonstrieren dieses Vorgehen am Beispiel der service-spezifischen Datei “/etc/pam.d/imap” für den IMAP-Dienst und ersetzen deren Inhalt durch folgenden:

c-serv:/etc/pam.d # cat imap
#%PAM-1.0
auth required pam_env.so
auth sufficient pam_unix.so try_first_pass
auth required pam_sss.so use_first_pass
account sufficient pam_sss.so use_first_pass
account required pam_unix.so try_first_pass
account sufficient pam_localuser.so
session required pam_limits.so
session required pam_unix.so try_first_pass
session optional pam_sss.so
c-serv:/etc/pam.d #

Oder
alternativ:

#%PAM-1.0
auth sufficient pam_sss.so
auth required pam_env.so
auth required pam_unix.so try_first_pass
account sufficient pam_sss.so use_first_pass
account required pam_unix.so try_first_pass
account required pam_localuser.so
session optional pam_sss.so
session required pam_limits.so
session required pam_unix.so try_first_pass

Wichtig ist in jedem Fall die Reihenfolge der Statements. Warum die komplizierte Abfolge aus “required”- und “sufficient”-Bedingungen?

Weil wir wollen, dass neben den LDAP-Usern auch lokale User auf den angebotenen Dienst zugreifen dürfen. Dieser Bedarf besteht im falle von IMAP mindestens mal für den User “cyrus“; dieser muss ja den IMAP-Dienst und im Besonderen auch die Mailboxen verwalten dürfen. Dazu muss er eine Zugriffsberechtigung erhalten.
Es bleibt dem geneigten Leser überlassen zu überlegen und ggf. zu testen (ein Blick in “/var/log/messages” lohnt sich), warum man dann die vorgegebene Reihenfolge für die PAM-Module einhalten muss.

Schritt 5 – den “sssd.service” wieder aktivieren und Zugriffe testen

Nun enablen wir erneut den “SSSD-Dämon” und starten ihn:

systemctl enable sssd.service
systemctl start sssd.service

Wir können nun durch z.B. einen ssh-Zugriff prüfen, dass für die Testuserin “tarja” (s. den erste Beitrag der Serie) kein Login mehr möglich ist:

c-serv:~ # testsaslauthd -s login -u tarja -p TARJAPWD
0: NO “authentication failed”

und :

c-serv:~ # su – tarja
su: user tarja does not exist
c-serv:~ #

bzw. remote:

user@tux:~> ssh tarja@c-serv
Permission denied (publickey,keyboard-interactive).
user@tux:~>

Dagegen:

c-serv:~ # testsaslauthd -s imap -u tarja -p TARJAPWD
0: OK “Success.”

Wir löschen nun das Verzeichnis “/home/tarja” (soweit vorhanden). Sicherstellen müssen wir noch, dass “root” handlungsfähig ist und ins System kommt :

user@tux:~> ssh root@c-serv
Password:
Last login: Wed Mar 12 17:50:39 2014 from tux.anraconx.de
Have a lot of fun…
c-serv:~ #

und

c-serv:~ # testsaslauthd -u cyrus -p CYRUSPW
0: OK “Success.”

Sieht alles OK aus. 🙂 Was haben wir erreicht ?

Die im LDAP vorhandene “tarja” wie jeder andere im LDAP hinterlegte User kann sich nicht mehr auf dem System “c-serv” einloggen, aber “saslauthd” authentifiziert potentielle Benutzer des IMAP-Dienstes trotzdem über den LDAP-Server! Zudem kann auch der lokale User “cyrus” auf den IMAP-Dienst zugreifen.

Unterbinden des Zugriffs auf den Server-Host für bestimmte User

Die oben verfolgte Politik ist bislang immer noch eine, die allen Nutzern, die im LDAP hinterlegt sind, auch einen Zugriff auf IMAP-Dienste zugesteht. Dennoch will man i.d.R. einige Benutzer explizit nicht an unsern Server-Host “c-serv” (oder zumindest nicht an spezielle Dienste wie IMAP) heranlassen. Welche Möglichkeiten hat man dazu?

Variante 1: “host”-Attribut in den LDAP-User-Einträgen setzen und auswerten
Alternativ kann man bei den User-Einträgen, die man ausschließen will, auf dem LDAP-System das Attribut “host” hinzufügen und SSSD so konfigurieren, dass dieses Feld abgefragt wird. Siehe zu Letzterem:
https://access.redhat.com/site/
documentation/en-US/Red_Hat_Enterprise_Linux/6/html/Deployment_Guide/config-sssd-domain-access.html

Wie man das Attribut “host” dem User-Eintrg hinzufügt, wenn man den Zweig “ou=people,dc=anraconx,dc=de” ursprünglich mit YaST angelegt hatte, habe ich unter
Opensuse 12.1 – LDAP V
beschrieben. (anraconx ist hier nur eine Beispielname und durch die eigene Domain zu ersetzen).

Wir nehmen mal einen User “rmu”, der auf dem LDAP-System vorhanden sei. Ich ergänze mit Hilfe des Tools “gq” wie in Opensuse 12.1 – LDAP V beschrieben, seine ObjectClasses um “extensibleObject” und füge dann das Attribut “host” zum Satz hinzu:

Als Wert des Feldes gebe ich dann – im Gegensatz zur Abbildung! – zunächst “c-serv.anraconx.de” an. Der FQDN muss natürlich auf dem netzwerkeigenen DNS-Server bekannt sein. (In der Praxis würde man statt mit “gq” natürlich mit LDIF-Dateien für alle betroffenen User arbeiten.)
Dann ändern wir auf “c-serv” die Standard-SSSD-Konfiguration, die wir gem. SASL mit PAM, SSSD, LDAP unter Opensuse – I angelegt hatten:

[sssd]
config_file_version = 2
services = nss,pam
domains = default
 
[nss]
filter_groups = root
filter_users = root
 
[pam]
 
# Section created by YaST
[domain/default]
ldap_uri = ldap://ldap-serv.anraconx.de
ldap_search_base = dc=anraconx,dc=de
ldap_schema = rfc2307bis
id_provider = ldap
ldap_user_uuid = entryuuid
ldap_group_uuid = entryuuid
ldap_id_use_start_tls = False
enumerate = True
cache_credentials = False
ldap_tls_cacertdir = /etc/ssl/certs
ldap_tls_cacert = /etc/ssl/certs/YaST-CA.pem
chpass_provider = ldap
auth_provider = ldap
 
access_provider = ldap
ldap_access_order = host

Wichtig und neu sind lediglich die zwei letzten Zeilen. Infos zur Bedeutung der Parameter findet man hier:
http://manpages.ubuntu.com/manpages/precise/en/man5/sssd-ldap.5.html

Neustarten des sssd.service nicht vergessen:

c-serv:~ # systemctl restart sssd.service

Dann versuchen wir einen Login auf c-serv

tux:~ # ssh -X rmu@c-serv
Password:
Last login: Sat Mar 15 16:06:56 2014 from tux.anraconx.de
Have a lot of fun…
rmu@c-serv:~>

Nun ändern wir den Wert des LDAP-Attributs “host” auf “!c-serv.anraconx.de” ab !
Das führt zu:

tux:~ # ssh -X rmu@c-serv
Password:
Permission denied (publickey,keyboard-interactive).
tux:~ #

Aha ! Hosts schließen wir explizit mit einem “!” aus, das dem FQDN im “host”-Attribut auf dem LDAP-Server vorangestellt wird. SSSD prüft erst auf solche Einträge, danach auf explizit freigegebene Hosts.

Lassen wir unsere “sssd.conf” nun aber so, wie sie ist, kommt allerdings auch unsere Testuserin “tarja” nicht mehr aufs System, wenn wir nicht auch bei ihr das “host”-Attribute mit “c-serv.anraconx.de” füllen. Analog für alle anderen User. Es wird also Zeit, dies mit passenden LDIF-Dateien anzugehen. Eine mögliche Einstellung im “host”-Attribut ist übrigens auch “allow_all“.

Erweiterte Variante 2 : Zusätzlich das Attribut “ldap_user_authorized_service” abfragen
Man kann mit SSSD aber offenbar noch feingranularer arbeiten und den Host zulasssen, nicht aber den Zugriff eine bestimmten Service wie “imap”. Hierzu dient
die Abfrage eines Attributs “ldap_user_authorized_service”. Hierzu muss allerdings auf dem LDAP-Server zusätzlich das “ldapns”-Schema geladen werden. Wie man dafür auf einem Openldap-System 2.4 vorgeht, findet man hier:
http://grungelabs.com/guides/2012/06/08/ha-openldap-debian/
http://wiki.ubuntuusers.de/OpenLDAP_ab_Precise

Ich habe das aber selbst nicht für LDAP-Server getestet, die mit YaST eingerichtet wurden. Es mag daher Inkompatibilitäten geben. Wenn ich Zeit finde, behandle ich das mal in einem separaten Beitrag.