Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – IV – SSH Key Authentication

Im letzten Beitrag dieser Serie

Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – III – Stop SSH Root Login

hatten wir den SSH-Zugang über einen bereits verschobenen Port nur noch einem bestimmten unpriviligierten User [Bsp: “xtarjax”] zugestanden und den SSH-Zugang für root deaktiviert.

In diesem Beitrag ersetzen wir den normalen SSH-Login mit passwort-basierter Authentisierung durch eine Authentifizierung, bei der asymmetrische SSH-Schlüssel benutzt werden. Der Sicherheitsgewinn, den wir uns dadurch versprechen ist der, dass ein Login ab jetzt nur noch personalisiert und von Systemen aus möglich ist, auf denen

  • ein File mit dem privaten Schlüssel existiert,
  • eine Passphrase zur Aktivierung des Schlüssels bekannt ist.

Der verschobene SSH-Port ist dann auf dem Server zwar noch offen, aber ein Zugang geht nicht mehr von überall her und nicht mehr über die Angabe einer User-Id und eines Passworts. Wir zeigen die erforderlichen Schritte auf einem Linux-Client und dem Server.

Schlüsselgenerierung auf einem Opensuse-Client

Als normaler User erzeugen wir uns ein SSH-Schlüsselpaar mittels des Befehls “ssh-keygen”. Ohne Parameter aufgerufen, wird durch ssh-keygen ein RSA-Schlüsselpaar mit je 2048 Bit Länge für SSH2 erzeugt:

mysystem:~> ssh-keygen
Generating public/private rsa key pair.
Enter file in which to save the key (/home/myself/.ssh/id_rsa): /home/myself/.ssh/id_rsa
Enter passphrase (empty for no passphrase):
Enter same passphrase again: 
Your identification has been saved in /home/myself/.ssh/id_rsa.
Your public key has been saved in /home/myself/.ssh/id_rsa.pub.
The key fingerprint is:
77:1a:cb:72:6b:00:5a:22:7d:34:85:11:a4:5e:28:ea myself@mysystem.mydomain.de
The key's randomart image is:
+--[ RSA 2048]----+<br>
|         .++     |<br>
|         ....    |<br>
|        . +.     |<br>
|  .   .o o..     |<br>
|   o .o.S.       |<br>
|    +..*  .      |<br>
|    .+= S.      |<br>
|     oo..        |<br>
|     ...         |<br>
+-----------------+<br>
mysystem:~>

Bei höheren Ansprüchen kann man die Schlüssellänge (z.B. 4096 Bit) entsprechend vorgeben. Man benutzt dazu die Option “-b” (s. die man-Seite).

Hinweis 1:
Hat man bereits mehrere private SSH-Schlüssel für unterschiedliche Zwecke generiert, so muss man die Key-Files natürlich unter anderen Namen anlegen lassen, um ein Überschreiben des vorhandenen Keys zu vermeiden. Abweichende Namen setzen dann ggf. beim Aufnehmen der SSH-Verbindung die Option “-i” und die Angabe des richtigen privaten Key-Files voraus.

Hinweis 2:
Die Passphrase muss man sich unbedingt merken. Sie sollte hinreichend lang (deutlich länger als bei einem Passwort) sein und Sonderzeichen beinhalten. Von dieser Passphrase hängt die die Einsetzbarkeit und im Kompromittierungsfall auch die Sicherheit künftiger key-basierter SSH-Verbindungen ab. Die private Schlüssel-Datei wird mit dieser Passphrase verschlüsselt (!) im oben gewählten Verzeichnis hinterlegt. Ohne Kenntnis der Passphrase ist der Schlüssel nicht im Rahmen der SSH-Authentifizierung einsetzbar.

Kopieren des öffentlichen Schlüssels auf den Remote Server – hier den Strato-V-Server

Von einem anderen Terminalfenster loggen wir uns nun auf dem Strato-Server ein:

mysystem:~> ssh xtarjax@hxxxxxxx.stratoserver.net -p 6xxxx
xtarjax@hxxxxx:~>mkdir .ssh 
xtarjax@hxxxxx:~>cd .ssh
xtarjax@hxxxxx:~/.ssh>touch 600 
authorized_keys

Vom anderen lokalen Terminal kopieren wir nun das File mit dem öffentlichen (public) key auf den Server:

mysystem:~> scp -P 6xxxx ./.ssh/id_rsa.pub xtarjax@hxxxxx.stratoserver.net:/home/xtarjax/.ssh
Password: 
id_rsa.pub   

Man beachte das großgeschriebene “P” in der Option für die Portangabe.

Wir wechseln wieder zu unserem Terminal mit der Remote-Verbindung:

xtarjax@hxxxxx:~/.ssh>cat id_rsa.pub >> authorized_keys
xtarjax@hxxxxx:~/.ssh>cat authorized_keys
xtarjax@hxxxxx:~/.ssh>rm id_rsa.pub
xtarjax@hxxxxx:~/.ssh>exit

Test der key-basierten Authentifizierung

Nun testen wir den Login mit den asymmetrischen Keys:

mysystem:~>ssh xtarjax@hxxxxxxx.stratoserver.net -p 6xxxx 
Enter passphrase for key '/home/myself/.ssh/id_rsa': 
Last login: Mon Nov  4 17:10:34 2013 from mysystem.mydomain.de
Have a lot of fun...
xtarjax@hxxxxxxx:~> 

Bei der Rückfrage nach der Passphrase ist natürlich die Passphrase für den privaten Key anzugeben.

Hinweis:
Hat man einen von “id_rsa” abweichenden Namen bei der Generierung verwendet (oder mehrere private Key Files im Einsatz oder ein anderes verzeichnis zur Ablage gewählt) so muss man die Option “-i” verwenden:

mysystem:~>ssh xtarjax@hxxxxxxx.stratoserver.net -p 6xxxx  -i  PFAD/KEY_FILE 
Enter passphrase for key 'PFAD/KEY_FILE': 
Last login: Mon Nov  4 17:10:34 2013 from mysystem.mydomain.de
Have a lot of fun...
xtarjax@hxxxxxxx:~> 

PFAD/KEY_FILE geben dabei den Pfad zu dem zu verwendenden File mit dem privaten SSH-Key an.

Wichtig – Sicherung der Keyfiles :
Auf unserem lokalen System sichern wir die generierten Schlüssel an einem sicheren (verschlüsselten) Ort. Es ist entscheidend, dass wir den privaten Key bei Bedarf aus einer gesicherten Datei rekonstruieren können. Sonst ist später je nach Einstellung für den SSH-Dämon ggf. kein Zugang mehr zum Server möglich.

Im lokalen “~/.ssh”-Verzeichnis können wir danach den public key auch löschen. Benötigt wird die Datei für den privaten Key. Die Rechte am entsprechenden File kontrollieren wir und setzen sie bei Abweichungen ggf. auf “600”.

Änderung der SSHD-Konfiguration auf dem Server

Hat der zertifikatsbasierte SSH-Zugang zum Server einwandfrei funktioniert, können wir nun die passwortbasierte Authentifizierung in der SSH-Konfiguration des Servers abschalten. Dazu editieren bzw. ergänzen wir als root die Datei “/etc/ssh/sshd_cofig” auf dem Server bzgl. folgender Einträge :

RSAAuthentication yes
PubkeyAuthentication yes

# The default is to check both .ssh/authorized_keys and .ssh/authorized_keys2
# but this is overridden so installations will only check .ssh/authorized_keys
AuthorizedKeysFile      .ssh/authorized_keys<br>
&
# To disable tunneled clear text passwords, change to no here!
PasswordAuthentication no
#PermitEmptyPasswords no
# Change to no to disable s/key passwords
ChallengeResponseAuthentication no

UsePAM no

Hinweis:
UsePAM kann man in der oben angegebenen Konfiguration auch auf “yes”setzen. Man beachte hierzu aber die Hinweise in der Datei:

# Set this to 'yes' to enable PAM authentication, account processing, 
# and session processing. If this is enabled, PAM authentication will 
# be allowed through the ChallengeResponseAuthentication and
# PasswordAuthentication.  Depending on your PAM configuration,
# PAM authentication via ChallengeResponseAuthentication may bypass
# the setting of "PermitRootLogin without-password".
# If you just want the PAM account and session checks to run without
# PAM authentication, then enable this but set PasswordAuthentication
# and ChallengeResponseAuthentication to 'no'.

Wem das alles immer noch nicht reicht – oder wenn man seinen Usern hinsichtlich der Komplexität der selbst gewählten Passphrase für ihre Key-Dateien nicht traut – der kann zusätzlich ein Passwort setzen und dessen Eingabe verlangen. Dies geht dann mit

AuthenticationMethods publickey,password

in der sshd.conf. Siehe auch
https://access.redhat.com/site/ documentation/en-US/ Red_Hat_Enterprise_Linux/6/html/ Deployment_Guide/s2-ssh-configuration-keypairs.html

SSH unter Windows

Will man SSH von einem Windos-Client aus einsetzen, benutzt man das Opensource-Programm Putty – sowohl um Keys zu generieren als auch um die SSH-Verbindung auf dem Client zu parametrieren.

Achtung:
Ein direkter Einsatz einer ggf. auf einem Linux-Client erzeugten privaten SSH-Key-Datei – wie unsere obige “id_rsa”-Datei – ist unter PUTTY nicht möglich. Dennoch kann man die Datei verwenden: Das erfordert jedoch erst einen Import und dann ein Abspeichern in dem für PUTTY geeigneten Format. Man lese sich hierzu die ausführlichen Hilfeseiten von PUTTY durch.

ACHTUNG – Nachtrag Okt. 2016: Erheblich veränderte Sicherheitslage seit 2015

Diese kleine Artikelserie zur Einrichtung eines gehosteten Servers ist nun schon etwas älter. Wer meint, durch die obigen Maßnahmen bereits ein sicheres System zu haben, irrt deshalb. Durch die heutigen Möglichkeiten sind u.a. bestimmte Algorithmen der initialen Schlüsselbestimmung über das in SSH eingebaute Diffie-Hellman-Merkle-Verfahren nicht mehr als sicher einzustufen.

OpenSSH sollte daher unbedingt in der aktuellsten Variante 7.2p eingesetzt werden. Das entsprechende Paket findet sich im den SuSE “network”-Repository für aktuelle Opensuse Versionen (ab 13.1 bis Leap 42.2 und Tumbleweed). Siehe die Repos unter http://download.opensuse.org/ repositories/ network/

Zudem sollten auf dem Server in der “/etc/ssh/sshd_config” sowie auf den Client-Systemen in der “/etc/ssh/ssh_config” etliche weitere Einstellungen zur Härtung des SSH-Systems vorgenommen werden. Lesen Sie sich hierzu bitte den folgenden Artikel sorgfältig durch:
https://stribika.github.io/ 2015/01/04/ secure-secure-shell.html

Die meisten der dortigen Anweisungen sind einfach umzusetzen und schaden zumindest nicht, wenn man die Konfiguration der SSH-Clients unter seiner eigenen Kontrolle hat. Davon gehe ich bei gehosteten Servern aus.

Ich werde mich bemühen, an passender Stelle mal ein Update zu einer SSH-Konfiguration nachzuliefern, die aktuellen Anforderungen gerecht wird.

Links

https://help.ubuntu.com/community/ SSH/OpenSSH/Keys

http://en.wikibooks.org/wiki/OpenSSH/ Cookbook/Authentication_Keys

http://www.linuxproblem.org/ art_9.html

https://access.redhat.com/site/ documentation/ en-US/Red_Hat_Enterprise_Linux/ 6/html/ Deployment_Guide/s2-ssh-configuration-keypairs.html

http://kaotickreation.com/ 2008/05/21/ disable-ssh-password-authentication-for-added-security/

http://support.hostgator.com/ articles/ specialized-help/technical/how-to-disable-password-authentication-for-ssh

http://wiki.centos.org/HowTos/ Network/SecuringSSH

http://askubuntu.com/ questions/ 101670/ how-can-i-allow-ssh-password-authentication-from-only-certain-ip-addresses

http://superuser.com/ questions/ 303358/ why-is-ssh-key-authentication-better-than-password-authentication

http://forums.opensuse.org/ english/ get-technical-help-here/ network-internet/ 489448-sshd-password-authentication-still-working.html

https://stribika.github.io/ 2015/01/04/ secure-secure-shell.html

 

Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – III – Stop SSH Root Login

Im letzten Beitrag zur Konfiguration unseres Strato-Servers
Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – II
hatten wir uns ein wenig mit dem SSH-Zugang befasst und als erste Maßnahme den SSH-Port verschoben. Wir hatten gleichzeitig aber festgestellt, dass das keine ausreichend sichere Lösung ist. Einer der Gründe war u.a. der, dass “root” immer noch Zugang zu dem Server hat. Dies ist ein Sicherheitsrisiko, das wir im nächsten Schritt ausschalten wollen. Es ist ja auch gar nicht erforderlich, sich direkt als root auf dem Server einzuloggen. Vielmehr sollte der Zugang über einen unprivilogierten User vorgenommen werden. Von dessen Account wechselt man dann auf der Shell zum Root-Account.

Anlegen eines normalen, unpriviligierten Users

Bevor wir den direkten root-Zugang beenden können, müssen wir erst einen normalen User anlegen. Den User nenne ich nachfolgend der Einfachheit halber “xtarjax”. Generell gilt auch hier, dass man einen Namen wählen sollte der nicht leicht zu erraten ist.

Die Erzeugung des user-Accounts nehmen wir z.B. mittels “yast >> Sicherheit und Benutzer >> User- und Gruppenverwaltung” vor. Oder wir checken auf der Shell per “useradd -D” kurz die Standardeinstellungen für die Useranlage und benutzen dann das Shell-Kommando

hxxxxxxx:~# useradd -m xtarjax

Das Passwort für den User setzen wir mit

hxxxxxxx:~# passwd xtarjax

“passwd” checkt das zu verwendende Passwort nach vorgegebenen Kriterien. Mit einem weiteren “passwd -S xtarjax” fragen wir dann den Zustand des angelegten Users ab. Ich gehe auf Details der Useranlage nicht weiter ein. Wir prüfen noch, dass unter “/home” das Homeverzeichnis “/home/xtarjax” angelegt wurde.

Nun weiß ich, dass einige Leute gerne mit der grafischen Version “yast2” von YaST arbeiten. Ich rate bei der Arbeit auf einem Remoteserver aus drei Gründen davon ab:

  • Es birgt Sicherheitsrisiken (auch wenn man das X-Protokoll unter ssh tunnelt).
  • Es erhöht den Datentransfer zwischen Server und Client doch beträchtlich und die Antwortzeiten sind nicht berauschend.
  • Es ist überflüssig, weil das ASCII yast für die Shell praktisch alle erforderlichen Möglichkeiten bietet.

Wenn man temporär doch mit grafischer Unterstützung arbeiten will, gilt:
Man muss SSH so konfigurieren, dass X-Forwarding erlaubt wird. Standardmäßig ist das abgeschaltet. Man muss dazu in der Datei “/etc/ssh/sshd-config” folgenden Eintrag von “no” auf “yes” ändern.

X11Forwarding yes

Dies macht man am besten mit “vi” oder “emacs”. Danach

hxxxxxxx:~# rcsshd restart

oder

hxxxxxxx:~# systemctl restart sshd.service

ausführen und testen, dass ein Einloggen vom eigenen Client-System aus mittels

mylinux:~ # ssh -X root@xxxxxxx.stratoserver.net -p nnnnn

unter dem im letzten Beitrag definierten Port funktioniert. Danach kann man

hxxxxxxx:~# yast2 &

ausprobieren und die Antwortzeiten für seine Internetverbindung bzw. die 100MBit Anbindung des Stratoservers testen. Berauschend ist das nicht – aber es funktioniert zur Not. Wie gesagt: Ich rate vom Einsatz grafischer Tools ab. Will oder muss man zwischenzeitlich mit X11-Forwarding arbeiten, sollte man es danach durch Setzen von “X11Forwarding no” in der “sshd_config” wieder rückgängig machen.

Abschalten des ssh-Zugangs für root

Wir schalten nun den SSH-Zugang für den priviligierten User “root” in 2 Schritten ab. Zunächst editieren wir die Datei “/etc/ssh/sshd_config” und fügen folgende Zeile ein – z.B. nach dem Statement “Port 6XXXXX”:

Port 6XXXX
AllowUsers xtarjax root

Dann starten wir den ssh-Service neu mittels

hxxxxxxx:~# rcsshd restart

Wir loggen uns aus dem Strato-server aus und versuchen einen Login per

mylinux:~ # ssh xtarjax@xxxxxxx.stratoserver.net -p nnnnn

Dies sollte anstandslos gelingen. Ist das sichergestellt wechseln wir zum root-Account mittels

mylinux:~ #su –

und editieren als root dann erneut “/etc/ssh/sshd_config”. Dort entfernen wir root aus der Liste der AllowedUsers und fügen ein Zusatzstatement ein – bzw. editieren die im File ggf. auskommentierte Zeile in folgender Form

Port 6xxxx
AllowUsers xtarjax


PermitRootLogin no

Danach starten wir den ssh Service erneut und beten, dass wir über den normalen User reinkommen. Dann machen wir den Gegencheck und versuchen

mylinux:~ # ssh root@xxxxxxx.stratoserver.net -p nnnnn

Das sollte zum Scheitern verurteilt sein. Interessanterweise wird das Passwort mit zwischenzeitlicher Zeitverzögerung 3 mal abgefragt – – auch bei Eingabe des korrekten Passwords. Danach erfolgt ein zwischenzeitlicher Abbruch des Zugangsversuchs.

Mit diesem Schritt haben wir unsere Grundsicherheit wieder etwas erhöht. Root hat keinen direkten Serverzugang per SSH mehr. Im nächsten Beitrag stellen wir den SSH-Zugang zusätzlich auf ein schlüssel- bzw. zertifikats-basiertes Zugangsverfahren um:
Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – IV – SSH Key Authentication

 

Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – II – Installation / SSH-Port ändern

Im vorhergehenden Teil dieser kleinen Reihe zum Aufsetzen eines LAMP-Systems auf einem Strato-V-Server
https://linux-blog.anracom.com/2013/10/03/virtueller-strato-v-server-mit-opensuse-12-3-i/
hatten wir einen kurzen Blick auf die durchaus begrenzte Verwaltungsoberfläche für das Serverpaket geworfen, die Strato anbietet. In diesem Beitrag installieren wir auf dem bereitsgestellten V-Server zunächst Opensuse 12.3. Danach treffen wir erste Maßnahmen, um die Sicherheit des Systems etwas zu verbessern. Dies betrifft das Hochfahren einer einfachen Firewall, aber auch einige Maßnahmen in puncto SSH-Zugang. Die Nummern unserer “Schritte” zur Installation zählen wir einfach weiter hoch.

Schritt 2: Installation eines “Opensuse 12.3”-Minimalsystems

Die Linux V-Server von Strato sind nach ihrer Bereitstellung mit Ubuntu ausgestattet. Wir möchten jedoch gerne Opensuse 12.3 nutzen. (Liegt in diesem Fall nicht nur an mir, sondern auch am Kunden). Der Menüpunkt “Neuinstallation” des Strato-Verwaltungsmenüs hilft uns hier weiter. Dort können wir das zu installierende Betriebssystem auswählen.

strato_server_7_600

Der Neuinstallationsprozess dauerte bei uns ca. 45 Minuten. Danach war das Strato-System wieder zugänglich. Wer erwartet, nun eine umfangreiche Installation mit Serverdiensten vorzufinden, irrt. Es wird lediglich ein (32Bit-) Minimalsystem mit SSH-Zugang installiert. Die weitere Bestückung mit Serverdiensten obliegt dem Kunden selbst. Hierzu muss er entweder die Web-Administrationsoberfläche “Plesk” verwenden, oder er legt – wie wir – selbst Hand an. [ Ich werde hier nicht in eine unergiebige Diskussion einsteigen, warum ich aufgrund früherer Erfahrungen für die Einrichtung des Servers nicht Plesk verwende].

Um auf dem Server arbeiten zu können, benötigen wir einen Shell-Zugang über SSH.

Schritt 3: Erster SSH-Zugang

Nach der Suse-Installation kann der Standard “ssh-Port 22” für den Shell-Zugang genutzt werden. Die erforderlichen Informationen zum Root-Zugang erhält man unter dem Strato-Verwaltungs-Menüpunkt “Serverkonfiguration >> Serverdaten”. Also auf dem eigenen System (hier mit “mylinux” bezeichnet)

mylinux:~ # ssh root@hxxxxxx.stratoserver.net

mit seiner Serverkennung hxxxxxx eingeben und die Frage nach dem Passwort beantworten. Man landet dann auf einem normalen (roten) SuSE-Shell-Prompt

hxxxxxxx:~#

Die Opensuse Paketverwaltung für die ASCII-Terminaloberfläche ist über das Kommando “yast” selbstverständlich zugänglich. Mit dem SW-RPM-Management (yast-Punkt: “SW installieren oder löschen”) kann man sich dann mal ansehen, was alles installiert ist. Das ist nicht viel. Die vorhandenen Installationsquellen beschränken sich auf die elementaren Repositories und die installierten SuSE-Paketgruppen bzw. Patterns im wesentlichen auf das Basissystem.

strato_server_8_600

Um das System zu beschäftigen, während wir uns gleich weiteren administrativen Aufgaben zuwenden, installieren wir im Hintergrund mittels “yast” die RPMs des Patterns “WEB- und LAMP-Server”. Ferner installieren wir das RPM-Paket “rkhunter”.

strato_server_10_600
strato_server_14_600

Letzteres Paket liefert ein Programm, das den Host nach Rootkits durchforstet. Wenn man die anlaufende Installation parallel verfolgen will, z.B. um ein Gefühl für die die Netzperformance zu bekommen, öffne man einfach eine zweite Shell auf dem Server.

Schritt 4: Firewall aktivieren

Ein Absetzen des Befehls

hxxxxxxx:~# iptables -L

und ein Blick mit “yast >> Sicherheit und Benutzer >> Firewall” belehren einen darüber, dass auf dem Minimalserver keine Firewall läuft. Andererseits zeigt ein

hxxxxxxx:~# lsof -i

doch einige offene Ports an (sunrpc, ipp,..). Das gefällt uns erstmal nicht. Um die Ports nicht gleich schließen zu müssen, aber doch den Schutz etwas zu verbessern, fahren wir deshalb eine minimale Firewall in Form der Suse-Firewall2 (“yast >> Sicherheit und Benutzer >> Firewall”) hoch.

Achtung- im Umgang mit einer Firewall auf einem Remote-System gibt es ein paar wichtige “Trivialitäten” zu beachten :

  • Beim Einrichten einer Firewall auf einem Remote-Server ist eine regelmäßige Grundübung die, darüber nachzudenken, dass man sich nicht selbst aussperrt. Dies impliziert die Freigabe bestimmter Dienste (für bestimmte eigene IP-Adressen) und ggf. auch ein Nicht-Hochfahren der Firewall bei einem Reboot als letztem Rettungsanker.
  • Wir müssen bei der Konfiguration der SuseFirewall und vor deren Start erst einmal den Standard “SSH-Port/SSH-Dienst” freigeben. Das ist essentiell, sonst sperren wir uns mit dem Start der Firewall unmittelbar selbst aus.
  • Den automatischen Start der Firewall haken wir auf der entsprechenden YaST-Konfigurationsseite (zunächst) nicht an. Dies gibt uns die Chance, bei Fehlern mit der Firewall zumindest über einen Reboot wieder Zugang zum Serversystem zu erlangen.

Nachdem man mal eine laufende und getestete FW-Konfiguration erstellt hat, wird man einen entsprechenden Service zum Anlegen der iptables-Regeln natürlich mit dem Start des Systems automatisch hochfahren lassen. Bei dieser Gelegenheit ist die Anmerkung angebracht, dass Strato technisch begründete Restarts der V-Server oder deren Hosts normalerweise vorab mit E-Mails ankündigt. Man kann sich dann im Bedarfs- oder Zweifelsfall zur Not auch auf ein manuelles Hochfahren seiner Firewall einstellen.

Also:

strato_server_11_600

strato_server_12_600

Erst jetzt starten wir die Firewall [FW] mit Hilfe der entsprechenden Optionen unter der YaST-Oberfläche für die SuseFirewall. Nach deren Start sollte man direkt in der geöffneten Shell weiterarbeiten können. Ein erneutes “iptables -L” zeigt uns nun allerdings eine Reihe aktiver Regeln an. Eine Abbildung der wichtigsten Regeln der SuSE-Firewall liefere ich weiter unten nach einer weiteren Einstellung nach.

Hinweis: Diese Firewall-Regeln werden uns später nicht mehr genügen. Im Bereich eingehender Verbindungen ist nun nur noch der SSH-Zugang erlaubt. Die FW läßt im Moment aber noch jede Art von ausgehender Verbindung zu. Das macht es später deutlich schwerer, illegale Aktivitäten
des Servers zu entdecken. Am Ende dieser Artikel-Reihe werden wir deshalb auch ausgehende Verbindungen drastisch beschränken.

Schritt 6: Root Kit-Scan

Bevor wir uns intensiver mit SSH befassen, ist es durchaus sinnvoll, zunächst einen Scan auf bekannte Linux-Root Kits durchzuführen. Als Grund führe ich die Welle an SSH-RootKits an, die Ende Februar dieses Jahres viele gehostete Server betroffen haben. Siehe hierzu die Links am Ende des Beitrags. Wir sollten uns vor weiteren sicherheitsrelevanten Maßnahmen sicher sein, dass wir uns über die Installation und den eigenen SSH-Zugang nicht bereits etwas auf dem System eingefangen haben.

Also :

hxxxxxxx:~# rkhunter -c

Es werden verschiedene Checks durchlaufen – u.a. eben auch auf RootKit-Merkmale. Auf dem Stratoserver mit Opensuse 12.3 kommt es dabei auch zu einigen interessanten Warnungen.

strato_server_15_600

Im Bereich der RootKit-spezifischen Suchen sollte – oder besser muss – aber alles OK sein.

strato_server_18_600

Danach tauchen weitere Warnungen auf:

strato_server_16_600

strato_server_17_600

Die Warnungen sollte man übrigens durchaus ernst nehmen und ihnen durch Studium des Logfiles

/var/log/rkhunter.log

einzeln nachgehen. Ich habe das gemacht und in allen Fällen sehr plausible Gründe dafür gefunden, warum die bemängelten Dinge auf dem frisch installierten System dennoch in Ordnung waren. Die Warnungen zu den Kernel-Modules rührt u.a. daher, dass auf dem mit Parallells virtualiserten Systemen keine Kernelmanipulationen der Hosts erlaubt sind und “lsmod” und “modprobe” wegen des fehlenden Hostzugriffs nicht funktionieren. [Das ist anders als z.B. bei KVM.]

Schritt 6: SSH-Port verlagern

Es ist keine gute Idee, den SSH-Port auf der Standardeinstellung 22 zu belassen. Das hilft nur den Script-Kiddies. Ich wähle deshalb für die SSH-Kommunikation immer einen Port weit jenseits normaler hoher Ports. Diese werden nach meinen Erfahrungen nicht so häufig von scripts durchsucht. [Natürlich nutzt eine Port-Verlagerung nichts gegenüber professionellen Angreifern – aber getreu der Weisheit, mehrere Hürden zu staffeln, ist das ein erster ablenkender Schritt.]

Zur Umlenkung des SSH-Ports gilt es, als root einen entsprechenden Port-Eintrag am Anfang der Datei “/etc/ssh/sshd_config” vorzunehmen:

Port XXXXX

Natürlich mit einer vernünftigen großen Zahl für den Port – ggf. oberhalb 60000. Wir speichern die Zeile in der sshd-config ab; wir starten den SSH-Service aber natürlich noch nicht neu. Achtung – vor dem Restart des SSH-Services ist zweierlei zu beachten :

  • Den neuen Port muss man sich unbedingt merken ! Sonst kann man sich von seinem lokalen System aus später nicht mehr einloggen.
  • Die laufende Firewall muss zuerst für den neuen Port geöffnet werden.

Letzteres erledigen wir wieder mit yast: Auf der Seite “Erlaubte Dienste” nutzen wir den Punkt
“Erweitert” und fügen folgende eigene Regel hinzu:

strato_server_13_600

Achtung auch hier: die “6xxxx” sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen; hier ist insgesamt exakt die oben in der sshd-Konfigurationdatei angegebene neue Nummer des SSH-Ports zu wählen. Mit F10 speichern wir die neue Firewall- Einstellung ab; den Standard-SSH-Port lassen wir auch noch erstmal offen.

Mit “iptables -L” überzeugen wir uns, dass nun extra Regeln gesetzt wurden, in denen der von uns gewählte Port auftaucht.

strato_server_19_600

Erst jetzt – also nach dem Speichern und Starten der Firewall mit der neuen Zusatzeinstellung – starten wir den SSH-Service neu. Danach können wir auf der geöffneten Shell nicht nicht mehr weiterarbeiten, den der sshd-Dämon arbeitet nicht mehr auf dem von uns geöffneten Kommunikationsport. Also beenden wir auf dem lokalen System die Shell mit CTRL-C. Wir müssen uns neu mittels SSH anmelden – nun aber unter Angabe des zu verwendenden Ports:

mylinux:~ # ssh root@hxxxxxx.stratoserver.net -p 6xxxx

Und schon sind wir wieder drin.

Schritt 6: Standard SSH-Port in der SuSE-Firewall schließen

Hat unser Zugang über den neuen Port funktioniert, kann man nun den Standard SSH-Port aus der SuSE-Firewall ausschließen. Hierzu entfernt man in den zugehörigen YaST-Firewall-Einstellungen (s. oben) einfach wieder den anfänglich erlaubten SSH-Serverdienst – natürlich aber ohne aber unsere Zusatzeinstellung unter “Erweitert” für den anderen Port zu ändern.

Nächste SSH-Themen

Aber auch das ist bei etwas Nachdenken natürlich nicht eine hinreichend sichere Lösung. Denn:

  • Der SSH-Port wurde zwar verschoben – aber er ist immer noch von überall her erreichbar.
  • Die Möglichkeit eines Brute Force Angriffes bleibt durch den Passwort-bezogenen Authentifizierungsmechanismus bestehen.
  • Root hat SSH-Zugang

Gerade der letzte Punkt ist ein latentes Sicherheitsproblem:

In den vergangenen Jahren gab es mehrere Beispiele dafür, wie Systeme durch Brute-Force-Angriffe auf ssh-Verbindungen auf einfache Weise kompromittiert werden konnten. Der root-User ist ja der am einfachsten zu erratende User-Account und der Brute-Force-Angriff kann sich auf das Knacken des Passwortes beschränken.

Es ist deshalb eine gute Idee, gar keinen SSH-Zugang für den User root, sondern nur für einen unpriviligierten User auf einem geänderten Port zuzulassen. Dadurch muss der Angreifer den Port ermitteln, den User-Namen und ein Passwort erraten. Und wenn ihm dann der Zugang geglückt sein sollte, hat er immer noch keine Root-Rechte, sondern muss nun zusätzlich auch das root-Passwort erraten. Das Sperren des SSH-Zugangs für root erhöht also den Aufwand für Angreifer.

Wie wir root vom SSH-Zugang zu unserem Stratoserver ausschließen, werde ich im nächsten Beitrag
Strato-V-Server mit Opensuse 12.3 – III – Stop SSH Root Login
beschreiben. Danach gehe ich dann auch auf einen zertifikatsbasierten SSH-Zugang ein.

Links

Rootkit Checks
http://xmodulo.com/ 2013/05/ how-to-scan-linux-for-rootkits.html

http://www.rackspace.com/ knowledge_center/ article/ scanning-for-rootkits-with-chkrootkit

Denjenigen, die am Sinn der hier besprochenen und noch kommenden SSH-Maßnahmen zweifeln, empfehle ich, sich in zwei ruhigen Stunden mal folgende Threads im Internet zu SSH-Rootkits, die im Frühjahr dieses Jahres gehostete virtuelle Server befallen haben, durchzulesen und einige der immer wieder auftauchenden Ratschläge bzgl. der Absicherung von SSH zu Herzen zu nehmen:

http://www.webhostingtalk.com/ showthread.php?s=714ab2598f1b14729348957 db7196325&t=1235797

http://forums.cpanel.net /f185/ sshd-rootkit-323962-p5.html

Sonstiges zur SSH-Absicherung
http://www.ibm.com/ developerworks/ aix/ library/ au-sshlocks/
http://www.rackaid.com/ resources/ how-to-harden-or-secure-ssh-for-improved-security/
http://stackful-dev.com/ linux-101-hardening-ssh.html
http://www.lowendguide.com/ 3/security/ how-to-harden-and-secure-ssh-for-improved-security/
http://linuxmoz.com/ how-to-secure-ssh-servers/