KVM, video QXL und video virtio Treiber – Video-Auflösung des Gnome-Desktops eines Debian 8-Gastystems einstellen

Das Gespann KVM/Qemu ist großartig und aus meinem Linux-Leben nicht mehr wegzudenken. Vorgestern habe ich ein “Debian 8”-Gast-System für Testzwecke auf einem KVM-Host aufgesetzt, der unter “Opensuse Leap 42.2” betrieben wird. Dabei fiel mir auf, dass bzgl. des Punktes “Video” (-System) während der Konfiguration der virtuellen Maschine mittels “virt-manager” nun neben dem guten und vertrauten qxl auch eine “virtio”-Komponente zur Auswahl bereitsteht. Beide Varianten verkörpern unterschiedliche “Treiber” mit denen das Gastsystem eine virtuelle Grafikkarte ansprechen kann. Als Kommunikationsprotokoll für den Transport der Grafikinformation zum Host setze ich typischerweise Spice ein.

Mir stellte sich dann die Frage, wie man eigentlich als User die Auflösung bestimmen kann, mit der das Spice-Fenster für den Gast-Desktop (hier: Gnome 3) unter dem X-Window-System des Hosts (hier: unter KDE-Plasma5) dargestellt wird. Das ist vor allem für den Fall des “virtio”-Treiber interessant. Da der Hypervisor hier wohl direkt über die Hostsystem-Treiber auf die Grafikkarte des Hostes (bzw. Speicheradressen der Graka) zugreift, war es für mich unklar, was ich an Einstellmöglichkeiten erwarten darf. Die Maximalauflösung des Hauptschirms am Host? Eine Liste von verschiedenen Auflösungen unterhalb einer Maximalauflösung?

Voraussetzung

Auf meinem Test-Host betreibe ich 3 Schirme im “xinerama”-Verbund an einer Nvidia-Grafikkarte (GTX 960; proprietärer Treiber der Version 375). Ich möchte natürlich das KVM-Fenster (genauer das Spice-Fenster) für den Gast nicht mit der Maximalauflösung des xinerama-Verbunds (7040×1440 Pixel) betreiben. Umso wichtiger ist für den User also eine angemessene, einfache Einstellmöglichkeiten im Gast-System selbst, die sich dann auf die Darstellung des Gast-Fensters auf dem Host niederschlagen soll.

Unterschiede in den Einstellmöglichkeiten beim Einsatz von QXL und virtio

Installiert man einen KVM-Gast unter “virt-manager” und kümmert sich nicht weiter um die Konsolen-Auflösung, so richtet geht libvirt von einer Standardauflösung von 800x600x16 für die Darstellung der GUI des Gast-Systems unter dem Spice-Protokoll aus. Diese Auflösung schlägt dann typischerweise auch auf einen Gnome- oder KDE-Desktop des Gastes durch. Entsprechend klein ist dann anfänglich auch das Spice-Display-Fenster auf dem Host.

Nun wird man als Standarduser versuchen, diese Auflösung im Gastsystem über die Einstellmöglichkeiten des jeweiligen Gast-Desktop-Systems (Gnome’s “gnome-control-center” bzw. KDE’s “systemsettings5”) zu verändern.

Hat man man als Video-Einheit, also die virtuelle Graka, des Gastsystems qxl gewählt, so kann man unter der Gnome- oder KDE-GUI des Gastes die Auflösung des Desktops tatsächlich dynamisch – d.h. im laufenden Betrieb – abändern.

Entscheidet man sich bei der Konfiguration des Gastes allerdings für “virtio” als Video-System, so erleidet man unter Debian 8 Schiffbruch: Die Einstellmöglichkeit beschränkt sich dann genau auf die bereits vorgegebene Größe von 800×600.

Ich bespreche die Standard-Einstellmöglichkeiten nachfolgend zunächst für QXL, den Gnome-Desktop und auch für TTYs; anschließend gehe ich auch kurz auf eine Einstellmöglichkeit für “virtio” ein. Weitergehende Einstellmöglichkeiten – wie etwa über “xrandr” werde ich auf Wunsch eines Lesers in einem späteren Artikel aufgreifen.

Gnome-Desktop-Auflösung des Gastes unter qxl setzen

Das nachfolgende Bild zeigt den Gnome 3 Desktop eines Debian-8-Gastes mit “qxl” in einer Auflösung von 1920x1080x32 auf einem KDE-Schirm des SuSE-KVM-Hostes mit einer 2560x1440x32-Auflösung.

Die Auflösung des Gnome-Desktops eines KVM-Gastsystems kann man (zumindest im Falle von QXL) sehr einfach über die “Gnome-Einstellungen=>Monitore” festlegen.

Das mögliche Auflösungsspektrum wird dabei offenbar nur durch die Auflösung der aktuellen Host-Schirme begrenzt. De facto bietet mir das System in meinem Fall Auflösungen bis zu 4K an. Diese Einstellungen beziehen sich aber nur auf den Desktop des Gastes – nicht jedoch dessen Konsolen-TTYs !

Hinweis: Hat man einen KVM-Gast mit KDE-Plasma5 so verwendet man “systemsettings5 &” und dort den Punkt “Anzeige und Monitor”, um die KDE-Auflösung festzulegen.

Das Tolle ist: Man kann unter QXL/Spice auch bei den gezeigten hohen Auflösungen wirklich flüssig arbeiten! Auch mit transparenten Fenstern! Da ist in den letzten Jahren ganze Arbeit geleistet worden. Vielen Dank an die Entwickler! (Vor allem wohl bei Red Hat.)

Auflösung der Debian8-Gast-TTYs setzen

Das “virt-manager”-Unterfenster zur Anzeige eines Gastes über Spice bietet einem dankenswerterweise einen Menüpunkt “Send Key” an, mit dessen Hilfe man Steuersequenzen wie Ctrl-Alt-F1 auch an den KVM-Gast schicken kann. So gelangt man dann u.a zu den Gast-Konsolen-TTYs “tty1” bis tty6. Um deren Auflösung von 800×600 auf vernünftige Werte abzuändern, muss der Framebuffer-Support des Hypervisors beeinflusst werden. Dies ist unter Debian 8 über Grub-Einstellungen möglich.

Hierzu editiert man mit Root-Rechten die Datei “/etc/default/grub” bzgl. zweier Zeilen (eine davon ist auszukommentieren):

GRUB_GFXMODE=1920x1080x32
GRUB_GFXPAYLOAD_LINUX=keep

Natürlich kann man auch eine andere definierte Standard-Auflösung als die für meinen Fall angegebene wählen.

Danach ist nach einem unten angegebenen Link nur noch das Absetzen eines “update-grub” (erfordert Root-Rechte) nötig. Und tatsächlich: Nach einem Reboot wiesen meine TTYs die gewünschte Konsolenauflösung auf.

Was kann man bei einem Wechsel von QXL zu “virtio” tun?

Wie gesagt, bietet die unter Opensuse Leap 42.2 verfügbare KVM-Implementierung die Möglichkeit an, für das Video-Device eines KVM-Gastes “virtio” statt QXL (oder weit weniger leistungsfähigen Treibern) zu wählen.

Welche Folgen hat ein Wechsel zu dieser Darstellungsart, bei der direkt auf die Host-HW zugegriffen wird?
Auf meinem System bislang keinerlei offenkundig negativen. Das Zeichnen der einzelnen Gnome-Fenster auf dem Gastdesktop geht bei sehr schnellen Bewegungen dieser Fenster über die Fläche des Gastdesktops gefühlt noch etwas flüssiger
als beim Einsatz von QXL. Das ganze grafische Verhalten des Gastes im “virt-manager”-Fenster ist danach so gut, dass man auch bei höchster Auflösung von der 2D-Grafik her praktisch keinen Unterschied zur Arbeit auf einem nativen System mehr merkt. Das ist wirklich beeindruckend gut!

Einen Wehrmutstropfen muss man als Standard-User unter Debian 8 (mit Kernel 3.16) aber dennoch hinnehmen:

Unter den “Gnome-Einstellungen=>Monitore” lässt sich die Auflösung nicht mehr dynamisch wie im Fall von QXL ändern. Für das Einblenden des grafischen Gast-Outputs in den Speicherbereich der realen Graka zählt unter Debian 8 offenbar allein die Auflösung, die man wie oben beschrieben für die Unterstützung des virtuellen Gast-Framebuffers durch den Hypervisor eingestellt hat.

Immerhin steht einem dadurch aber eine Einstellmöglichkeit zur Verfügung – wenn auch keine dynamische! Damit kann ich aber gut leben; wenn ich jemals eine dynamische Änderung des Gnome-Desktops eines KVM-Gastes brauchen sollte, verwende ich halt “qxl”.

Nachtrag, 29.06.2017:
Faktisch gilt die obige festgestellte Einschränkung für Debian 8 nur für Kernel 3.X. Mindestens ab Kernel 4.9 bietet der virtio-Treiber eine ganze Liste an Auflösungen an, aus denen man wählen kann. Siehe hierzu den Artikel

KVM, video virtio, Debian 8 guest, host with Intel HD 4000 – install a 4.9 kernel on the guest for optimal 2D graphics performance!

Nachtrag, 03.07.2017:
Ein User hat mich angeschrieben und zu Recht angemerkt, dass die im Gastsystem angebotenen Auflösungen unter “qxl” nicht immer an die Maximal-Auflösung der Schirme des Hosts heranreichen. Auf die Frage, was man dann tun kann, gehe ich gerne in einem weiteren Artikel ein. Sobald ich Zeit finde, den zu schreiben … Den entsprechenden Link werde ich dann hier nachtragen. Der Schlüssel liegt dabei vor allem in der Nutzung von “xrandr”. Bei der Gelegenheit gehe ich dann auch kurz auf das Thema von mehreren “virtuellen” Monitoren unter qxl ein.

Skalierung des Fensterinhaltes

Hingewiesen sei auch darauf, dass sich die Darstellung das gesamte Fenster zur Darstellung des KVM/Qemu-Gastes, das man vom virt-manager aus geöffnet hat, bei entsprechender Einstellung unter dem Menüpunkt “View” dynamisch skalieren lässt.

Auch das geht sehr flüssig und verzögerungsfrei!

Viel Freude weiterhin mit Linux und KVM/Qemu!

Links

https://superuser.com/questions/598374/how-to-change-the-resolution-of-the-bash-for-a-debian-vm

Linux – Dell U2515H – questions regarding KDE adjustments and older graphics cards

Some months ago I wrote 2 blog articles about the use of (multiple) DELL U2515H screens on a Nvidia GTX750 TI graphics card on a Linux system.

Linux – Nvidia GTX 750 TI – Parallelbetrieb von 2 Dell U2515H mit 2560×1440 plus einem 1920×1200 Schirm
Linux – Nvidia GTX 750 TI – Dell U2515H – HDMI – 2560×1440 Pixel

Last week a reader, who had found these blog articles, asked me the following:

I am currently using a Dell U2412m with 1920×1200 resolution but I am planning to upgrade to a 2560×1440 and thought about the U2515H but I am a bit worried about how Plasma shows on such a high dpi panel. Do you have any issue with interface elements which are showed too small and are not tuneable?

Second thing I am a bit worried of my GTS 450 performance but I will upgrade my video card after the new nVidia series is launched.

I found these questions interesting and present my answers in form of this blog contribution.

Warning statement regarding older graphics cards

Before I get to the question regarding KDE and a high resolution screen as the DELL U2515H I want to make a warning statement:

The graphics card you want to use together with a Dell U2515H and the graphics card drivers MUST support high resolution HDMI (vers. 1.4, 2.0) or display port connections. Reason: The Dell U2515 does NOT provide any DVI connections!

Do not underestimate this topic for older graphics cards! Actually, I had very bad experiences in the past with a GTX 460 which provides a mini HDMI port: I never got a high resolution HDMI connection to run with this card (not under Opensuse 13.1/13.2). Despite high quality cables and in contrast to another system with a GTX 750 TI. And I really tried a lot of settings and driver versions until I gave up.

And note: Even the GTX 750TI required some effort and fiddling – but eventually it worked. This is the reason why I wrote about it.

So, if you have some money and want to avoid frustration with the DELL U2515H, I would suggest to buy a reasonable modern card which offers support for (several) display ports and/or high resolution HDMI. If gaming under Linux is not a topic (as in my case) but still some 3D applications or CUDA floating point operations are part of your work then presently a GTX 960 or the GTX 750 could be a reasonable alternative regarding the price-value relation. But look out for the number of ports supported – especially if you want to use several screens.

KDE and high resolution screens in general

It is quite clear that a screen resolution of 2560×1440 will significantly reduce the visible size of fonts and desktop elements scaled with font size. So, what you need is a very flexible scalability of fonts both for the desktop and window control elements as well as for applications you use.

The question whether Linux desktops as KDE are prepared for high resolution screens was also posed in an article with the title “Skaliert” (Scaled) published in the German “linuxuser” 10/2015. See http://www.linux-community.de/Internal/Artikel/Print-Artikel/LinuxUser/2015/10/Skaliert. Unfortunately, this article costs money to read it online. Actually, relatively small problems were described for KDE. This is very consistent with my own experience with both KDE 4.14 and KDE 5.x.

You can adjust almost all required basic font settings for the KDE desktop via KDE’s “systemsettings” and in addition most
applications offer scrollable and relatively seamless font scaling (e.g. via mouse scrolling). Playing around with font smoothing plus an enforcement of dpi resolution may pay off in case you care for smooth font displaying. (Actually I never had to apply any special contrast settings of the screen itself beyond standards for the screen to get a clear, but nevertheless smooth font display).

The spectrum of applications I primarily use consists of a mixture of QT and GTK applications:

KDE konsole and other terminal emulations, different types of graphical KDE file editors, different types of browsers (primarily FF and chromium), libreoffice, eclipse mars, aptana studio, SVN frontends, crossover with ms office applications, vmware with different types of guests, kvm with different types of guests, sound and multimedia applications, blender, etc., etc.

Almost all of my favorite applications offer internal font adjustment capabilities and the typical graphical elements of these applications scale seamlessly with font size. So, no reason to worry about KDE and its plasma desktop: In my opinion KDE is well prepared for high resolution screens.

A problem may, however, be the smooth integration of some GTK applications (as e.g. eclipse) into high resolution KDE, which is based on QT – but also there you have sufficient options with different GTK themes – and most of the problems I had were independent of the screen resolution and more GTK theme dependent. You may have to play around a bit with KDE’s settings for GTK integration – especially with the choice of the GTK design or GTK theme.

KDE and screens with different resolutions

A real problem in my opinion may result from a mixture of 2 screens with different (!) native resolutions. There is no way known to me to apply different font-settings to different screens on a KDE desktop comprising several screens in form of a Nvidia Xinerama combination.

As long as I used 2 screens – one with a resolution of 1920×1200 and one with 2560×1440 – I really suffered a bit from the display discrepancies regarding font size. Especially when I wanted to open several windows of one and the same application – as 2 windows of Eclipse – on both screens or whenever I wanted to stretch one application (e.g. VMware) over the 2 screens. You may try to find compromises – but it will never be perfect.

However, in my present daily work with 3 screens – 2 with 2560×1440 and 1 with 1920×1200 – the different display of font sizes may become even an advantage: Just by moving an application to the lower resolution screen you get a better view on details. (But I admit, this is pure luxury, not only for development work.)

Nevertheless it would be fun if KDE in the future could provide a possibility to adjust font-sizes per screen in a Xinerama version.

Performance?

I do not know exactly how a GTS 450 graphics card performs. But my guess is that even for 2 screens (with 2560×1440) performance for the simple 3D effects of a plasma desktop should be no topic at all – even for this card. Actually, it is really frustrating that you cannot use high resolution HDMI with older graphics cards – despite the fact that the graphics card may support a combined resolution of 2 x 2560×1440 for DVI capable screens and provide a sufficient performance for it.

I should, however, mention that for three screens (2 x 2560×1440, 1x 1920×1200) my GTX 750 TI works constantly with high frequencies of both CPU and memory. The card never reduces this frequencies during normal use – so it will consume more electrical power than in a 2 screen situation. For 2 screens at 2560×1440 it always reduced frequencies to lower levels when only 2D applications were used on the desktop. However, despite constant high frequencies I never noticed any heat problem under normal conditions. The ventilators operate at basic speed and temperatures are between 36 and 40 &
deg; Celsius.

With high resolution 3D games you may have a different experience – but if I play (which is seldom) I never play with extreme resolutions. So, actually I do not know how high resolution games perform on a (3D) KDE desktop.

Summary

Regarding the use of KDE with the DELL U2515H in my opinion you need not worry about font scalability and performance. You should worry more about the support of high resolution HDMI and display ports by both the physical card and the drivers for older Nvidia cards. A combination of a DELL U2515H with a screen of lower resolution will lead to problems – as visible font sizes may differ significantly.

Remark, added 17.12.2015:
Meanwhile I had the chance to test a Nvidia GTX 960 from Gigabyte together with 2 DELL U2515H connected via display port and a 1920×1200 screen connected via DVI. Works without any problems. And I see no problems with native Linux 3D OpenGL games as Red Eclipse or Xonotic at high resolutions so far. Temperatures around 43° Celsius.

Wine/Crossover Office – Positionierung und Größenänderung von KDE-Fenstern für MS Office 2007/2010

Im Rahmen von Beratungsaufträgen für Kunden bin ich immer mal wieder gezwungen, auf Windows Office-Anwendungen zurückzugreifen. Denn leider funktioniert in etlichen Fällen mit komplexeren Dokumenten oder Präsentationen der Weg

LibreOffice => Zip-File/Mail => MS Office => Zip-File/Mail => LibreOffice => Zip-File/Mail => MS Office

nicht völlig verwerfungsfrei.

Um Kundenbeschwerden aus dem Weg zu gehen, nutze ich deshalb – wenn erforderlich – MS Office 2010 Applikationen unmittelbar über Wine (in Form von Crossover Office) auf meinem Linux/KDE-Desktop. Nun habe ich mir kürzlich einen neuen Laptop zugelegt; zwangsläufig musste ich meine komplette SW-Umgebung vom Altsystem um- und nachziehen. Dabei stößt man dann im Zuge der Wine-, der Crossover Office- und der nachfolgenden MS Office-Installation unter einer passenden “Wine-Bottle” als MS-Laufzeit-Umgebung (oder nach einem Bottle-Ex/Import) zwangsläufig auf folgendes Thema:

Die KDE-Fenster für die Wine basierten MS Office-Applikationen lassen sich nach einer einmal durchgeführten Full-Screen-Maximierung nicht mehr wie andere Standardfenster mit der Maus über einen Drag-Vorgang mit der Maus auf der Menüleiste bewegen. Ferner funktionieren danach freie Größenänderungen des Fensters mit der Maus nicht mehr. Man kann nur zwischen maximaler Größe und einem vordefinierten Größen-Format hin und her schalten.

Das ganze Problem hatte ich früher schon mal durchlitten – und schließlich über KDE-Einstellungen gelöst – nur leider vergessen wie. Ärgerlich! Die Zeit zum Rumprobieren kann man sich beim nächsten Mal wirklich sparen. Deshalb hier eine Zusammenstellung der erforderlichen Schritte.

Einstellungen für die betroffene Wine/Crossover Bottle (“Flasche”) der Windows-Applikation

Hierzu das zentrale “CrossOver” Verwaltungsapplikation öffnen (im Terminal nach einer Standardinstallation z.B. über den Aufruf von “/opt/cxoffice/bin/crossover”).

Dort den Menüpunkt “Werkzeuge >> Flaschen verwalten” wählen. Die jeweilige “Flasche” für die Windows-Office-Installation im linken Seitenbereich auswählen, rechts den Tab “Systemsteuerung” wählen und darunter den Punkt “Wine Konfiguration” anklicken.

Im sich öffnenden Konfigurationsfenster den Reiter “Grafik” anklicken. Dort folgende Optionen auswählen:

  • Erlaube dem Fenstermanager die Fenster zu dekorieren
  • Erlaube dem Fenstermanager die Fenster zu kontrollieren

bottle1

Diese Einstellungen dienen dazu, dass der Window-Manager (ob unter Windows oder nicht) – zumindest grundsätzlich – die Kontrolle über die Applikationsfenster zu bekommt.

Wenn man bei einem Umzug auf ein anderes System die Export/Import-Funktionalität für Wine-Bottles nutzt, sollten diese Einstellungen auf dem neuen System bereits gegeben sein – soweit man sie auf dem Altsystem schon vorgenommen hatte.

Sonderregeln für KDE-Fenster-Einstellungen

Nun müssen wir noch die andere Seite – nämlich die des Window-Managers unter KDE betrachten. Hierzu die KDE Systemeinstellungen öffnen (im Terminal über das Kommando: systemsettings &).

Dort unter der Rubrik “Erscheinungsbild und Verhalten der Arbeitsfläche”
den Punkt “Fensterverhalten” anklicken. Im sich öffnenden Fenster “Fensterregeln” wählen. Dann den Button “Neu” klicken.

Wir landen im Reiter “Fensterübereinstimmung” eines sich neu öffnenden Dialogfensters.
Das Feld “Beschreibung” füllen wir mit Stichwörtern unserer Wahl (“MS Office 10 Regeln”). Nun ein Klick auf Button “Fenstereigenschaften ermitteln”. Dies hilft uns, Informationen dazu zu erhalten, unter welcher sog. Fensterklasse KDE die wine-basierten MS Office-Applikationen eigentlich führt. Klickt man mit dem angebotenen Kreuz-Cursor nun auf ein geöffnetes Crossover Fenster für Winword, so öffnet sich ein Fensterchen, in dem man bzgl. der sog. “Klasse” den Ausdruck “Wine (WINWORD.EXE Wine)” vorfindet.

Nach dieser Information klicken wir im Informationsfensterchen auf “Abbrechen” und landen wieder im Dialog zur “Fensterübereinstimmmung”.

bottle2

Bei der Combobox zum Punkt “Fensterklasse” nun den Punkt “Regulärer Ausdruck” wählen. Wir müssen einen Regex-Ausdruck festlegen, der die Fensterklassen, die KDE (bzw. X-Windows) den betroffenen Crossover-Fenstern zuordnet, am besten erfasst. In Anlehnung an die oben bereits ermittelte Information, die wir auf Excel und Powerpoint erweitern wollen, nehme ich

.*\b(winword.exe|excel.exe|powerpnt.exe)\b.*

Bzgl. evtl. Sorgen bzgl. einer Groß-/Kleinschreibungs-Thematik siehe den letzten Kommentar unter https://bugs.kde.org/show_bug.cgi?id=173544. Wer dem Regex wegen der Großschreibung z.B. der MS Office 2010-EXE-Dateien dennoch nicht traut, kann ja versuchsweise “i”-Modifikatoren einsetzen, wird aber feststellen, dass das i.d.R. Fehler nach sich zieht. Zusätzlich ist ein Haken beim Feld “Übereinstimmung mit gesamter Fensterklasse” erforderlich.

Wichtige Ergänzung 20.11.2015:

Speziell im Falle von Powerpoint gibt es mit den bisherigen und den nachfolgenden Einstellungen Probleme, da auch kleine Grafiken bei Verschiebungen und Größenänderungen zur Erzeugung kleiner Fenster führen, die z.B. die Verschiebung während der Mausaktion anzeigen. Man muss daher die Anwendung der nachfolgenden Regeln von vornherein weiter auf die Hauptfenster einschränken. Ein wenig Experimentieren führte mich dann zu folgender Lösung: Für das Feld “Fenstertitel” wählt man erneut “regulärer Ausdruck” und

.*\b(.*)\b.*

crossover_5_800

Nicht besonders elegant- aber wirksam. (Sicher gibt es bessere Lösungen, aber ich komme grad nicht drauf.)

Nun weiter zum Reiter “Größe und Position”. Wir wollen verhindern, dass der Fenstertyp sich beim erneuten Öffnen an eine evtl. vorgenommene Maximierung erinnert und dass wir auf eine bestimmte Geometrie festgelegt werden. Deshalb sind folgende Einstellungen erforderlich:

  • Vollbild => Erzwingen => Nein
  • Angeforderte Geometrie ignorieren => Erzwingen => Ja

bottle3

Wir bestätigen diese Einstellungen durch OK. Nach dem Schließen der Dialogfenster zu den konkreten Einstellungen aktivieren wir die geänderten Einstellungen noch über den Button “Anwenden”.

Danach verhalten sich die Crossover Fenster für MS Office Applikationen unter KDE
wie normale Fenster nativer Linux-Applikationen. Falls nicht: Einmal abmelden und dann wieder in den KDE-Desktop einloggen.

beispiel1_red

Alternative Fensterhandhabung

Ein “Alt-Klick” auf ein Fenster ermöglicht grundsätzlich dessen Verschiebung auf dem Desktop. Das gilt auch für Crossover-Fenster. Das Gleiche erreicht man über einen Klick mit der rechten Maustaste auf das Fenstersymbol zu unserem Crossover-MS-Office-Fenster in der KDE Fensterleiste und eine nachfolgende Wahl des Punktes “Weitere Aktionen” im sich öffnenden Menü. Dies führt uns zu einer Auswahl von Fensteroperationen, die sich auf diesem Wege auch für Crossover Fenster ausführen lassen. Eine dieser Fensteroperationen ist auch die Größenänderung.

Links

https://www.codeweavers.com/compatibility/crossover/forum/microsoft-office-2010?msg=157908
https://bugs.kde.org/show_bug.cgi?id=329227
http://www.linuxforen.de/forums/showthread.php?230623-Wine-Fenster-l%E4sst-sich-nicht-verschieben-und-ist-immer-im-Vordergrund
https://forum.winehq.org/viewtopic.php?f=8&t=20006

Viel Spaß dann noch mit Wine und Crossover Office! Dass man mit MS Office Spaß haben wird, ist bei den Lesern eines Linux-Blogs kaum zu erwarten. Seit MS Office 2007 frage ich mich persönlich immer wieder, welcher Wahnsinnige sich wohl die aus meiner Sicht chaotische und den Arbeitsfluss nicht fördernde, sondern eher behindernde Benutzerführung ausgedacht hat … Na ja, eingefleischte MS Fans können das sicher erklären. Ich bin jedenfalls froh, dass es ein inzwischen relativ ausgereiftes LibreOffice gibt und mir das Leben leichter macht.