Vor kurzem noch habe ich mich darüber geärgert, dass die Mozilla-Entwickler der Linux-Variante des Firefox 3.0 keine bikubische Bildinterpolation bei der Skalierung der Seiten verpasst hatten. Dies erschien mir doch als gravierender Nachteil gegenüber der Windows-Variante. Nun nach weiteren Erfahrungen – insbesondere von Kunden – sehe ich das etwas differenzierter.
Warum ?
1) Die Mozilla-Entwickler haben lt. einer Forums-Diskussion unter MS Windows auf Interpolations-Methoden (Routinen) der Microsoft GUI zurückgegriffen. Das ist insofern bedenkenswert, als hier zeitintensiver externer Code mit internen Darstellungsroutinen des Browsers verkoppelt werden muss.
2) Der Preis der unheiligen Allianz mit der Windows-GUI entpuppt sich als extrem hoch:
Man erhält nach dem Zoomen der Webseiten zwar schöne glatte Bilder – aber die Performance beim Scrollen von Bildern und IFRAMES in einer vergrößerten Zoomstufe des Browsers ist im FF 3.0 unter aller Sau und erheblich schlechter als im FF 2.X oder im MS IE 7. Die Scroll-Performance ist bereits auch ohne vergrößernden Zoom schlechter als im FF 2.0 – aber so richtig übel wird es nach dem Vergrößern (Zoomen) der Seiten: horizontales und vertikales Scrollen von Iframes mit größeren Bildern führt zu abenteuerlichen Schlingerbewegungen des Bildes, das offenbar in mehrere Bereiche unterteilt wird, die unterschiedlich schnell transportiert werden.
Hier wird deutlich erkennbar, dass die Bilder zerlegt (gekachelt) werden und dass die (vermutlich laufend) stattfindende Interpolation der Kacheln zu erheblichen Zeitverlusten während des Scrollings führt. Der MS IE 7 hat dieses Problem offenbar viel besser gelöst. Hier muss man sich wirklich fragen, wie die Mozilla-Entwickler die Loops für das Darstellen des Scrolling der IFRAMES und der enthaltenen Bilder (bzw. deren Kacheln) mit der externen Interpolationsroutine von MS verknüpft haben. Die Verlangsamung des Scrollens ist in mir bekannten Fällen gegenüber dem FF 2.0 jedenfalls nachweislich haarsträubend.
Dass es sich um ein reines Problem des FF 3.0 unter MS Windows handelt, zeigt sich denn auch an der Linux-Variante des FF 3.0: Hier funktioniert das Scrollen auch großer Bilder in IFRAMES in hohen Zoomstufen glatt und verzerrungs- bzw. ruckelfrei. Und um Mißverständnissen vorzubeugen: das liegt nicht an Parameter-Einstellungen zum “sanften Bildlauf” !
Fazit:
Wer sich mit den Teufel einlässt, muss wissen, was er tut, oder er bezahlt einen hohen Preis. Ich habe bereits den ersten Kunden, der unter Windows wieder von FF 3.0 auf MS IE umgestiegen ist.
Mir ist im Übrigen völlig unverständlich, warum die Mozilla-Entwickler nicht ein eigenes bikubisches Interpolationsverfahren in den Browser integrieren und sich diesbzgl. von der MS GUI unabhängig machen. Wie man solche Routinen aufsetzen muss, kann man an der GLIB-Komponente von PHP lernen. Es ist eine alte Erfahrung, dass man selbst entwickelten Code letztlich viel besser in performance-relevante Abläufe einbinden oder an solche Abläufe anpassen kann als externen Code.
Aber was reg ich mich auf?
Unter Linux geht das Scrollen ja immer noch performant ! Und das ist mir – ehrlich gesagt – fast lieber als glatte Bilder …