Kontact, Kmail, Adressbuch – Nachtrag

Am 19.03. habe ich mich ein wenig genervt über die Adressbuch-Philosophie der KDE-Kontact-Entwickler ausgelassen (Link zum Blog-Artikel).

Damals konnte ich die Adressen des “Default Adressbook” (Akonadi-Ressource), aber auch die Einträge eines unter Akonadi angelegten konventionellen Open-Xchange-Adressbuches (OX-Ressource) nicht unter Kmail nutzen. So funktionierte z.B. die automatische Adress-Vervollständigung während der Erstellung einer Mail nicht mehr. Die Lösung bestand darin, unabhängig von der Ressource “Default-Adressbuch” unter Kontact/Kontakte eine weitere Ressource in Form eines “herkömmlichen” Adressbuches anzulegen. Diese wurde – wenn ich mich recht erinnere – damals als Akonadi-Ressource, aber auch als KDE-Ressource bekannt gemacht.

Gestern setzte sich der Ärger bei der Neuanlage eines Users mit KDE 4.4 erneut fort: Das Anlegen einer “herkömmlichen” Adressbuches unter Kontact/Kontakte reicht definitiv nicht, um die Adressen eines externen Open-Xchange bei der Neuanlage von Mails unter Kontact/Kmail verwenden zu können. Vielmehr ist es notwenig, die externe Adressbuch-Ressource zusätzlich und manuell als KDE-Ressource über die KDE “Systemeinstellungen” anzulegen.

Wie ein normaler Anwender das bei der Einrichtung von Kontact/Kmail erkennen soll, ist mir ein Rätsel ….. aber ich wundere mich langsam über gar nichts mehr ….. und habe den alten Artikel entsprechend abgeändert.

Mails im Ausland über deutsche SMTP-Server

Immer wieder begegnet man dem Problem, dass man bei Auslandsaufenthalten genötigt wird, für den Mailversand den SMTP-Server desjenigen Providers zu verwenden, an dessen Netzwerk man gerade angebunden ist. Ich stosse auf dieses Problem u.a. immer wieder in Norwegen (Telenor, Tele2) und Frankreich (Orange, France Telekom, Bouygues, Free(box)).

Die Provider filtern Zieladressen für eine SMTP-Kommunikation (Port 25), die sich nicht auf den Provider-eigenen SMTP-Server beziehen. Angeblich, weil man auf diesem Wege Spam-Probleme besser in den Griff bekommen will. Na ja, wer’s glauben mag ….

Das Problem ist der dadurch für den Anwender generierte Aufwand. In der Regel hat man den Mail-Client (MUA, bei mir Kmail) auf seinem Notebook/Laptop ja so vorkonfiguriert, dass als SMTP-Server in der Regel ein Server des hauseigenen deutschen Providers eingestellt ist.

[Es kann aber auch auf Laptops noch komplizierter sein – nämlich dann, wenn ein eigener SMTP-Server, evtl. sogar ein lokaler SMTP-Server auf dem Laptop mit einer Relay-Server-Anbindung die SMTP-Kommunikation handhabt (z.B. in Form eines lokalen Postfix MTA mit einem IMAP MDA wie Cyrus) ].

In jedem Fall aber ärgert man sich bei Auslandsreisen jedesmal über die Notwendigkeit einer Re- oder Zusatzkonfiguration des Mail-Clients oder aber anderer Mailkomponenten (wie Postfix).

Am Schluss schleppt man eine Liste ausländischer SMTP-Server in seinen Mail-Programmen herum, aus der man je nach Standort einen bestimmten Server als den aktuellen Standard definieren muss. Schon bei manchen MUAs ist das ein Thema, denn der Mailclient sollte dann so intelligent ist, mehrere account-übergreifende SMTP-Server verwalten zu können ….

Bei einigen der ausländischen Netze habe ich deshalb mal mit einigen Linux-Tools überprüft, ob tatsächlich nur der Port 25 gefiltert wird. Dies war der Fall. Da kommt man dann auf den Gedanken, ob nicht ein anderer Port den Zugang zum SMTP-Server eines meiner deutschen Provider ermöglichen würde.

Man denkt dabei an eine TLS/SSL-Anbindung – in Frage kommen die Ports 465 und 587.

Und ja, tatsächlich ist bei zweien meiner deutschen Provider entweder der Port 465 (SMTP via SSL) oder der Port 587 zugänglich. Einer der Provider verwendet 465 in Kombination mit SMTP-AUTH, beim Port 587 ist eine Authentifizierung sowieso zwingend vorgeschrieben. Auf dem Mail-Client müssen dann natürlich die notwendigen Einstellungen für eine SMTP-Authentifizierung vorgenommen werden – was bei Kmail kein Problem darstellt.

Eine Anbindung über einen der beiden Ports 465 oder 587 kann man natürlich auch aus dem Inland vornehmen. Damit ist dann die Chance gegeben, im Inland wie auch in vielen ausländischen Netzwerken seinen Mailversand über den gewohnten SMTP-Server seines Vertrauens abzuwickeln. Standortspezifische Einstellungen entfallen dann. (Nebenbei finde ich, dass nicht jeden Provider mein Mail-Gebaren etwas angeht).

Nach meinen Erfahrungen klappt das Verwenden der Alternativports mindestens mal in Norwegen und Frankreich bestens – gefiltert wird dort nur der Port 25. Natürlich muss aber auch der eigene deutsche Provider mitspielen und die genannten Ports anbieten …..

Es lohnt sich bei häufigen Auslandsaufenthalten aber wirklich, das abzufragen und seine Mailprogramme (einmalig) auf einen der Ports 465 opder 587 umzustellen. Viel Spaß nun beim Mailen im Ausland !

Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/E-Mail-Programm
http://de.wikipedia.org/wiki/Simple_Mail_Transfer_Protocol
http://de.wikipedia.org/wiki/SMTPS
http://de.wikipedia.org/wiki/SMTP-Auth
http://forum.df.
eu/forum/showthread.php?t=49183

KDE 4.4, Kontact, Kmail und das Adressbuch

In einem Beitrag am 25.12.2009 hatte ich nach einer ersten Entäuschung geschrieben, dass man den Weg zu KDE 4.4 noch nicht im produktiven Umfeld beschreiten sollte. Inzwischen habe ich diese Zurückhaltung aufgegeben – ich setze KDE 4.4 nun produktiv ein und fühle mich in dieser Desktop-Umgebung in der täglichen Arbeit gut unterstützt.

Entsprechend habe vor kurzem einem Kollegen empfohlen, doch mal KDE 4.4 auszuprobieren. Er fand das auch gut, kam aber nicht mir der Einrichtung von Kontact/Kmail klar. Sein Kontact Adressbuch funktionierte zwar irgendwie, aber er konnte die Adressen nicht unter Kmail nutzen. Das verstehe ich gut, weil ich selber große Schwierigkeiten hatte, die aktuelle Philosophie für Kontacts Adressbuch nachzuvollziehen.

Daher auch an andere Interessierte oder Betroffene zwei Hinweise:

1) Das “Default Adress Book” unter “Kontakte” ist nicht das “Default Adressbook” unter “Kmail” !

Ich habe das aktuelle Vorgehen der KDE-Entwicklung aus einem Forum-Dialog wie folgt verstanden: Offenbar gibt es den Plan, in der Zukunft diverse Ressourcen des KDE-Desktops über einen lokalen Akonadi-Server bereitzustellen. Um sich systematisch an das Thema heranzutasten, wurde Kontacts Adressbuch als erste Applikation auf Akonadi umgestellt. Das, was man als Unbedarfter dann erwartet, ist natürlich, dass das “neue” Akonadi-basierte Adressbuch auch unter Kmail genutzt werden kann.

Nun, da irrt man. Das Akonadi-basierte “Default Adressbook” im Adressbereich von Kontact ist im Moment (!) keineswegs ein Adressbuch, welches von anderen Kontact-Applikationen genutzt werden würde oder könnte – auch wenn unter Kmail in diversen Dialogfenstern ein “Default Adress Book” aufgeführt wird.

Wenn ich das richtig sehe, so ist das Akonadi-basierte Adressbuch zur Zeit das Ergebnis eines ersten Test- und Übungsbeispiels für die KDE-Entwickler – das verwirrende Resultat für den normalen Anwender ist bislang eine “stand alone”-Lösung, die im Kontakte-Bereich von Kontact als (sinnentleerte?) Zugabe herumgeistert. Dieses Adressbuch wird im PIM nicht von anderen Applikationen benutzt !

So ist es auch kein Wunder, dass mein Freund und ich verzweifelt, aber vergeblich Testeinträge im Adressbuch anlegten, um dann herauszufinden, dass diese unter Kmail (z.B. im Rahmen der automatischen Adress-Vervollständigung) nicht angezeigt werden – obwohl sie natürlich in voller Schönheit im Adressbuch-Bereich such-, sicht- und editierbar sind. Da half und hilft kein Rumprobieren an den Einstellungen des Kmail-Editors oder das Verändern der Adressbuch-Reihenfolge – das unter diversen Kmail erwähnte “Default Adress Book” hat halt leider rein gar nix mehr mit dem im Adressbuch-Bereich angelegte “Default Adress Book” zu tun.

Liebe KDE-Truppe, der/die dafür Verantwortliche sollte wissen, dass sich das einem Anwender wahrlich nicht erschließt. Mit einer solchen Idee rechnet man schlicht nicht – ich selbst konnte es nach Jahren KDE-Verwendung auch überhaupt nicht glauben und habe das Ganze erst nach mehrmaligem Lesen eines Dialogs zwischen einem frustrierten Anwender mit einem KDE-Entwickler begriffen. Wenn man die User beim Umstieg auf KDE 4.4 verwirren wollte – dann wurde dieses Ziel in preisverdächtiger Weise erreicht.

Als fehlersuchender KDE-Anwender experimentiert ja man nicht nur mit Kontact-Einstellungen herum – nein, man wirft natürlich auch einen Blick auf den Akonadi-Server und die dort erscheinenden Ressourcen. Dieser Ausflug in eine bislang unerforschte Welt war natürlich hochinteressant – aber er nutzt einem bzgl. des Kmail-Problems nichts. Unter Akonadi erschien bei mir alles fehlerfrei – sprich der Akonadi-Server lief anstandslos und die Adressbuch-Ressource wurde auch angezeigt. Nur unter Kmail ließen sich die Adressen halt nicht verwenden.

Übrigens: Falls man bei der Einrichtung von Akonadi Probleme
haben sollte, hilft vielleicht Folgendes:

a) Virtuoso installieren

b) Bzgl. der Desktop-Suchmaschine Nepomuk folgenden Eintrag in der Datei “~/.kde4/share/config/nepomukserverrc” prüfen:

[main Settings]
Maximum memory=50
Storage Dir[$e]=$HOME/.kde4/share/apps/nepomuk/repository/main/
Used Soprano Backend=virtuosobackend

c) Ggf. “~/.config/akonadi/akonadiserverrc” löschen und den Akonadiserver über die Akonadi-Einrichtung neu starten

2) Lösung: Ignoriere im Moment das Akonadi-basierte Adressbuch und richte ein konventionelles Adressbuch unter Kontakt und ggf. auch unter KDE ein!

Hat man die obige “Philosophie” erst einmal verdaut, ist natürlich der Weg zur Lösung nicht weit. Man muss in Kontacts Adressbuch-Bereich (und ggf. unter den KDE-Ressourcen; s.u. den Hinweis vom 25.06.2010) einfach ein weiteres “Standard”-Adressbuch einrichten.

Zum Einrichtungs-Dialog für ein neues Adressbuch kommt man durch einen Klick mit der rechten Maustaste in den Seitenbereich “Adressbücher” unter “Kontakte”. Im erscheinenden Kontextmenü wählt man dann “Adressbuch hinzufügen”. In der nachfolgenden Auswahl schließlich “KDE-Adressbuch (herkömmlich)”. Es erscheint erneut ein Auswahldialog – hier muss man die für sich richtige Ressource anklicken. In meinem Fall ist das ein Adressbuch eines Open-Xchange-Servers, für das man dann die Verbindungsdaten wie in früheren Kontact-Versionen auch einträgt:

Adresse: http://my-OX-Server
User: my_user_name
Passwort: my_password

Danach Auswahl des OX-Adressbuch-Verzeichnisses – z.B. des globalen Adressbuches unter den OX-Systemordnern. Dieses so angelegte Adressbuch erscheint dann übrigens auch als Akonadi-Ressource – was einem unter Kmail aber leider nichts nutzt. ..

*******Wichtige Ergänzung vom 25.06.2010: *******
In der bei mir aktuellen Version (Kontact 4.4.5 und KMail 1.13.5) aus dem Factory-Repository von SUSE reicht der eben beschriebene Schritt unter “Kontakte” leider nicht (mehr?) aus, um die Ressource auch im KMail-Bereich verfügbar zu machen (z.B. für die automatische Adressvervollständigung). Vielmehr muss man die Adressbuch-Ressource nochmals manuell anlegen – und zwar in den KDE- “Systemeinstellungen” als allgemeine KDE-Ressource:

Entweder im KDE-Menü “Systemeinstellungen” starten oder in einem Terminalfenster “system-settings &” eingeben. Dort den Reiter “Erweitert” betätigen und dann den Eintrag “KDE-Ressourcen” wählen. Mit Hilfe der Auswahl-Combobox die Kategorie “Kontakte” einstellen. Prüfen, ob die gewünschte Adressbuch-Ressource schon als Eintrag vorhanden ist. Wenn – wie bei mir – nicht: “Hinzufügen” anklicken und in den folgenden Dialogen zum Hinzufügen einer Ressource die gleichen Schritte vornehmen, die oben für den “Kontakte”-Bereich von “Kontact” beschrieben wurden.

Im aktuellen Zustand von Kontact führt das Anlegen einer (herkömmlichen) Adressbuch-Ressource unter “Kontakte” offenbar nicht mehr zu den notwendigen KDE-Einträgen für die Ressourcen, die dann von KMail aufgegriffen werden. Was denkt der normale Anwender: Schade eigentlich … und regt sich am besten nicht auf ….
****** Ende Ergänzung 25.06.2010 *******

Hinweis: Für ein lokales Adressbuch sollte die zugehörige Datei übrigens auf

/home/user_xyz/.kde4/share/apps/kabc/std.vcf

verweisen, wenn das vcf-Format gewählt wurde.

Die so angelegten (herkömmlichen) Adressbücher werden schließlich auch unter Kmail erkannt und an den gewohnten Stellen aufgelistet. Der Adressbuch-Inhalt wird auch wie gewohnt in der automatischen Adress-Suche und -Vervollständigung beim Verfassen von Mails herangezogen. Die Reihenfolge, in der die “herkömmlichen” Adressbücher dabei verwendet werden sollen, legt man mit den üblichen Dialogen, z.B.
“Einstellungen – Kmail einrichten – E-Mail-Editor –
Vervollständigungsreihenfolge einstellen ….”,
fest. Alles wie gehabt. Ich kann seitdem wieder normal arbeiten.

Links

Einen Sinn hatte das ganze Theater aber doch: Man fängt an, sich für Akonadi zu interessieren. Als Einstieg hier ein paar Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Akonadi
http://pim.kde.org/akonadi/
http://userbase.kde.org/Akonadi

Schön ist übrigens die Einleitung zur UserBase (mit Hinweisen zur Fehlerbehebung):

“This page is mainly concerned with troubleshooting Akonadi, as there are inevitable glitches in early stages of migration. For many people the first signs of Akonadi activity will be in KDE SC 4.4, and many will be confused by it. ”

Oh, yes !