Windows 7 Updates – ein erzwungener Blick ins alltägliche Leiden vieler Zeitgenossen …

Es gibt Tage, in die der Ärger schon einprogrammiert ist. Zu solchen Tagen gehören oftmals solche, an denen man sich gezwungenermaßen mit Windows auseinandersetzen muss. Ich war vorgewarnt: Eine gute Bekannte schafft es seit ca. 6 Monaten nicht mehr, ihr WIN 7-System auf den neuesten Stand zu bringen. Nach ihrer Aussage werkelt der PC Ewigkeiten vor sich hin – von 2 CPU-Kernen ihres Laptops sei einer immer ausgelastet. Aus dem Bereich des Windows-Update-Tools kämen zudem laufend Fehlermeldungen … Sie wisse nicht mehr, was sie tun solle … (Den Rat, auf Linux zu setzen, mag sie leider aber immer noch nicht annehmen …). Tja, mir fällt da nur der Satz ein: Drum prüfe, wer sich und seinen PC ewig bindet.

Aber kein Grund zur Schadenfreude: Gestern traf es mich selber. Ich war gezwungen im Zuge von Arbeiten für einen Kunden mal wieder meine 2 Windows 7-Systeme anzuwerfen. Beide laufen unter VMware – eines auf einem Linux-PC, das andere auf einem Linux-Laptop. Das letzte Mal hatte ich das erste Windows-System Anfang März 2016 gestartet – zum Updaten – aber auch da waren schon 2 Monate ohne Benutzung ins Land gegangen. Also habe ich seit Januar dieses Jahres ohne jeglichen Einsatz von Windows gelebt; eigentlich ein Grund zur Freude! Aber Windows wäre nicht Windows, wenn es keine Probleme gäbe – das dicke Ende kam dann prompt.

Im März hatte ich das Windows-System während einer Fernsehsendung sich selbst überlassen und den Update-Prozess nicht so genau verfolgt. Möglicherweise existierte das Problem, das ich jetzt feststellen musste, damals schon. Win 7 benötigte nach dem gestrigen Neustart einige Zeit, um festzustellen, dass es ca. 35 Updates einspielen muss. OK, nicht so verwunderlich. Also: Download und Installation gestartet. Dann vergingen Stunden (!) – ohne dass irgendetwas erkennbar Sinnvolles passierte.

Ein Blick in den Task Manager ergab: Ein “svhost.exe”-Prozess rödelte und rödelte auf dem System vor sich hin. Und wie bei meiner Bekannten ziemlich CPU-intensiv: Von 2 CPU-Kernen, die ich VMware zur Verfügung gestellt hatte, war einer immer zu 100% ausgelastet, manchmal aber auch beide. Die Nutzung des RAMs (4GByte) variierte oberhalb von 80 % bis hin zu 95%. Ohne jede Fortschrittsanzeige. Ein paralleler Blick auf unsere Firewall und unseren Router zeigte währenddessen so gut wie keine Netzaktivität.

Ich habe dann testweise mein anderes (ebenfalls virtualisiertes) Windows-7-System auf dem Laptop gestartet. Das gleiche Chaos – über Stunden. Auf dem PC-System habe ich dann nach 3 Stunden den Update-Prozess abgebrochen; es wurden dann drei kleinere Updates von 5 erfolgreich installiert; für 2 weitere kamen Fehlermeldungen, der Rest der 35 Updates wurde als abgebrochen angezeigt. Ein erneuter Versuch, Updates zu such und zu laden, mündete dann erneut in einen nicht enden wollenden Suchvorgang, erst mit hoher CPU-Auslastung durch einen msinstaller-Prozess, dann wieder svchost.exe – ohne jeden erkennbaren Fortschritt. Ich habe dann entnervt abgeschaltet.

Der einzige Trost: Ich war und bin nicht allein. Offenbar gab und gibt es seit Juli 2015 (!) regelmäßig Probleme mit Windows 7 und automatischen Updates. Ich gebe als Beleg nur 2 Links zu relativ aktuellen Blogs an, die gleichzeitig Hinweise zur Problembehebung enthalten; die Trefferliste von Betroffenen, die sich im Internet zu Schlagwörtern wie “windows 7 updates slow high cpu” äußern, ist aber gigantisch :

https://alexanderschimpf.de/windows-7-update-es-wird-nach-updates-gesucht
http://www.borncity.com/blog/2016/07/17/windows-7-und-die-langsame-update-suche-july-2016/comment-page-1/

Dass es auf manchen Systemen noch zu ganz anderen gravierenden Problemen mit Windows 7 Updates kommen kann, illustrieren folgende Artikel
http://www.computerworld.com/article/3070446/windows-pcs/windows-update-on-windows-7-is-still-a-problem.html
https://blog.botfrei.de/2016/05/microsoft-update-fuer-windows-7-sorgt-fuer-probleme/

Im übrigen scheint auch Win 10 von Update Problemen betroffen zu sein:
https://www.quora.com/Microsoft-Windows-10-Why-is-Windows-10-update-extremely-slow
https://support.microsoft.com/de-de/kb/3102810
http://www.itpro.co.uk/operating-systems/25802/15-windows-10-problems-and-how-to-fix-them-5

Was bin ich froh, dass ich mich mit dieser Art von Problemen normalerweise nicht auseinandersetzen muss! Mir tun die (z.T. regelmäßig) Betroffenen ehrlich leid.

Lösung für Win 7

Ich bin dann heute dem Ratschlag der Artikel hinter den beiden ersten Links gefolgt:

  • Schritt 1: Das Windows Update Tool über die Systemsteuerung (temporär) so einstellen, dass es nicht nach neuen Updates sucht.
  • Schritt 2: manueller Download folgenden Paketes, das viele Updates bündelt und einer Art Service Pack für Win 7 [64Bit] entspricht:
    windows6.1-kb3172605-x64_26f4cc7831a0d76393445b7b0a1a3ed5cd5b4047.msu
    Link:
    http://download.windowsupdate.com/d/msdownload/update/software/updt/2016/07/windows6.1-kb3172605-x64_26f4cc7831a0d76393445b7b0a1a3ed5cd5b4047.msu
    (siehe auch: https://alexanderschimpf.de/windows-7-update-pack)
     
    Nachtrag 29.09.2019: Nutzer eines 32Bit-Windows-7-Systems müssen sich folgendes Paket herunterladen und installieren:
    http://download.windowsupdate.com/d/msdownload/update/software/updt/2016/07/windows6.1-kb3172605-x86_4a9464688e111c4c1f63f94b543495f15ce6558d.msu
  • Schritt 3: Doppelklick auf die heruntergeladene Datei. Es öffnet sich ein rel. kleines, abgeundetes Fenster des Win 7 Update-Prozesses. Und der beginnt leider erneut mit der stundenlangen Suche nach Updates … grrr .. Die automatischen Update-Prozesse, die das Chaos verursachen laufen also noch.
  • Schritt 4: Taskmanager starten (Ctrl-Alt-Delete) => alle Prozesse anzeigen lassen und nach CPU-Verbrauch sortieren => den führenden “svchost.exe”-Prozess, der praktisch einen CPU-Kern (oder die ganze CPU) auslastet, manuell beenden.
  • Schritt 5: Erneuter Doppelklick auf die heruntergeladenenn msu-Datei. Leider kommt dann typischerweise noch eine Warnung des Typs: “Only one instance of wusa.exe is allowed to run” => Task-Manager => Prozessanzeige => alphabetisch sortieren => wusa.exe-Prozess beenden.
  • Schritt 6: Erneuter Klick auf die heruntergeladene msu-Datei => es öffnet sich nun ein (rechteckiges) Fenster, das nach wenigen Augenblicken eine Bestätigung zur Installation anfordert => Installation durchführen lassen.

Dann passiert tatsächlich was. Nach relativ kurzer Zeit (bei mir ca. 2 Minuten) ist die Installation fertig. Nach dem bei Windows üblichen
kompletten Systemneustart den Abschluss der Installation abwarten. Danach einloggen und die Einstellungen zum Windows-Update wieder ändern; bei mir “Nach Updates suchen, aber Zeitpunkt zum Herunterladen und Installieren manuell festlegen”. Dann erneut nach Updates suchen lassen.

Das Positive war, dass die Suche nun nur ca. 1 bis 2 Minuten dauerte. Merkwürdig allerdings, dass nun auf einmal 45 Updates gefunden wurden, die noch zu installieren waren (ohne die optionalen). Also deutlich mehr als ursprünglich erkannt. Über die Gründe kann man nur spekulieren: Vielleicht setzten die neuen Updates die vorherige Installation anderer Updates voraus – und Windows ist nicht in der Lage, das vernünftig zu organisieren. Oder schlicht Fehler? Wer weiß.
Das Ganze bestätigt nur, wie seltsam und ineffizient das Windows-Update-System organisiert ist – und wie der User eigentlich hilflos daneben steht. Jedenfalls liefen sowohl der Download und auch die Installation danach wieder zügig durch. Auch für optionale Updates und auch – mit gleicher Vorgehensweise – auf dem zweiten Win 7 System.

Habe aufgrund dieses Erfolges nun meine Bekannte unterrichtet: Auch da führte das Procedere zum Erfolg. Sie kann nun – nach einem halben Jahr Leiden und Arbeitsbehinderung durch hohe CPU-Auslastung eines nie enden wollenden Update-Prozesses – endlich wieder mit ihrem Windows arbeiten. Die Arme …

Fazit

Windows ist immer mal wieder ein Leiden. Gott sei Dank gibt es so nette Leute wie die Herren Dr. Schimpf und Hrn. Born, die die oben genannten Artikel geschrieben haben – Ihnen gebührt Dank für ihre Versuche und Tests. Wie einer von Ihnen sagte: Zumindest bis zum nächsten patch day …

Und zum Abschluss noch folgende Feststellung: Würde sich jemand mal die Mühe machen, die durch die Windows-Update-Probleme entstandene Arbeitsbehinderung für betroffene Normal-User in Deutschland zu ermitteln und hochzurechnen, so würde man wahrscheinlich feststellen, dass die Nutzung von Win 7 im letzten Jahr massive volkswirtschaftliche Schäden verursacht hat. Neben verlorener Arbeitszeit ist auch der verursachte überflüssige Stromverbrauch zu nennen.

Ein Grund mehr, sich über sein Linux zu freuen – und den relativen Komfort der dortigen Paket-Manager zu genießen.

OpenSSH – lesenswerte Website zur Härtung der Konfiguration

Immer wieder mal tauchen Fragen zu Einstellungen von (Open-) SSH in den Dateien “/etc/sshd_config” oder der “/etc/ssh/ssh_config” auf, mit denen sich SSH härten lässt. In der letzten Zeit haben im Besonderen Parameter an Bedeutung gewonnen, die sich auf die Auswahl von Algorithmen, vordefinierten FFC-Parametergruppen oder Hash-Verfahren für den initialen Schlüsselaustausch im Rahmen des Diffie-Hellman-Verfahrens beziehen.

Es gibt zu den Einstellmöglichkeiten von OpenSSH eine nützliche Webseite, die das Wichtigste ausführt:
https://stribika.github.io/2015/01/04/secure-secure-shell.html

Was immer man ansonsten über die Tonlage des Artikels denkt: Hier erfährt man etwas über SSH-Parameter, über die man als Systemadministrator vielleicht noch nicht in aller Konsequenz nachgedacht hat. Schon das allein macht den Artikel interessant und lesenswert.